Das römische Zimmer

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„Gewiss sind sie etwas konsterniert, meine Liebe", sprach sie weiter, „dass drei so alte Schachteln wie wir, ihre Dienste in Anspruch nehmen!"

Ich zuckte mit den Schultern. War mir doch egal, warum wer das kaufte, was S&M Furniture produzierte. Ich war ja nur die Lieferantin. Auch die anderen beiden hatten sich nun gesetzt und schauten mich groß an.

„Aber wissen Sie, meine Liebe", fuhr sie fort, „seit wir alle drei nun endlich verwitwet sind und nicht zuletzt auch aufgrund unseres Alters keine Zeit mehr haben, uns für bestimmte Dinge zu schämen, tun wir das auch nicht."

„Find ich voll in Ordnung", merkte ich an, „aber mal ehrlich, mit wem wollen sie denn dann spielen, wenn ich ihnen das da anmontiert habe."

„Oh, das wird sich zeigen", grinste die lange Ernestine und Gertrud nickte dazu und ruckelte mit ihren Gehgestell.

„Und wo kommt das Ding jetzt hin?", wollte ich wissen und spülte den staubtrockenen Keks mit Tee runter. Ich wollte dann wirklich bald ins Wochenende.

„Ich zeig es Ihnen", sagte Ernestine, „Wenn Sie mir bitte folgen wollen!"

„Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir Ihnen beim Arbeiten zusehen?", vergewisserte sich Gertrud und schob auch schon den Rollstuhl mit Hilda hinter uns her.

Natürlich hatte ich nichts dagegen. Wie denn auch, war ja ihre Wohnung.

Ernestine führte mich ins hinterste Zimmer, ganz am Ende des Flurs, öffnete die Flügeltüren und sagte: „Hier bitte!"

Als ich durch die Tür trat, merkte ich in den Augenwinkeln, wie sie an meinem Nacken roch und meinen Schweißgeruch tief inhalierte. Sie schloss für einen Moment die Augen und wankte. Ich griff zu und fasste sie an den Oberarm.

„Vorsicht, Lady!"

„Oh danke, ja", antwortete sie und lächelte, noch immer mit geschlossenen Augen. Für einen Moment war es mir, als hätte ich um eine Spur zu fest zugegriffen. Aber es schien sie nicht gestört zu haben. Im Gegenteil.

Das Zimmer war ein klassisches Spielzimmer. Nein, keines für Tarock oder Bridge, sondern für ganz andere Spiele. Gut 25 Quadratmeter groß, mit Spiegeln an der Decke, einem hochflorigen, roten Teppichboden und dicke Vorhänge, die nur gedämpftes Licht von außen einließen. An einer Seite standen breite Lederfauteuils, in der Mitte ein zwei mal zwei Meter großes Himmelbett aus schwarzem Stahlrohr, von allen Seiten her zugänglich und einsehbar. Eine altmodische Kommode aus Nußholz beherbergte offensichtlich das Spielzeug der drei Grazien, was immer das auch sein mochte, an einem schwarzen Kleiderständer hing eine Auswahl an Gerten, Peitschen und Paddles. Die Wände waren mit Fresken von kopulierenden Paaren in einer toskanischen Landschaft bemalt, Frauen, die von Mädchen in durchsichtigen Gewändern liebkost, von mystischen Gestalten gepeitscht, oder von Faunen besprungen wurden.

„Unser römisches Zimmer!", erklärte Ernestine.

Ich hatte in den letzten drei Monaten wirklich schon eine Menge solche Lustkammern gesehen. Die meisten in Kellern von Einfamilienhäuser, manche in Schlafzimmern, nur wenige hatten eigene Spielzimmer. Aber keines war so stilsicher eingerichtet wie dieses hier. Nur die, den Lederfauteuils gegenüberliegende Wand war leergeräumt, davor lag eine Bahn Abdeckfolie.

„Und da soll das Ding rauf?", vergewisserte ich mich.

„Wir bitten darum, gnädiges Fräulein!", meldete sich nun die Hausherrin wieder, die zwischen zwei Lederfauteuils geschoben wurde, auf denen ihre Freundinnen Platz nahmen

Okay, dachte ich, fangen wir an mit der Show.

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