Laura hat erst wieder ihr Zimmer verlassen, als es Zeit für das Abendessen wurde. Meine Mutter und ich saßen schon beim Essen. Erst nach drei mal rufen kam sie endlich. Sie hatte sich zwar vorher das Gesicht gewaschen, aber so verheult wie heute habe ich sie lange nicht gesehen. Nimmt sie das echt so mit? Hab ich es doch übertrieben?
Ich schaute unsere Mutter fragend an, während sich Laura leise, mit gesenktem Kopf, ihr Brot schmierte.
"Ah da fällt mir ein, wir haben heute Mittag in der Drogerie Leon getroffen!" begann meine Mutter freudig zu erzählen.
Oh, das erklärt einiges. Da ist klar, dass da offene Wunden aufgerissen wurden bei Laura.
"Wir haben gerade was in der Hygiene-Abteilung gesucht, als er plötzlich mit Max vor uns stand. Hat er dir nicht erzählt, dass sein Bruder wieder da ist?" fragte sie mich.
"Stimmt. Das hatte Max letzte Woche erwähnt. Leon wohnt jetzt wegen des Studiums wieder bei seinem Vater." erwiderte ich.
Vor vier Jahren haben sich Max und Leons Eltern getrennt. Leon ist dann mit seiner Mutter einmal quer durch Deutschland, zu seinen Großeltern gezogen. Max blieb allerdings bei seinem Vater und geht seit zwei Jahren in meine Klasse.
"Ja das hat Leon mir im Laden auch erzählt. Er hatte wohl Streit mit seiner Mutter. Und da sein Vater wohl eh gerade ein paar Probleme mit Max hat, ist Leon hier an die Uni gewechselt, um sein Informatik Studium hier fertig zu machen."
Laura saß immer noch mit gesenktem Kopf da und kaute auf ihrem Brot herum. Wenn Leon jetzt hier studiert, wird sie ihn bestimmt öfter an der Uni treffen. So viele Studenten gibt es da ja nicht.
"Laura hatte jedenfalls nur ein überraschtes 'Hallo' rausbekommen, ehe sie dann schnell ins Auto geflüchtet ist. Das ist echt schade, Leon hätte sich sicher gerne noch mit dir unterhalten. Er sah etwas geknickt aus, als du plötzlich so schnell weg warst." ergänzte sie mit Blick auf Laura.
Die lief nur Rot an, schluckte schnell runter und antwortete. "Das war mir einfach zu peinlich in der Situation. Ich weiß genau was er jetzt bestimmt von mir denkt."
Die Zwei waren schon seit Beginn des Kindergartens befreundet und eigentlich unzertrennlich. Sagen wir so, sie hatten damals ähnliche Probleme.
"Ach was, das ist doch schon so lange her." erwiderte meine Mutter. "Da wird er schon gar nicht mehr dran denken. Und außerdem hatte es bei ihm ja viel viel länger gedauert als bei dir."
Das baute meine Schwester wenigstens wieder etwas auf. Jedoch brachte es mich zum Nachdenken. Was sollte das denn jetzt heißen? Wenn Laura schon bis zum Beginn der Grundschule nachts noch Probleme hatte, wie lange hat den dann Leon noch ins Bett gemacht? Und vor allem, warum war er mit Max um die Uhrzeit in der Drogerie?
"Ich werd ihn in den nächsten Tagen bestimmt mal in der Mensa oder so treffen. Dann Rede ich mit ihm. Ich hoffe, er verzeiht mir meine bösen Abschiedsworte von damals. Aber das war echt scheiße von ihm einfach weg zu ziehen."
"Ach klar, Leon war doch immer so ein Lieber. Das nimmt er dir bestimmt nicht übel. Für ihn war es ja damals auch nicht einfach."
Meine Mutter und Laura schwelgten noch weiter in Erinnerungen an damals. Ich war fertig mit Essen und hatte erstmal genug. Heute Nacht sollte ich Laura wohl erstmal in Ruhe lassen. Das ausgerechnet jetzt ihr alter "Schwarm" wieder aufgetaucht ist. Vor allem während sie, was auch immer, in der Drogerie gesucht haben!
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Schwestern
Teen FictionMaria ist genervt von ihrer Schwester Laura und beschließt sie von ihrem hohen Ross herunter zu hohlen. Ein nächtliches Problem aus Lauras Kindheit scheint die perfekte Lösung dafür zu sein.