Ich erinnere mich an den Tag wie als wäre er gestern gewesen. Als ich von Gott gerufen wurde, um dessen Arbeit auf der Erde zu verrichten. Angst und Hoffnung flossen durch meinen Körper und Adrenalin stieg mir zum Kopf. Hoffnung ist die größte Lüge, die du je fühlen kannst. Es ist eine Art Abwehrmechanismus um uns von der Realität zu schützen. Ich bin der Sensenmann, von dem euch eure Mutter warnte. Ich bin der Erlenkönig und das Tor zur Hölle und Himmel. Wenn ihr noch keine Angst vor mir hattet, werdet ihr sie nun bekommen. Ich wachse mit Angst und Furcht bis ich euch wie euer Schatten folge. Ich werde nie von Gott nach oben gerufen. Meistens weil ich da ja nun nicht mehr hingehöre, ich bin nur ein Schatten meiner selbst und bin schmutzig. Die Engel ohne Sünden schauen auf mich herab wie ein Stück Fleisch was zu lange draußen lag. Die Angst und Hoffnung, die ich vor all den Millionen Jahren spürte, kehrt wieder in meinen Körper zurück. Angst vor dem, was mich zu erwarten mag und die Hoffnung diesen Job loszuwerden. Eine Last auf meinen Schultern drückt auf mich herab als ich den Weg nach oben antrete. Als ich Fuß in das himmlische Reich trete, fühle ich wie all die Millionen Jahre an Sünden auf mich hinabstürzen. Ich bin kein gutes Wesen. Langsam bewege ich meinen schweren Körper durch die ewigen hallen des Grauens. Nun erinnere ich mich warum ich so lange nicht hier war. Ich gehöre hier nicht mehr hin. Früher, war ich einer von ihnen. Ein Engel mit erhobenen Haupt und keinen Sorgen. Vielleicht wurde ich hier hergerufen, um von diesem Job befreit zu werden. Ich spürte Gänsehaut meinen ganzen Körper lang zu steigen als ich die alle bekannte Stimme hörte. "Tod wie schön, dass du endlich da bist." Mein Körper war nicht mehr die meinen. Aus Instinkt oder Angst fing ich an niederzuknien. Tod kniet nicht, andere knien vor Tod. Die Art wie Gott meinen 'Namen' sagt, ist schlimmer als jede Bestrafung. Als ob 'Tod' mein wahrer Name wäre. Ich hatte früher einen richtigen Namen doch der ist schon lang vergessen. Ich hab mich dazu gebracht ihn zu vergessen zu meiner eigen Wohl. Namen haben mehr Macht als man denkt. Sie können dich verdammen und erlösen. Also sollte ich froh sein, dass Gott nicht meinen echten Namen benutzt. "Mein Lord, du riefst nach mir. Wozu kann ich mir die Ehre ziehen dich in deinen heiligen Hallen besuchen zu können." Der Halt an meiner Sense festigte sich und meine Finger liefen weiß an. "Tod, du bist nicht mehr du selbst. Du scheinst abgelenkt." Abgelenkt? Ich? Was soll das bitte bedeuten, alles, was ich mache, ist töten, wie soll ich da abgelenkt werden. Gott scheint mein zögern zu bemerken und fährt einfach fort. "Deine Sünden scheinen so hell, du solltest dich schämen mein Kind. Du wirst immer mehr zu ihnen." Zu wem? "Zu wem, mein Lord?" Eine Pause. Man könnte die Anspannung mit einer Schere durchschneiden. "Ein Mensch. Du sündigst mehr als du müsstest. Du verzehrst Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn als dein Abendmahl." Also niemand ist gut genug, nicht mal Tod. Ich soll verachtet werden, doch wenn ich es werde fühlt es sich falsch an. Gott. Das Wesen, das mich erschuf, verachtet mich. "Mein Kind, ich bezweifle, du kannst diesen Job weiter nachgehen." Ich? Aber das ist alles, was ich habe. Wenn ich nicht mehr Tod bin, was bin ich dann. Nichts. Das was ich immer sein wollte. Stille nach dem Sturm.Die Stille nach dem Sturm. "Mein Lord, wie meinen Sie? Ich wurde hierfür gemacht." Mein geistliches Auge muss mich trügen, werde ich gerade gekündigt. "Tod, du kannst nicht zurück hierherkommen und ich werde dich nicht in die Hölle schicken. Du wirst deine restlichen Jahre auf der Erde verbringen und deine Sünden mit guten Taten, ausgleichen." Wenn ich euch sage das meine Kinnlade viel, dann mein ich das. Ich soll unter ihnen leben, wie ein Mensch? "Sobald du rein bist, kannst du wieder deinen alten Job hier antreten." Wie großzügig. "Deine Stille ändert nichts an der Wahrheit. Du kannst dir aussuchen, ob du als Mann oder Frau auf die Erde kommen willst." Als Mann hast du mehr Optionen in der Welt, aber ich Frauen sind von einem objektiven Auge attraktiver. Instinktiv sage ich "Frau". Nun gibt es kein Zurück mehr. Ich werde einer von ihnen. Ich muss gleich brechen. "So sei es, Kind. Schlaf jetzt!" Meine Augenlider wurden immer schwerer und die Last meiner Schulter rang mich zum Schluss auf den Boden. Als ich erwachte, hörte ich lautes schreien. Vielleicht war alles nur ein Traum. Doch als ich meine Augen öffnete, sah ich den Albtraum, ich inmitten einer stark befahrenen Straße. Frauen, die nach mir schrien, ich müsste aussehen wie eine durchgedrehte. Warte, das war das Erste mal, das ich gesehen wurde. Nicht als Schatten oder als Albtraum Gestalt. Ich. Ich fasste mein Gesicht an und ja, Fleisch, Haut, Hände. Ein Puls, ein Herz. Ein Mensch. Nie in meinen nicht vorhanden Träumen hätte ich mir das vorstellen können. Eine Hand ergriff meine und ich fühlte Elektrizität durch meine Venen springen. Echte Venen. Das Erste Mal einen anderen Menschen angefasst zu haben fühlte sich an wie ein kaltes Bad, oder zumindest was ich mir darunter vorstelle. "Hey! Bist du verrückt?" Das war keine Frage, obwohl sie so gestellt wurde, es ist eine Feststellung. "Ja, nein, vielleicht." "Du bist echt verrückt, Madame." Das erste Mal erblicke ich die Augen meines Retters. Oder eher meiner Retterin. Lange schwarze Haare hängen über ihre Schultern, ihre Augen scheinen schon alles gesehen zu haben. Schwarz. Meine eigene Erfindung. Auch die auf die ich am besten finde. Ihre schwarzen Augen scheinen wie eine Taschenlampe meinen ganzen Körper ab. Ich weiß nicht mal wer ich bin, wie ich aussehe. Wie ich heiße. Alles, was ich weiß, ist das, ich lebe. Das Erste Mal in meinem Leben kann ich Luft schmecken und etwas fühlen. Ich bin wie die Sonne. Ich wurde gemacht, um die menschliche Rasse auszulöschen, also warum wurde ich dann ausgelöscht? Die Frau gibt mir ihre Hand und aus irgendeinem Grund ergreife ich sie. Noch nie musste ich laufen oder stehen. Gott bestraft mich, seine Spezialität. "Ich bin Nadja, ich bringe dich nachhause." Ein guter Mensch also. Eine Schande das selbst die guten Menschen verborgene Sünder sind. Ich darf diese Generalisierung machen, denn ich habe schon genug von ihnen getroffen. Menschen die nicht mal Gott fürchten, Menschen die Angst vor sich selbst haben, die Liste ist unendlich. Der Fluch ein lndividuum zu sein und das Streben nach Selbstbestimmung ist das, was schon viele in die Hölle brachte, ohne ein Rückfahrtticket. Hölle ist nicht so schlimm wie man denkt, ja es gibt Parts die ich lieber nicht gut reden sollte, aber du musst dir nur die richtigen Freunde suchen. Leute die deinen Rücken haben, denn ja es gibt auch hinterhältige Menschen in dem Leben nach dem Tod. Ich sage nur Brutus und Caesar hatten viel zu bereden. "Nadja, hm. Ich bin..." Wer bin ich?Ich habe die Gelegenheit jemand zu sein. Ein Mensch mit Namen und Gefühlen, etwas Reales. Als sich der knoten in meinem Hals anfing, zu lösen, schaute ich Naja nochmal in die Augen. Ein Fehler. Ihre pechschwarzen Augen starrten zurück. „Lamia." Toll, der Erste Name, der mir einfällt, ist eine Frau die Kinder von Müttern gehäutet zerstückelt und gegessen hat. Aber der Name und die Bedeutung sind in Vergessenheit geraten, es würde mich erstaunen würde sie die Geschichte hinter dem Namen kennen. „Wo wohnst du?" Gute Frage, Gott hat mich hierher geschickt ohne zu wissen, was meine wahre Aufgabe. Meine Sünden ausgleichen mit guten Taten. Wow. Wie soll ich das tun, wenn ich nicht einmal ein zu Hause habe oder irgendwelche Anhaltspunkte? „Ich muss mir den Kopf gestoßen haben, ich erinnere mich an nichts vor dem Unfall außer meinen Namen." Sehr glaubhaft. Aber so sind Menschen vor allem junge Menschen. Ich habe nicht mal Verletzungen oder sehe verwirrt aus, aber das ist eins meiner Geschenke. Das tricksen. Ich lasse Menschen das sehen, was sie sehen müssen. Früher hab ich die Gabe benutzt, um Menschen ihre letzten 6 Minuten sehen zu lassen und einen Guten oder schlechten Abgang hinzulegen. Nicht jeder Schauspieler steht auf einer Bühne und wird mit Blumen beworfen. Von meiner Sicht sehe ich unverletzt aus, doch so wie sich die Augen von Nadja änderten konnte ich die Wahrheit aus ihnen lesen. Vor ihr sieht sie eine junge Frau mit Verletzungen am ganzen Körper, die sehr verwirrt ausschaut. Lachhaft die menschliche Rasse. „Ich bring' dich in ein Krankenhaus!" Obwohl es eine Aussage war, fühlte es sich unsicher an. Als wüsste sie nicht, ob sie das richtige gesagt hat und ob ich ihr nicht doch gleich den Kopf abreiße. „Ich glaube, das wäre das beste." Wäre es das aber? Gut, das ich mir nicht den Körper eines Mannes geben lassen habe, denn ich bezweifle Nadja hätte mir da noch geholfen. Sie sieht aus wie eine saure Feministin die Jahre an Männer Hass auf der Seele hat. Ich kenne Menschen wie sie, Menschen, die etwas verändern wollen und nur ihre Stimme dafür benutzen können. Ich geh' mal davon aus das ich ihre vorfahren in Salem gesehen hab, denn das Feuer was die ‚Hexen' verbrannte glüht jetzt in ihren Augen. Es ist magnetisierend und will mich hineinziehen. Langsam muss ich mich aber wirklich an Gefühle gewöhnen, es ist doch nicht mehr normal so viel über einen einzigen Menschen zu denken. „Nadja, ich habe Angst." Keine Lüge, aber auch keine Wahrheit. Ich fühlte etwas Schweres in meiner Tasche –echte Tasche– ein Schlüssel mit einer Nummer darauf. Also hebe ich ihn hoch, um ihn zu inspizieren. „Ich weiß, wo das ist, wenn du willst, kann ich dich dahin fahren, deine Familie kann dich ja dann zum Krankenhaus fahren." Familie? So etwas gibt es ja auch. Menschen sind nicht allein das war mir bewusst aber das jeder Mensch einen lang verzweigten Familienbaum hat ist mir entfallen. Nadja scheint meinen inneren Kampf mitzubekommen und legt ihre Hand auf meine Schulter. „Hey, keiner ist allein in dieser Welt. Ich weiß das sich deine Familie sicher schon ganz schlimme Sorgen um dich macht." Allein sein. Das wäre schön. Ein letztes Mal nur ein Schatten sein und zu entfliehen, sobald die Sonne auf mich scheint. Nie ganz fort nur an einem anderen Blickwinkel. Als ich wieder Still bleibe zieht mich Nadja einfach hinter ihr her in ihr Auto. „Bereit nach Hause zu gehen?"
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Tod bekommt ihr
Viễn tưởngMeine first published short story auch hier. Eigentlich geht es nur um Tod. Slay.