𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 3

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Der Umzug nach Wolfsburg war abgeschlossen und ich hatte eine Woche Urlaub, um den Kopf frei zu bekommen. Das Meer hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich und lange Strandspaziergänge halfen mir, meine Gedanken zu sortieren. Doch die Entspannung währte nur kurz, denn die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft standen vor der Tür.

Ich packte meine Sachen und machte mich auf den Weg nach Herzogenaurach, wo das Trainingslager stattfand. Die Anreise war angenehm und ich freute mich auf ein Wiedersehen mit einigen meiner Teamkolleginnen. Doch ein Name auf der Teilnehmerliste ließ mein Herz schwerer schlagen: Lena Oberdorf.

Unsere Rivalität war über die Jahre gewachsen, und nun mussten wir nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch im Verein zusammenspielen, und obwohl ich mich selbst für den Wechsel entschieden hatte, war das ein Faktor, der mir die Entscheidung schwerer machte.
Die Anspannung war spürbar, als ich in Herzogenaurach ankam und Lena sah. Sie war in ein Gespräch mit einigen Mannschaftskameradinnen vertieft, doch ihr Blick traf kurz meinen, bevor sie sich wieder abwandte.

Melina, schön dich zu sehen“, begrüßte mich unsere Trainerin mit einem breiten Lächeln. „Ich hoffe, du hast dich gut erholt und bist bereit für die WM.“

Absolut“, antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Ich bin bereit.

Die erste Trainingswoche war hart. Wir trainierten intensiv und die Anforderungen waren hoch. Lena und ich wurden oft als Partnerinnen eingeteilt, was die Spannungen zwischen uns noch erhöhte. Es war schwer, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und effektiv zusammenzuarbeiten.

Du musst den Ball schneller abgeben“, kritisierte mich Lena eines Tages während eines Trainingsspiels.

Und du solltest weniger riskante Pässe spielen“, entgegnete ich scharf. Die anderen Spielerinnen beobachteten unsere Auseinandersetzung mit besorgten Blicken, aber niemand wagte es, sich einzumischen.

Nach einem besonders hitzigen Training nahm mich unsere Trainerin beiseite. „Melina, ich weiß, es ist nicht leicht, aber ihr müsst lernen, zusammenzuarbeiten. Ihr seid beide unglaublich talentiert und wir brauchen euch als Einheit, um erfolgreich zu sein.

Ich weiß", seufzte ich.
Es war mir so peinlich, dass ich Martina nicht in die Augen sehen konnte, und so ging ich nach dem Training schnell wieder in mein Zimmer.

Die Vorbereitungen vergingen wie im Flug und bald waren wir auf dem Weg nach Australien.
Die Erwartungen waren hoch, aber ich konnte die Spannung zwischen Lena und mir nicht abschütteln. Unsere Kommunikation auf dem Platz war holprig und ich wusste, dass sich das auf die Mannschaft auswirkte.

Unser erstes Spiel gegen Marokko war ein voller Erfolg. Ein beeindruckender 6:0-Sieg gab uns allen das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Trotz der Spannungen zwischen Lena und mir funktionierte das Team erstaunlich gut. Unsere individuelle Klasse konnte die persönlichen Konflikte für den Moment überdecken.

Doch die Freude über den Auftaktsieg währte nicht lange. Im zweiten Spiel gegen Kolumbien lief es nicht mehr so rund. Wir verloren 1:2, und die Stimmung im Team wurde schlechter. Es wurden Fehler gemacht und die Nerven lagen blank. Lena und ich gerieten in der Halbzeitpause aneinander, als wir über eine missglückte Spielsituation diskutierten. Die Worte wurden hitziger und schließlich trennten uns unsere Mannschaftskameradinnen, bevor es zu einer Eskalation kommen konnte.

Das entscheidende dritte Gruppenspiel gegen Südkorea endete mit einem enttäuschenden 1:1. Wir hatten Chancen, das Spiel zu gewinnen, aber es wollte einfach nicht sein. Das Unentschieden bedeutete, dass wir die Vorrunde nicht überstanden hatten. Der Traum von der WM war geplatzt.

Nach dem Spiel herrschte bedrückende Stille in der Kabine. Ich saß mit hängendem Kopf auf meiner Bank und starrte auf meine Schuhe. Die Enttäuschung war riesig. Tränen brannten in meinen Augen, aber ich wollte nicht weinen.

Syd: „Alles in Ordnung?

Meli: „Ich glaube, dass es bei uns beiden nicht so ist.“

Syd: „Aber es liegt nicht daran, dass wir raus sind, oder?

Meli: „Ich fühle mich schuldig.

Syd: „Wieso fühlst du dich schuldig?

Meli: „Weil ich mit Lena nicht klarkomme. Wir arbeiten nicht zusammen. Und das schadet dem Team.

Syd: „Es ist ein Mannschaftssport. Und du hast nicht entschieden, dass ihr beide spielt.

Meli: „Bei Wolfsburg wird es nicht besser.

Syd: „Irgendwie müsst ihr zusammen spielen, sonst muss einer von euch einstecken.

Meli: „Ich weiß.“

Die Rückkehr nach Deutschland war deprimierend. Die Medien waren gnadenlos und die Enttäuschung war überall zu spüren.
Die Stimmung im Flugzeug war gedrückt. Niemand sprach viel, jeder war in Gedanken versunken. Lena saß ein paar Reihen vor mir und ich konnte sehen, dass auch sie mit den Tränen kämpfte. So viel Einsatz, so viel Training, und doch waren wir gescheitert. Die Enttäuschung war schwer zu verdauen.

In den ersten Tagen nach meiner Rückkehr habe ich versucht, mich zu sammeln. Ich traf Freunde und Familie, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch immer wieder kreisten meine Gedanken um die kommenden Herausforderungen. Die Saisonvorbereitung in Wolfsburg würde hart werden und ich musste mich darauf konzentrieren, fit und mental stark zu sein.

Hate that i love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt