Ich holte das Paket aus der Diele, warf es auf das Bett im Spielzimmer der drei Ladys und befreite es von der Verpackung. Die drei Oldies saßen da, auf ihren Plätzen, und hatten großes Kino. „Unser Päckchen, unser Päckchen!", kickste Gertrud und klatschte in die Hände wie ein Kleinkind am Heiligabend.
Naja, Päckchen kann man das nicht mehr nennen, dachte ich, zwanzig Kilo schwer, massive Buche, Leder, die stählernen Ringe. Aber gut, wenn ihr meint.
Ich zog die Montageschablone raus, hielt sie an die Wand und markierte die Bohrlöcher. Die Mauer war wie Butter, hundert Mal verputzt und bemalt, aber irgendwann fand der Bohrer die Ziegel. Sechzehn Achterdübel, sechzehn Hunderterschrauben, dann rasteten die Stahlscharniere ein und das Ding hing. Das Trio hinter mir klatschte Applaus, während ich den Staub vom Boden aufkehrte. Dann setzte ich mich zu ihnen auf einen dieser Lederfauteuils und betrachtete mein Werk.
„Und Ladies? Passt das so?"
„Hervorragend, meine Liebe!", lobte Hilda, tätschelte mir das Knie und ließ ihre Hand auf meinem Oberschenkel liegen, während die lange Ernestine schon wieder an mir schnüffelte.
„Und wie flink Sie das montiert haben!", meinte Gertrud, „Wunderschön mit anzusehen."
Ernestine grinste nur und hatte die Augen geschlossen. War offensichtlich high geworden von meinem Schweißgeruch.
„Gut, freut mich!", gab ich ehrlich zu und wollte den Karton zusammenpacken und nun endlich ins Wochenende. Ging aber nicht. Hilda hielt noch immer mein Knie fest und ihr Griff war wie ein Schraubstock.
„Aber, aber, meine Liebe", lächelte sie mich an, „Nicht so hastig. Wir sind noch nicht fertig!"
„Ich schon!", meinte ich. Und irrte mich gewaltig.
„Noch nicht ganz", meldete sich nun auch Gertrud wieder, „Wir haben Montage und Vollservice bestellt!"
Ich sah sie fragend an.
„Die Montage ist erledigt", erklärte Ernestine, „jetzt kommt der Vollservice!"
Ich stand noch immer auf der Leitung.
„Es scheint, liebste Karin, Ihr Auftrag ist Ihnen nicht so geläufig, wie es wünschenswert wäre", vermutete Hilda. Ihre Stimme war plötzlich eine Spur schärfer geworden. „Vollservice heißt, das bestellte Gerät wird an der liefernden Person getestet. Und zwar noch am Tag der Lieferung."
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Die letzte Lieferung
Literatura FemininaLiz und Jana sind im Urlaub. Karin nicht. Sie muss arbeiten, in der Hitze der Stadt. Aber es wird noch viel heißer, als ihr ohnehin schon ist.