𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 5

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Die Saison hatte endlich Fahrt aufgenommen, und wir waren voller Tatendrang ins erste Ligaspiel gegen Bayer Leverkusen gestartet.
Das Spiel verlief gut für uns, wir gewannen souverän mit 3:0.
Doch für mich persönlich war es ein gemischter Erfolg. Ich hatte kaum gespielt, nur wenige Minuten am Ende der zweiten Halbzeit. Es war frustrierend, so wenig Zeit auf dem Platz zu bekommen, besonders nachdem ich im Training hart gearbeitet hatte.

Kurz nach dem Spiel gegen Leverkusen stand der nächste Termin für die Nationalmannschaft an. Ich freute mich darauf, wieder im Nationaltrikot zu spielen, auch wenn die letzten Erfahrungen dort nicht die besten waren. Das erste Spiel gegen Dänemark war eine bittere Niederlage. Wir verloren 2:0, und die Stimmung im Team war entsprechend gedämpft. Ich bekam einige Spielminuten, aber auch hier reichte es nicht für die vollen 90 Minuten.

Das zweite Spiel gegen Island verlief besser. Wir gewannen deutlich mit 4:0, und ich durfte mehr Zeit auf dem Platz verbringen. Es war ein gutes Gefühl, zum Sieg beizutragen, auch wenn ich noch nicht die gewünschte Spielzeit bekam.

Zurück in Wolfsburg war ich entschlossen, mich weiter zu beweisen und meine Position im Team zu festigen.

Eines Nachmittags, als ich gerade mein Training beendet hatte, erhielt ich eine Nachricht von Jule Brand.
„Hey Melina, wir machen heute Abend einen gemütlichen Abend bei mir. Lynn, Rio, Becks und Lena sind auch dabei. Hast du Lust, vorbeizukommen?“

Ich zögerte. Die Idee, meine freie Zeit mit den Mädels zu verbringen, klang verlockend, doch gleichzeitig war da die Unsicherheit, wie der Abend verlaufen würde. Vor allem wegen Lena. Unsere Beziehung war immer noch angespannt, und ich war nicht sicher, ob es eine gute Idee war, in ihrer Nähe zu sein, wenn ich mich entspannen wollte.

Trotzdem entschied ich mich schließlich, hinzugehen. Es war wichtig für mich, um endlich richtig in Wolfsburg anzukommen und mich in die Mannschaft zu integrieren.
Vielleicht war dies die Gelegenheit, neue Freundschaften zu schließen und die Atmosphäre im Team zu verbessern.

Am Abend machte ich mich auf den Weg zu Jules Wohnung. Als ich ankam, hörte ich bereits das Lachen und die Stimmen der anderen aus dem Inneren. Ich atmete tief durch und klingelte.

Jule öffnete die Tür mit einem breiten Lächeln. „Hey, schön, dass du da bist! Komm rein.

Ich trat ein und wurde herzlich von den anderen begrüßt.
Lynn, Rio und Becks saßen bereits gemütlich auf dem Sofa, während Lena in der Küche stand und Jule half, Snacks und Getränke vorzubereiten. Unser Blickkontakt war kurz und kühl, doch wir nickten uns höflich zu.

Setz dich zu uns“, sagte Lynn und klopfte auf einen freien Platz neben sich. „Wir haben gerade über euer letzte Spiel gesprochen. Was für ein verrückter Sieg gegen Island, oder?“

Ich lächelte und setzte mich. „Ja, es war wirklich ein tolles Spiel. Hat Spaß gemacht, endlich wieder mehr Minuten zu bekommen.

Die Gespräche flossen leicht, und ich fühlte mich allmählich entspannter. Es tat gut, über andere Dinge als Fußball zu reden und einfach die Gesellschaft der anderen zu genießen. Solche Abende hatten wir in München oft. Jeder war mal dran. Wir haben Spiele gespielt oder Filme geschaut. Es war eine Tradition, welche half das Team zu stärken.

Jule und Lena brachten Schalen mit Chips, Gemüse und Dips ins Wohnzimmer, und wir machten es uns noch gemütlicher.

Trotz unserer Spannungen schien Lena sich Mühe zu geben, den Abend nicht zu stören. Sie setzte sich ans andere Ende des Sofas und beteiligte sich nur sporadisch an den Gesprächen. Dennoch war ich dankbar, dass sie keine Konfrontation suchte.

Rio erzählte gerade eine lustige Anekdote aus ihrer Jugend, die uns alle zum Lachen brachte, als Jule plötzlich auf die Idee kam, ein Spiel zu spielen. „Wie wäre es mit ‚Wahrheit oder Pflicht?“, schlug sie vor.

Wir alle stimmten begeistert zu, und das Spiel begann. Es war eine gute Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und die Stimmung aufzulockern. Die Fragen und Aufgaben waren harmlos, aber lustig, und bald waren wir alle in ausgelassener Stimmung.

Als ich an der Reihe war, wählte ich „Wahrheit“. Jule grinste und stellte ihre Frage: „Was war dein peinlichster Moment auf dem Fußballplatz?

Ich lachte und dachte kurz nach, bevor ich antwortete: „Oh, da gibt es einige. Aber einer der schlimmsten war vor ein paar Jahren im Training. Ich hatte einen freien Schuss aufs Tor und habe mit voller Kraft abgezogen. Der Ball traf den Pfosten, prallte zurück und traf mich direkt am Kopf. Ich bin sofort umgefallen, und das ganze Team hat sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt.“

Die anderen Mädels brachen in schallendes Gelächter aus.
Lynn wischte sich Tränen aus den Augen.
Das erinnert mich an etwas! Im letzten Spiel gegeneinander hat Lena dir doch auch so ein Ding verpasst, oder? Sie hat versucht, den Ball wegzuschlagen, und hat dich voll erwischt!

Ich nickte, grinsend, aber Lena sah verlegen aus und senkte den Blick. „Ja, das war wirklich ein toller Moment“, fügte ich hinzu, mit etwas Ironie in der Stimme.

Lena räusperte sich und sprach leise, aber ernst: „Es tut mir wirklich leid, Melina. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte dich nicht verletzen.

Ich war überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass Lena sich entschuldigen würde. „Schon okay“, sagte ich schließlich und lächelte. „Sowas passiert eben im Fußball.

Die anderen Mädels sahen sich erstaunt an, und Jule meinte lachend: „Siehst du, Lena? Es gibt immer ein erstes Mal für alles, sogar für eine Entschuldigung von dir!

Lena lächelte schwach und entspannte sich etwas. Die Stimmung im Raum wurde wieder lockerer, und das Gespräch nahm erneut eine humorvolle Wendung.

Der Abend verging wie im Flug. Wir redeten, lachten und genossen einfach die Zeit miteinander. Auch wenn Lena und ich uns nicht viel unterhielten, war die Atmosphäre doch weniger angespannt als zuvor. Es war ein Schritt in die richtige Richtung, und ich begann zu hoffen, dass wir es irgendwann schaffen könnten, unsere Differenzen zu überwinden.

Als es spät wurde, machten wir uns langsam auf den Heimweg. „Danke, dass du gekommen bist“, sagte Jule, als sie mich zur Tür brachte. „Ich hoffe, du hattest Spaß.

Ja, hatte ich. Danke für die Einladung, Jule“, antwortete ich und umarmte sie zum Abschied.

Auf dem Heimweg dachte ich über den Abend nach. Es war schön gewesen, Zeit mit den Mädels zu verbringen und zu sehen, dass es auch außerhalb des Spielfelds eine Möglichkeit gab, sich näherzukommen. Vielleicht war dies der Anfang von etwas Gutem.

In den folgenden Tagen im Training fühlte ich mich tatsächlich etwas wohler. Die Verbindungen, die ich bei Jules Abend geknüpft hatte, halfen mir, mich mehr als Teil des Teams zu fühlen. Und auch wenn Lena und ich weiterhin an unseren Differenzen arbeiteten, war da zumindest ein Hauch von Respekt zwischen uns, der vorher gefehlt hatte.

Unser nächstes Pflichtspiel stand bevor, und ich war entschlossen, mich weiter zu beweisen. Mit jeder Trainingseinheit und jedem Spiel würde ich daran arbeiten, meinen Platz im Team zu festigen und die Beziehungen zu meinen Mitspielerinnen zu stärken. Wolfsburg begann sich langsam wie ein Zuhause anzufühlen, und ich war bereit, alles zu geben, um hier erfolgreich zu sein.

Hate that i love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt