Kapitel 6

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Cove

„Cove Russo. Kommst du bitte einmal kurz mit?", fragte unser Hausbetreuer. Seufzend erhob ich mich vom Sofa und kam auf ihn zu. „Ihr Bruder hat uns informiert das Sie morgen für einige Zeit abreisen müssen. Das Taxi wird Sie um 9 Uhr morgens hier abholen. Packen Sie einige Sachen ein und bereiten Sie sich vor.", erklärte er.

„Sir, wissen Sie denn warum?"

„Mir wurde nichts gesagt. Los jetzt.", er machte eine auffordernde Geste mit seiner Hand.

Ich nickte und trottete in Richtung der Schlafzimmer. Ich packte einige Pullis und Hosen in meinen Rucksack und schickte Aiden eine Textnachricht, um ihn zu fragen, warum ich nach Hause musste. Als er mich vor einigen Monaten hier angemeldet hatte für die restlichen zwei Monate des Schuljahres, um mich vorzeitig von Al zu trennen war ich eigentlich sehr zufrieden. Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht länger bei ihr in der Nähe sein ohne sauer und unkontrollierbar zu werden und sie wollte vermutlich auch nicht mir zu Nahe kommen lassen. Ich wollte sie nicht so behandeln, eigentlich würde ich sowas niemals tun. Doch ich war durchgedreht. Ich sollte auf der Horizon-Academy, ein Internat nähe Chicago nur drei Monate bleiben, aber ich mochte es hier. Nach sehr langer Diskussion mit Aiden durfte ich letztendlich hierbleiben.

Seitdem waren meine Noten hochgegangen, ich war in zwei Kurse vom Ordinary Level ins Higher Level gewechselt und steuerte nun auf den Abschluss zu. Vor wenigen Wochen hatte ich gemeinsam mit Aiden und Teo per Videokonferenz mich bei einigen Colleges beworben und mich ebenfalls mit Allessia vertragen auch wenn ich ihr leider nicht die ganze Wahrheit sagen konnte.

„Wohin geht's?", mein mittlerweile bester Freund und Mitbewohner stand im Türrahmen, warf einen Football hoch und runter und sah mich grinsend an.

„Mein Bruder will das ich für einige Zeit zu ihm fahre, es sei wohl was wichtiges.", erklärte ich und fing den fliegenden Football auf.

„Na dann. Viel Spaß dir. Wehe dir du weckst mich morgen früh um acht auf.", drohte er belustigt.

„Ich werde extra laut sein du Hohlkopf.", ich holte meine Gitarre aus der Zimmerecke. Sofort ließ Hektor sich auf den Boden fallen. Aus irgendeinem Grund liebte er es wenn ich anfing Gitarre zu spielen. Ich schüttelte lachend den Kopf.

-

Nervös wippte ich mit meinem Fuß auf und ab, während der Taxifahrer genervt den Highway in Richtung Chicago fuhr. Aiden hatte gestern nicht wirklich geantwortet, sondern hatte nur die Adresse geschickt, die ich dem Taxifahrer geben sollte. Aber bis jetzt wusste ich immer noch nicht, warum er mich an irgendeiner banalen öffentlichen Schule in der Mitte von Chicago treffen wollte. Ich sah nach links aus dem Fenster und folgte den einzelnen Bäumen, an denen wir vorbeifuhren. Das nächste Lied, was laut durch meine Kopfhörer dröhnte, musste Allessia dort reingepackt haben, um mich zu ärgern. Immerhin verwaltete sie den Spotify Familienaccount. Ich spulte dennoch nicht vor, vermutlich weil ich gerade nicht die Hände aus der Jackentasche bewegen wollte, um mein Handy hervorzukramen. Der Fahrer bog bei der nächsten Abfahrt rechts ab und wir fuhren einige Minuten durch die Innenstadt von Chicago. Zwanzig Minuten später stoppte er vor einer leicht heruntergekommenen High-School. Ich drückte ihm einen Geldschein in die Hand und verließ das Taxi mitsamt meinem Rucksack. Aiden wartete bereits telefonierend und mit einer dicken Sorgenfalte auf der Stirn. Sobald er mich erblickte legte er auf und lächelte mich freundlich an.

„Cove.", er umarmte mich.

„Warum wolltest du das ich komme?", fragte ich.

„Du musst dich noch etwa fünf Minuten gedulden, dann kann ich es dir mitteilen.", er warf einen Blick auf seine sündhaft teure Armbanduhr.

Brothers-finally reunited Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt