Kapitel 1

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"Each friend represents a world in us, a world possibly not born until they arrive, and it is only by this meeting that a new world is born" - Anaïs Nin


***


Mario stürmte gerade aus dem Bad, als seine Mutter ein weiteres Mal seinen Namen rief. Als wäre er nicht schon genug im Stress, nachdem er ganze 20 Minuten verschlafen hatte. Wieder mal.
»Mario, du wirst zu spät kommen«!
»Ist ja gut, ist ja gut! Ich komm ja schon«! schrie er in Richtung Zimmer Tür, schnappte sich seine Trainingstasche und raste die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Trotz seiner 20 Jahre konnte sich seine Mutter einfach nicht beherrschen und behandelte ihn immer noch wie einen 10-Jähren.
»Hier Schatz« sagte sie und hielt ihm eine Banane unter die Nase. Er sah sie verwirrt an.

»Du hast nichts gegessen und du weißt dass das deine Leistung beeinflusst« sagte sie streng und wartete anscheinend darauf, dass Mario ihr sie endlich abnahm. Schließlich gab er sich geschlagen und verschwand in Lichtgeschwindigkeit aus der Tür, nachdem er seiner Mutter einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte.
Er war wirklich froh, dass er seinen Führerschein hatte und ein guter Fahrer war, sonst würde er jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Er raste Dortmunds Straßen entlang, über rote Ampeln und Kreuzungen, bis er endlich die Einfahrt des Trainingsgeländes sah. 

***

Schnell stieg er aus seinem Wagen und raste ins innere zu den Umkleidekabinen, wo er von einem schadenfrohen Mats begrüßt wurde.
»Na, hat Mami dich wieder vergessen zu wecken«? Grinste er und trat zur Seite, damit Mario den Raum betreten konnte.
»Sehr witzig«.. murmelte er und schloss seinen Schrank auf um seine große Sporttasche achtlos in das kleine Fach zu quetschen. So lief es fast jeden Morgen. Mario kam zu spät und musste sich irgendwelche Sprüche anhören, die er schon tausend mal zuvor gehört hatte.
»Hey« sagte Marco der plötzlich hinter ihm stand und seine Hand auf Marios Rücken legte um ihn nicht zu erschrecken. 
Mario drehte sich zu dem blonden Mann um; ein breites grinsen auf dem Gesicht. 
»Hey! Wie lange bist du schon hier«? Fragte er und kuschelte sich in Marcos Arme, der ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte.   
»Seit 15 Minuten ungefähr« erwiderte er und lachte, wohl wissend das Mario nie 5 Minuten vor Trainingsbeginn hier auftauschen würde. Mario grummelte etwas unverständliches gegen Marcos Schulter, der wieder von ihm abließ. 
»Ach, da ist ja unser Pärchen« witzelte Kevin der gerade hereingeschneit kam und grinste die beiden an, während er mit den Augenbrauen wackelte.
»Ach Kevin, sei doch nicht immer so neidisch« gab Marco ebenfalls grinsend im vorbeigehen zurück.

***

 »Okay Leute, ich machs kurz. Cardio ist angesagt, dass heißt wir machen heute Lauftraining« eröffnete Kloppo, der in der Mitte des Kreises stand den die Spieler um ihn gebildet hatten. Ein genervtes raunen ging durch die Masse. Niemand hatte lust darauf bei 30°C im Schatten zu Schwitzen, zumal die strahlende Vormittagssonne unbarmherzig auf den Trainingsplatz knallte.
»Ein bisschen mehr Begeisterung wenn ich bitten darf« sagte Kloppo lachend und klatschte dann ein paar mal in die Hände um zu signalisieren das seine Rede zu Ende war und die Jungs loslegen sollten.

***

»Lust auf ein kleines Rennen«? fragte Marco, der nach einiger Zeit plötzlich neben Mario auftauchte und ihn herausfordernd ansah. Mario schnaubte nur verächtlich.     
»Ganz sicher nicht« gab er zurück - seine Wangen hatten schon jetzt die Farbe einer Tomate angenommen und seine schweißnassen Haare klebten ihm an der Stirn.
»Komm schon Mario, sei nicht so faul«!
»Ich bin nicht faul, du bist einfach nur verrückt weil du ernsthaft denkst das ich bei diesen Temperaturen schneller renne als nötig« gab er etwas außer Atem zurück.
»Komm schon! Ich lade dich heute auch zum essen ein wenn du gewinnst«. Als Mario seinen Blick von dem Rasen vor ihm löste und Marco ansah, zwinkerte dieser im zu.
Mario seufzte laut und gab sich geschlagen. Seinem besten Freund konnte er noch nie etwas ausschlagen, vor allem wenn es um essen ging. Auch wenn er sich ziemlich sicher war das er dieses rennen nicht überleben wird. Wahrscheinlich wird er an einem Herzinfarkt sterben oder auf seinem eigenen Schweiß ausrutschen und sich das Genick brechen. Als sich ein Bild von diesem Szenario in seinem Kopf bildete, fing er kurz an zu kichern.
»Was ist so komisch«? Fragte Marco mit einem lächeln im Gesicht, den Blick immer noch an Mario geheftet.  »Lachst du mich etwa aus«?
»Nein nein,... vergiss es« erwiderte Mario und schüttelte immer noch lachend seinen Kopf.
»Also was ist nun«?
»Ja ok, du hast mich überzeugt«.

***

Marco grinste triumphierend als er sich direkt neben Mario platzierte. Kevin stand an der Seite um dem Countdown zu zählen.
»Seid ihr bereit«? Rief er und Mario und Marco nickten.
»3,2,1«.... »LOS«!
Mario rannte und rannte und rannte. Er wollte Marco nicht die Genugtuung gönnen und verlieren, doch als Marco in Rekordgeschwindigkeit an ihm vorbeizog wusste er, dass sich das mit dem Gewinnen erledigt hatte. Er wusste sowieso nicht, wieso er sich immer wieder auf solche Rennen einließ. Sie machten das öfter während des Trainings und jedes Mal ging es um was anderes. Und jedes Mal verlor er, zumindest gegen Marco.  
Als Mario in dem mit einem Stock festgesteckten Ziel ankam, stand Marco schon dort, die Hände in die Hüften gestemmt und breit grinsend, natürlich.
»Ja ja ist ja gut, halt einfach den Mund« quengelte Mario außer Atem und Marco verkniff sich seinen Spruch.
 »Hier«! Rief Kevin und warf Mario ein in kaltes Wasser getränktes Handtuch zu. Mario warf ihm einen dankbaren Blick zu und fuhr sich damit durchs Gesicht und über den Hals. Er merkte wie sein Herzschlag sich langsam wieder normalisierte und seufzte dankbar.

***

»Wieso lässt du dich immer wieder auf mich ein, hm? Du weißt doch, dass du verlierst« neckte Marco Mario schließlich. Das Training war vorbei und alle waren dankbar endlich wieder in der klimatisierten Kabine zu sein und duschen zu können.
»Irgendwann kommt der Tag an dem ich dich schlage Reus, glaub mir« gab Mario in gespielt ernstem Ton zurück. Ein amüsiertes grinsen erschien auf Marcos Gesicht. Marco liebte es Mario zu ärgern und er nutze jede Gelegenheit dazu schamlos aus. 
»Das bezweifel ich, aber es ist schön das du noch Träume hast Mario« sagte er und verschwand in den Duschräumen nachdem er Mario ein paar Mal auf die Schulter geklopft hatte.

***

Nachdem alle frisch geduscht waren fuhren sie zum Vapiano, um endlich zu essen. 
»Schon wieder Nudeln Kevin? Du siehst schon aus wie eine« scherzte Schmelle als er durch die Speisekarte blätterte, die eigentlich alle anwesenden eingeschlossen ihm schon längst auswendig konnten.
»Sagt der, der immer wieder die gleiche Pizza bestellt, jeden verdammten Tag« konterte Kevin und die anderen amüsierten sich über die beiden.
»Und was bestellt ihr, die Pizza in Herzform«? fragte Kevin und Mario und Marco verdrehten gleichzeitig die Augen.
»Als würde Mario jemals sein essen mit jemandem teilen« lachte Marco und auch wenn Mario ihm eigentlich einen bösen Blick zuwerfen wollte konnte er sich sein grinsen nicht verkneifen. Irgendwie mochte er es ja auch, von Marco geärgert zu werden.

***

Als alle fertig waren und schon ein paar der Jungs auf dem Weg nach Hause waren, winkte Marco die Bedienung zu sich um sein essen zu bezahlen.
Mario suchte schon in seiner Brieftasche nach dem passenden Kleingeld, als Marco seine Hand auf sein Handgelenk legte.
»Lass stecken Mario, ich bezahl das für dich« sagte er und lächelte ihn an.
»Du weißt aber schon das ich mir das auch selber leisten kann, oder? Ich verdiene genauso viel wie du« sagte er amüsiert und fügte hinzu »außerdem habe ich das Rennen verloren«.
»Ich will trotzdem für dich bezahlen... jetzt pack das Portmonnaie weg«! Sagte er lachend und gab der der Kellnerin den geforderten Betrag plus Trinkgeld das ihre Augen groß werden ließ.
»Männer bezahlen nun mal für ihre Freundin« sagte Kevin lachend bevor beide aufstanden und zu ihren Autos liefen die sie nebeneinander geparkt hatten. 
»Na klasse, genau in Sonne geparkt, wahrscheinlich werde ich jetzt da drin gegrillt« jammerte Mario und Marco, der sein Auto unter einem Baum geparkt hatte, lachte. 
»Nachher bei mir«? fragte Marco grinsend, wohl wissend wie die Worte klangen. Doch bei den beiden war das normal und beide wussten, dass es sich dabei einzig und allein ums Fifa zocken handelte. Mario versuchte Marco jedes Mal dazu zu überreden lieber PES zu spielen, doch er war jedes Mal erfolglos. 
»Sicher doch« erwiderte Mario, ebenfalls ein freches grinsen auf den Lippen.

***

Nachdem Mario seine Sachen bei sich zu Hause abgeladen und seinen Eltern erzählt hatte wo er hinfährt, stand er schließlich vor Marcos Tür. Er war nicht neidisch das Marco schon sein eigene Wohnung hatte, er möchte es bei seinen Eltern zu wohnen. Hauptsächlich, weil er seine Wäsche nicht selber waschen musste.
»Hey«! Begrüßte ihn Marco mit seinem typischen schiefen Grinsen und trat zur Seite, damit Mario seinen Wohnung betreten konnte. Ihm war immer schon schleierhaft wie ein Chaot wie Marco seine Wohnung so penibel sauber halten konnte.
Nachdem er seine Schuhe im Flur ausgezogen hatte, folgte er seinem besten Freund ins Wohnzimmer. Die Playstation war schon an und Snacks und Getränke standen auf dem Tisch vor dem Sofa bereit. 
»Was ist denn mit dir los«? Fragt Mario verwundert. Das alles schon vorbereitet ist hatte er noch nie erlebt.
»Ich hatte wohl einfach zu viel Zeit« erwiderte Marco lachend und ließ sich auf sein riesiges Sofa fallen. Mario wollte gar nicht darüber nachdenken wie teuer es war und was wohl passieren würde, wenn er klebrige Cola darüber verschütten würde.
Marco klopfte mit seiner offenen Hand auf den Platz neben ihm um Mario zu zeigen das er sich neben ihn setzen soll.
»Wie geht's deinen Eltern«? Fragte Marco als die beiden gerade dabei waren ihre Spieler auszuwählen.
»Sehr gut. Naja, meine Mutter ist gestresst wegen dem treffen mit ihren Freundinnen am Wochenende. Sie ist halt Perfektionistin«  sagte Mario kichernd und Marco schüttelte grinsend seinen Kopf.
»Wie geht's deiner Schwester«?
»Sie ist hochschwanger, wie solls ihr schon gehen« lacht Marco.  »Sie ist den ganzen Tag lang nur am meckern habe ich gehört«.
»Freust du dich schon auf deinen Neffen«?
Die Erwähnung seines Neffen ließen Marcos Augen leuchten. Kinder hatte er schon immer gemocht und konnte es nicht erwarten bis seine Schwester endlich ihr Kind bekam.
»Natürlich! Ich kanns kaum erwarten. Ich habe sogar schon Baby-Klamotten und tonnenweise Spielzeug gekauft« gab er zu und errötete ein wenig. Also Mario ihn so sah, mit seinen roten Wangen und dem glitzern in seinen Augen, spürte er ein komisches Gefühl in seinem Bauch. Eins, dass er noch nie gespürt hatte. Marco sah im wohl an das etwas nicht stimmte, denn er fragte  »Ist alles okay? Ist dir schlecht«?
Mario wusste es nicht. Er hatte das noch nie erlebt.
»Ich.. ich glaube ich habe zu schnell gegessen oder so, ist schon gut« sagte er und zeigte sein schönstes lächeln, um Marco zu beweisen das wirklich alles okay war.
Marco nickte nur.
»Willst du mir nicht die Sachen zeigen«?
Marco sah erst aus als würde er nicht verstehen was Mario meinte, doch dann machte es klick.
»Ja klar, wenn du willst« erwiderte Marco.
Und ob Mario wollte. Er wollte wieder dieses Leuchten in Marcos Augen sehen. Er wollte wieder dieses komische Gefühl in seinem Bauch spüren.
»Ja« sagte Mario. Marco sprang auf und hüpfte aufgeregt in Richtung Schlafzimmer.
Dies war der erste Abend seit 3 Monaten den sie nicht mit Playstation und ungesunden Snacks verbracht haben.

***
»Hast du hunger Schatz«? fragte Astrid ihren Sohn, als Mario gerade zur Tür herein geschneit kam.
»Das du überhaupt noch fragst« lachte Mario als er sich die Schuhe auszog und neben Felix am Esstisch in der Küche platz nahm.
»Was gibt's denn«? fragte er neugierig als seine Mutter gerade den Topf vom Herd nahm um das Abendessen auf die Teller zu füllen die schon bereit standen.
»Apfelspätzle« sagte sie stolz und kicherte als Mario einen Freudenschrei ausstieß. Apfelspätzle waren Marios liebstes Essen, er konnte einfach nicht genug davon bekommen.
»Hat Fabi angerufen«?
»Ja, ich soll dich schön von ihm grüßen«. 

***
Nachdem er satt und zufrieden seinen leeren Teller in die Spülmaschine geräumt hatte, machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Jetzt erst merkte er, wie müde er eigentlich war. Das liegt bestimmt an diesem blöden rennen dachte er, konnte aber nicht anders als zu grinsen. Er hatte noch nie jemanden in seinem Leben mit dem er die Zeit so sehr genoss wie mit Marco. Als Marco ihn vor 3 Monaten angerufen und ihm erzählt hatte das der deal mit dem BVB fix wäre und er bald dort anfangen würde, hätte Mario nicht glücklicher sein können. Er hatte sich von Anfang an gut mit Marco verstanden und irgendwann hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie beste Freunde waren. Das Marco nun im gleichen Verein spielte wie er, war die Krönung.
Er zog sich bis auf die Boxershorts aus, schnappte sich sein Handy von der Kommode und krabbelte unter die kühle Decke seines Bettes.
Gerade als ihm so langsam die Augen zufielen, vibrierte sein Handy. Er linste mit einem Auge auf den Bildschirm und sah, dass Marco ihm geschrieben hatte.

Woody: morgen fällt training aus. lust was zu machen? :) [22:11 Uhr]
 
 


This Is How Galaxies Collide (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt