Am Anfang

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Ich mochte diesen Job nicht besonders, aber wenigstens brachte er Geld. Nach den zwei Jahren im Knast hatte ich noch ein Jahr Bewährung vor mir, die Kosten für den Anwalt aus dem Zivilprozess stotterten sich auch nicht von alleine ab und wenn du mal ins Loch eingefahren bist, dann ist es wirklich hart, draußen wieder Fuß zu fassen und auch sauber zu bleiben. Vor allem als Frau.

Aber ich hatte Glück. Meine Bewährungshelferin war ganz in Ordnung, keine von diesen jungen Welterklärerinnen oder eine frustrierte Schlampe, die ihren Job eigentlich hasste, es aber nie zugegeben hätte. Und nachdem sie merkte, dass es mir wirklich ernst war und ich jede Woche brav zum Antiaggressionstraining pilgerte, zauberte sie irgendwie diese Stelle aus dem Hut.

S&M Furnitures, eine Tischlerei, die sich auf die Herstellung von BDSM-Möbeln spezialisiert hatte. Betten, Streckbänke, Böcke, alles, was ein paar gelangweilte Yuppies brauchten, um sich aufzugeilen. Ob ich ein Problem damit hätte. Nein, hatte ich nicht. Die suchen einen Fahrer, der das Zeug liefert und hin und wieder auch aufbaut, ob ich das könne. Klar konnte ich das. Hatte ja lange genug am Bau gearbeitet.

Die Inhaber, ein Pärchen mittleren Alters, er Tischler, sie Designerin, waren fair. Sie hatten weder ein Problem mit meinem Vorstrafenregister noch damit, dass ich Lesbe bin. Drei Monate Probezeit, danach ein unbefristeter Arbeitsvertrag. Glück gehabt, dachte ich mir.

Die Bewährungshelferin fand eine Wohnung für mich, ein abgefucktes Zimmer mit Kochnische draußen am Stadtrand in einem dieser Nutztierkäfige, die sie Sozialbauten nannten. Es war mir recht. Besser als die enge Zelle, die ich mit den andern drei teilte, war es allemal. Ich stand am Anfang. Es war gut so.

Die letzte LieferungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt