Tod. Alles, woran ihr denkt. Tag und Nacht bin ich in euren Herzen. Ich suche eure Träume heim und lass euch keinen Schlaf. Ich nehme und ich gebe. Der Tod ist ein leiser Ausweg aus dieser Welt. Ich bin die leise Stille in deinem Hinterkopf, die nach dir ruft. Die sich nach dir sehnt, deine Nähe zu spüren. Deinen letzten Atem an meinem Gesicht zu spüren und den letzten Herzschlag zu klauen. Ich bin unter euch. Mein Alltag lässt mich nicht kalt, ich weiß, was ich bin und was ich tue. Ich bin ein Monster, ein Schatten. Ich bin das, wonach ihr flucht, wenn ihr den Fehler bei euch nicht findet. Ich bin stärker als Gott und heimtückischer als der Teufel. Ich bin Tod. Ich bin nichts und doch alles. Meine liebste Freizeitaktivität ist es, kleinen Menschen zuzusehen, wie sie probieren mir Pronomen zuzuteilen. Es ist genauso erbärmlich, wie viele Leute heute noch denken, Gott sei ein Mann. Ich bin nichts und alles, aber keine Frau und kein Mann. Ich bin mehr und weniger. Ich bin eine kühle Winternacht, aber auch ein langer Sommerabend. Mein Alltag ist schwer, meine Arbeit hart. Selbst ich kann nicht immer kalt bleiben, wenn ich Seelen nachhause bringe. Kinder, Haustiere sind am schlimmsten. Der Blick des Horrors, wenn sie mich erblicken, ein Fremder in ihrem zu Hause. Ich bin das, was Männer zu Knien zwingt, das, was Frauen nach Hilfe schreien lässt. Ich bin das meist gehasste Wesen. Ich hab mir diesen Job nicht ausgesucht. Doch war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Gott sagte, ich wäre sein bestes Geschenk für die Menschheit. Ein Meisterwerk. Ich glaubte ihm und nahm alles, was mir Gott versprach. Naiv und jung wie ich war, nur 4 Millionen Jahre alt, nicht genug Erfahrung. Ich hoffte auf eine wahre Liebe, sobald ich die Erde betreten würde, noch nie lag ich so falsch. Ich bekam Schatten und Sonne, Alt und Jung, Hass und Liebe. Liebe. Das würde ich nie bekommen, es war nicht da für mich. Nicht, dass es überhaupt jemanden geben würde, der etwas wie mich lieben könnte. Ich bin alles, was ihr fürchtet und verachtet. Verlangen kann ich nichts und werde euch auch bald verlassen. Doch ich bleibe nicht auf lange Zeit fern. Nicht, dass ihr mich vermissen würdet, wenn ich auf einmal verschwinden würde. Doch wäre ich nicht, würde diese Welt aus dem Gleichgewicht geraten. Böses wäre frei. Es scheint vielleicht so als wäre ich alles, was falsch ist, doch vielleicht bin ich auch alles, was richtig ist. Ihr könnt mich nicht sehen und nur spüren, wenn ihr mir schon einmal begegnet seid. Ich wache über euch alle wie ein Schutzengel, ohne den Schutz. Über die Jahre wurde ich missachtet und bespuckt, nicht mehr länger. Heute ist der Tag wo ich nach Hilfe schrei und eure Unterstützung suche. Ihr müsst mich nicht mögen, doch ich bin nichts Schlechtes. Ich verlange kein gutes Ansehen wie des Gottes, aber ich will nicht mehr verachtet werden. Alles, was ich tue, ist meine Arbeit und ich werde nicht einmal bezahlt, nur mit der Unsterblichkeit. Ja, ich kann die Ironie schmecken auf meiner Zunge. Jede Träne, die ihr für eine geliebte Person weint, ist dafür da, dass diese nicht in Vergessenheit gerät. Ihr erhaltet die Erinnerung an sie. Ihr seid mächtiger als ihr zu glauben mögt. Ihr Menschen denkt, ihr seid machtlos in einer Welt, wo ihr von uns überwacht werdet, doch ihr habt Macht, die selbst ich nicht habe. Hoffnung. Die Hoffnung, eure Liebsten auf der anderen Seite wieder zu empfangen. Behaltet diese Hoffnung und ihr werdet nie vergessen. Euer Tod.
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Tod bekommt ihr
FantasyMeine first published short story auch hier. Eigentlich geht es nur um Tod. Slay.