Die Sterne. Das ist das, was ich am meisten vermissen werde. Aber nicht die am Himmel, sondern die in Nadjas Augen. Soll ich ihr sagen, was ich bin? Sie wird sich eh nicht an mich erinnern, sobald ich meinen Fuß von der Erde bewege. Sie schaut mich so erwartungsvoll an. Ich könnte ihr Gehirn mit einem Blick zerstören und sie würde mir danken. Die arme Menschheit. Durch sie wurde ich abgelenkt und habe den Fokus verloren. Die Menschheit war verloren ohne mich und ich habe meinen Ansporn aus den Augen verloren. Es gab keinen Tod. Die Menschheit ist überbevölkert, Leute fragen sich, warum ihre 120-jährige Oma noch nicht tot ist uns sie ihr erbe bekommen können. Ich bin kein Monster. Ich bin kein Monster. Ich bin kein Monster. Es wird immer surrealer. Wie kann ich kein Monster sein, wenn ich so selbstsüchtig bin und anderen ihr Glück verwehre? Glück. Ha. Tod bring Glück, das ist was Neues. Niemand hatte vorher den Tod anerkannt. Den Tod? Ich bin immer noch Tod. Ich fühle mich zu wohl in meiner Rolle ich muss die Façade fallen lassen und wieder ich selbst sein. Ein introvertierter Schatten auf der Suche nach einem ständigen Zuhause. Morgen wird mein temporäres Zuhause von mir gerissen und ich werde wieder in die Schatten verbannt. Möchte ich das wirklich? Ich habe so hart gearbeitet nur, um wieder bei null anzufangen. Ein Teufelskreis von Gott höchst persönlich erschaffen, um mich in der Reihe zu halten und bloß nicht meinen Platz unter seinen Engeln zu vergessen. An manchen Tagen lag ich im Bett, Schlaf hat mich noch nicht eingeholt; da hab ich mich erwischt wie ich mich nach einem normalen menschlichen Leben sehnte. Solche Gedanken sollen dahin wo sie gehören, bei mir haben sie nichts verloren. Ich bin kein Gefäß für all diese Gedanken. Nach solchen Abenden fühlte ich die Last meiner Sünden wieder auf meinen Schultern, eine Erinnerung von Gott bloß nicht aus der Reihe zu tanzen und deren Anweisungen zu folgen. Dafür wurde ich gemacht und dafür werde ich sterben. Nein, ich werde nie sterben. Warum bin ich so? Ich sollte einen klaren Kopf behalten das ist alles, was mir bleibt. Ich muss es Nadja sagen, sie hat es verdient mich wie ein Monster anzusehen. Denn das ist, was ich bin. „Nadja, ich muss dir etwas sagen." Die Sterne in ihren Augen erloschen für Sekunden. „Ich auch mit dir." Ich will zuerst hören, was sie zu sagen hat, aber jetzt hab ich schon angefangen zu reden. „Versprich mir das du keine Angst danach hast." Sie lacht und schon wieder will ich einfach ihr Gesicht berühren um zu sehen, ob sie vielleicht doch lügt. „Erzählst du mir jetzt von den Leichen in deinem Keller oder so?" Ich wünschte, es wäre etwas so Simples. „Du wirst denken, ich wäre verrückt und du wirst auch rennen-" „Hey, wir sind Freunde du weißt, du kannst mir vertrauen. Du denkst wieder zu viel." Okay, wie soll ich jemandem erklären, dass ich wortwörtlich der Tod bin und nur hierher geschickt wurde um meine Sünden ausgleichen. „Laima du machst mir Angst, Maus." Ich zucke mit dem Wort zusammen. Angst. Monster. Du machst Leuten Angst. Einfach ein Atmen und Ausatmen. „Ich bin eine Fälschung, also Laima ist eine Fälschung. Sie hat nie existiert. Ich bin Tod, ich bin der Grund warum die Welt gerade überbevölkert wird und alles falsch läuft. Ich wurde hierher geschickt um meine Sünden auszugleichen und stärker zu werden. Ich habe mein Ziel erreicht und kann meinen Beruf wieder antreten und ich bin einfach überfordert." Atmen, Laima nein Tod.Stille war mein Freund. Ich kann Nadjas Blick nicht verstehen. Glaubt sie mir? Schickt sie mich gleich in ein Irrenhaus. Nach den längsten zehn Sekunden meines 'Lebens' schallt ihr lachen wieder durch meine Ohren. "Du, Tod als Person um deine Sünden. Hast du dir den Kopf gestoßen?" Ich schüttle meinen Kopf. Warum schüttele ich mich wie ein nasser Hund nur um zu zeigen, dass ich es wert bin Beachtung zu bekommen von dir? Ich will mich selber schlagen und rennen. "Ich meine es Ernst." Sie schaut mir in die Augen, auf der Suche nach meiner Seele. Sie nimmt meine Hand und legt sie auf meine Brust. "Du bist kein mystisches Wesen, du bist Laima. Eine 27-jährige Aktivistin. Du bist nicht der Tod." Ich gebe es auf, es gibt keinen Weg ihr die Wahrheit zu zeigen, ohne sie zu erschrecken, also lächle ich. "Ja, du hast recht. Wie töricht von mir. Muss mir wohl doch meinen Kopf gestoßen haben." Sie lässt ihre weichen Hände über mein Gesicht schweifen. "Du bist süß, wenn du verwirrt bist." Süß? Also das ist etwas, ich noch nie genannt wurde. "Danke, nehme ich an." Sie lächelt, dieses Geräusch, was jeder beim Lächeln macht. Das Schnalzen ist nur bei ihr ertragbar. "Und noch süßer, wenn du rot wirst." Rot? Hat mich jemand mit Farbe angemalt? "Was wolltest du mir eigentlich vor meiner großen Rede sagen?" Genau, ablenken. Gute Strategie. "Ist es nicht offensichtlich?" Ich kann die Versuchung auf meinen Lippen schmecken, die Lust in ihren Augen wird mit den Sternen untermalt. "Nein." Doch. Ihr Menschen seid leicht zu durchschauen. "Darf ich dir zeigen, was ich meine, ich weiß nicht wie ich es in Worte fassen soll." Ich zucke einfach mit den Schultern, gespannt auf ihre Darbietung. Vielleicht spielt sie mir ein Stück ihrer neuen Rolle vor, aber das ist recht unwahrscheinlich. Ihr Hand fängt an sich auf meinem Nacken ein Zuhause zu bauen. Die Gänsehaut, die ich vor ein paar Wochen spürte, kommt wieder, aber diesmal für bessere Gründe. Elektrizität von dem ersten Tag wo ich Nadja gesehen habe, ist auf meinen Lippen. Ihr Lippen kommen meinen verdächtig nahe und ich sollte sie stoppen. Aber mein Körper streikt, die Lust gewinnt und ich will nur ihre Lippen auf meinen spüren, auch wenn es nur kurzweilig ist. Nach einer Ewigkeit liegen ihre Lippen auf meinen und es ist wie mein eigenes Feuerwerk. Alle Gefühle, die ich je unterdrückt habe kommen an die Oberfläche. Ich greife nun nach ihrem Nacken und lege sie auf die Picknickdecke. Was tue ich hier? Ich habe so hart gearbeitet, um all meine Sünden loszuwerden. Gott könnte es weniger interessieren, ob du lesbisch oder schwul bist, aber auch Gott hat seine Grenzen. Lust nachzugehen ist ein großes Nein. Alles, was ich gerade mache, ist falsch, aber ich kann mich nicht stoppen. Sie war diejenige die nach kurzer Zeit wegzog. Ihre Augen schauen in meine und sie lächelt. "Ich nehme an, die Gefühle sind auf beiden Seiten gleich." Nadja und ich sollten nicht zueinander passen, aber warum fühlt sich es dann so gut an. Aber sind die Gefühle das auf beiden Seiten? Ich wurde dafür geschaffen ein emotionsloser Schleier über der Erde zu sein. Keine Reue, keine Liebe. Doch mit einem menschlichen Körper kommen auch die Gefühle. "Ich glaube, ich hab dir die Frage schon beantworte." Wage aber dennoch konkret sein. Sie reagiert nicht auf meine zögern, ich bezweifle sie hat es überhaupt mitbekommen. Wie wird sie reagieren, wenn ich morgen nicht da bin? Gar nicht, ich werde aus jedem Gehirn ausradiert. Laima hat nie existiert. Ich habe nie realisiert wie sehr ich den Weg zum Himmel hasse. Die Luft ist stickig und du bist von den schlimmsten Wesen umgeben, die du dir vorstellen kannst. Engeln. Sie müssen alles perfekt machen, haben Pausen und sogar Freunde. Ich war eine von ihnen. Das ist lange her, manche Engel würden mich gar nicht mehr erkennen. Als ich den ersten Schritt zum Weg in den Himmel antrete, fühle ich wie sich mein menschlicher Körper auflöst und ich eins mit den Schatten werde. Die Sense lose in meiner Hand mein Gesicht von Rauch bedeckt. Ich muss eine Schande sein. Aber das bin ich nicht. Ich werde anerkannt, nicht von den Engeln, auch nicht von Gott. Von all den die ähnlichen Berufe haben, wie der Teufel in was für Namen ihr in euch vorstellen mögt. Satan, Hades die Liste ist unendlich und er nimmer immer unterschiedliche Formen ein, aber eines bleibt. Der Teufel wird als man dargestellt und jede einzelne Abweichung auch. Aber, ich kann euch sagen so gerne wie ich auch alles auf Männer schieben würde. Der Teufel ist genauso wie ich, ein nichts Geschlechter weis. Kein Mann, keine Frau. Ich benutze nur die generalisierte männliche Form für Gott und den Teufel, denn es ist einfacher. Meine Schultern fühlen sich nicht so schwer an wie sie es vorher taten. Nur noch eine Sünde lagert aber ich hoffe, es wird genug sein. „Mein Kind, du hast deinen Test bestanden." Test. Na klar war alles wieder ein Test um mich unter ihm zu ordnen, dass ich nie meinen Platz in seine ewigen Hallen vergesse. Als ob ich das je könnte. „Habe ich das? Heißt das ich kann zurück an meinen Posten?" Ich versuche ein Blick in das Gesicht Gottes zu werfen werde aber von einem grellen Licht geblendet. Ein Schutzmechanismus. Denselben den Gott auch mir gab, um mich zu schützen. Nicht nur Namen haben Macht, auch Gesichter. Ich hatte früher ein Gesicht, ich hab es seit Millionen von Jahren nicht zu Gesicht bekommen, wortwörtlich. Ich hatte auch nie den Drang. Hatte. Bis ich Nadja kennengelernt habe. Sie hat mir eine neue farbenfrohe Welt gezeigt und mir von all ihren fantastischen Abenteuern erzählt. Für sie wollte ich mich ändern. Für sie wäre ich auf der Erde geblieben und mit ihr gestorben, Aber einer von uns muss ja dafür sorgen das jeder seinen Platz in Himmel und Hölle findet. Ich vermisse meine kurzen braunen Haare. Nadja hat sich mit mir pinke Strähnen hinein färben lassen. Ein Schlucken und Gott würde meine Schwäche sehen. „Möchtest du deinen Posten wieder?" Nein. „Ja." Ich habe auf der Erde gelernt das ich es mag Menschen zu helfen. Aber das war alles ja eine Fälschung, denn während ich Leuten Suppe eingoss, war Chaos frei. Ich bin das, was Chaos kontrollieren kann. Ich bin Tag und Nacht. Ich bin nichts und alles. Ich bin Tod. Ich wurde hierfür erschaffen, wenn ich meinem Job nicht nachkomme werde ich ins Vergessene geraten und das Chaos wird weiter laufen. Jeder Mensch wird unsterblich und böse Menschen regieren. Nicht, dass sie das jetzt nicht schon tun. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die Last auf meine Schultern zwingt mich auf die Knie. „Dann mein Kind bist du von heute auf ewig, Tod." Dasselbe hat Gott vor Jahren auch schon gesagt. Versprechen sind nichts wert hier. Du musst in dich selbst vertrauen, kein anderer macht es sonst. „Danke, mein Lord." Ich muss vor Gott knien. Wie erbärmlich ich wohl aussehe. Tod zu Füßen Gottes. Tod das unbezwingbare Wesen. „Du wirst heute eine Lange Schicht haben." Sehr lustig, Gott sagt es als ob ich je Pause habe.
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Tod bekommt ihr
FantasyMeine first published short story auch hier. Eigentlich geht es nur um Tod. Slay.