𝐧𝐞𝐮𝐧 - 𝐠𝐞𝐭𝐫𝐞𝐧𝐧𝐭𝐞 𝐖𝐞𝐠𝐞

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Ivana

Stunden waren mittlerweile vergangen.
Wir lagen im Bett, hatten vor etwa einer Stunde etwas zu essen bekommen und das war's auch schon.
Die Langeweile war kaum auszuhalten.
Natalia machte ein Nickerchen, während Carmen kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, weil sie nicht akzeptieren konnte, dass sie verkauft worden war und bald weg sein würde.

Carmen lief im Zimmer auf und ab, ihre Hände zitterten vor Angst.
„Das kann nicht wahr sein", murmelte sie immer wieder. „Das darf einfach nicht wahr sein."

Ich versuchte, ruhig zu bleiben, doch auch mir fiel es schwer, die Fassung zu bewahren.
Die Ungewissheit nagte an meinen Nerven, und jede Minute, die verstrich, machte die Situation unerträglicher.

Natalia wachte plötzlich auf und setzte sich benommen auf.
„Wie viel Uhr ist es?" fragte sie mit verschlafener Stimme.

„Elf", antwortete ich seufzend.

Carmen blieb abrupt stehen und sah uns mit weit aufgerissenen Augen an.
„Ich kann das nicht ertragen", sagte sie, ihre Stimme bebte.
„Ich kann das einfach nicht ertragen. Was wird mit mir passieren?"

„Wir werden einen Weg finden", versuchte ich sie zu beruhigen.
„Wir lassen dich nicht im Stich, Carmen. Wir müssen einfach einen Plan schmieden."

„Aber wie?" fragte sie verzweifelt.
„Wie sollen wir hier rauskommen?"

„Wir müssen einfach stark bleiben und zusammenhalten", sagte ich fest.
„Es gibt immer einen Weg."

Natalia nickte zustimmend.
„Ja, wir dürfen nicht aufgeben. Wir müssen kämpfen, egal wie aussichtslos es scheint."

Unser Gespräch wurde brutal unterbrochen.
Die Tür wurde aufgeschlossen und vor uns standen zwei große Männer.

Die beiden Männer sahen uns mit kalten, berechnenden Augen an. Sie trugen schwarze Anzüge und ihre Präsenz ließ keinen Zweifel daran, dass sie hier das Sagen hatten. Der eine von ihnen, ein bulliger Typ mit einem kantigen Kinn, trat einen Schritt nach vorne.

„Ihr drei", sagte er mit einer Stimme, die keinerlei Emotionen verriet. „Kommt mit."

Carmen zitterte am ganzen Körper und klammerte sich an mich.
„Bitte, lasst uns in Ruhe", flüsterte sie, ihre Augen flehten um Gnade.

Der bullige Mann beachtete sie nicht weiter. „Jetzt", befahl er und machte eine auffordernde Geste.

Natalia, immer noch benommen vom Schlaf.
„Was wollt ihr von uns?", fragte sie mit schwacher Stimme.

„Keine Fragen", antwortete der zweite Mann, etwas schmächtiger, aber nicht weniger bedrohlich. „Bewegt euch."

Widerwillig standen wir auf und folgten den Männern aus dem Zimmer. Unseren Schritten hallten in der Stille wider, und die Beklemmung wuchs mit jedem Schritt.

Plötzlich trennten sich unsere Wege. Der bullige Mann packte Carmen und Natalia fest am Arm und zerrte sie grob zu sich, während der andere Mann nach meinem Arm griff und mich in eine andere Richtung zog.

„Was soll das?!" zischte ich, meine Stimme bebte vor Wut und Verzweiflung. Ich riss an meinem Arm, versuchte mich loszumachen, aber der Griff des Mannes war unerbittlich.

„Sei still und komm mit", befahl er scharf, seine Augen funkelten vor Zorn.
„Je mehr du kämpfst, desto schlimmer wird es für dich."

Carmen und Natalia schrieen auf, als der bullige Mann sie von mir wegzog.
„Nein!" fauchte sie, ihre Stimme war voller Panik. Ihre Augen suchten meine, und ich konnte die Angst und Verzweiflung in ihrem Blick sehen.

„Carmen! Natalia!" rief ich und versuchte, mich zu ihr durchzukämpfen, doch der Griff des Mannes an meinem Arm wurde nur noch fester.

Der Mann, der mich hielt, lachte kalt.
„Du hast keine Wahl", sagte er spöttisch.

Mit einem letzten verzweifelten Blick auf Carmen und Natalia, die immer weiter von mir weggezogen wurden, musste ich mich schließlich der Übermacht beugen. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass wir getrennt wurden, aber ich wusste, dass ich stark bleiben musste. Egal, was passieren würde, ich durfte die Hoffnung nicht aufgeben.

„Wir finden einen Weg", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu irgendjemand anderem, während ich mich widerwillig von dem Mann fortführen ließ.
„Wir müssen einfach einen Weg finden."

Die Schritte des Mannes hallten in der kargen, grauen Halle wider, während er mich weiter durch das Gebäude zog. Mein Herz raste wie verrückt. Carmen und Natalia wurden in eine andere Richtung gezerrt, und die Ungewissheit, was ihnen widerfahren würde, schnürte mir die Kehle zu. Doch ich durfte mich nicht von der Angst überwältigen lassen. Ich musste stark bleiben, einen Ausweg finden.

Nach einigen Minuten endloser Gänge und Treppen blieben wir schließlich vor einer massiven Holztür stehen. Der Mann, der mich fest im Griff hatte, schloss sie auf und stieß mich grob hinein.

Ich stolperte, fing mich jedoch schnell wieder und blickte mich um. Das Zimmer war groß, prunkvoll eingerichtet, mit schweren, dunklen Möbeln und dicken Teppichen. An den Wänden hingen Gemälde und Fotografien, die Geschichten von Macht und Einfluss erzählten.
„Ich war doch schon mal hier", murmelte ich leise. Ich blickte zu einem massiven Schreibtisch aus dunklem Holz und sah in düstere grüne Augen.

Alejandro saß auf seinen Ledersessel, seine Haare waren perfekt gestylt, sein schwarzer Anzug saß ebenfalls makellos.
Er verkörperte die perfekte Mischung aus Eleganz und Bedrohung. In seiner rechten Hand hielt er eine Zigarette, zog genüsslich daran und stieß den Rauch langsamen und kontrollierten in meine Richtung aus.

Seine Augen funkelten mich kalt und durchdringend an, als sie mich fixierten.

„Setz dich."

I V A N A | Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt