𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 4

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Die Sonne war kaum aufgegangen, als wir zu den ersten Leistungstests der neuen Saison antraten. Meine Muskeln waren angespannt und mein Herz schlug schneller als sonst. Nach der Enttäuschung bei der Weltmeisterschaft wusste ich, dass ich alles geben musste, um gut in die Saison zu starten. Wolfsburg war meine neue Heimat und ich wollte hier erfolgreich sein.

Die Tests verliefen gut. Meine Fitnesswerte waren in Ordnung und auch die technischen Übungen meisterte ich ohne größere Probleme.
Trotzdem war da diese ständige Anspannung, die ich nicht ablegen konnte - vor allem wegen Lena. Wir haben uns immer wieder die kalte Schulter gezeigt und das hat das ganze Team belastet.

Zwei Tage später fuhren wir ins Trainingslager nach Klosterpforte. Die Fahrt war lang und anstrengend, aber die malerische Umgebung rund um das Hotel ließ mich aufatmen. Die frische Luft und die Ruhe sollten uns helfen, uns auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren.

Als wir unsere Zimmer zugewiesen bekamen, war ich gespannt, mit wem ich mein Zimmer teilen würde.
An der Zimmertür stand nur eine Nummer, kein Name. Ich öffnete die Tür, ging hinein, stellte meine Tasche ab und ließ mich auf eines der Betten fallen. Kaum hatte ich meinen Kopf auf das Kissen gelegt, hörte ich Schritte auf dem Flur.

Die Tür ging auf und Lena kam herein. Unsere Blicke trafen sich und für einen Moment herrschte Stille. „Wirklich?", murmelte ich genervt.

Sieht so aus", antwortete Lena ebenso unzufrieden. Sie stellte ihre Tasche auf das andere Bett und begann auszupacken.

Die nächsten Tage im Trainingslager waren geprägt von harter Arbeit und anhaltenden Spannungen. Tommy versuchte immer wieder, Lena und mich zusammenzubringen, aber es klappte nicht. Die Kommunikation auf dem Platz war holprig und wir fanden einfach keinen gemeinsamen Rhythmus.

Eines Abends saßen wir beide schweigend in einem Raum. Das einzige Geräusch war unser Atem. Ich wollte etwas sagen, das Schweigen brechen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Schließlich legte ich mich hin und schloss die Augen in der Hoffnung, dass der nächste Tag besser werden würde.

Im Training sollten wir wieder zusammenarbeiten, aber jeder Versuch endete in Frustration. „Ihr müsst lernen, miteinander zu reden", ermahnte uns der Trainer. „So schadet ihr nur der Mannschaft."

Ich versuche es ja", antwortete ich genervt. „Aber es ist nicht so einfach."

Lena sagte nichts, aber ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie war genauso frustriert wie ich, und das machte die Sache nicht einfacher.

Zur Halbzeit des Trainingslagers stand ein Testspiel gegen Eindhoven auf dem Programm. Es war die erste Gelegenheit, die neue Mannschaft in Aktion zu sehen.
Wir gewannen das Spiel mit 4:1, ein vielversprechender Start. Aber für mich persönlich war es eine gemischte Erfahrung.
Ich habe nur ein Drittel des Spiels gespielt, weil der Trainer allen Spielerinnen die Chance geben wollte, sich zu zeigen. Es war frustrierend, von der Seitenlinie aus zuzuschauen, aber ich wusste, dass es wichtig war, dass die ganze Mannschaft zusammenwächst.

Nach dem Spiel kam Lena auf mich zu. „Gutes Spiel", sagte sie knapp. Es war das erste Mal seit langem, dass sie mir ein Kompliment machte, aber ich brachte es nicht über mich, mich zu bedanken. Stattdessen nickte ich nur und ging weiter.

Das Trainingslager neigte sich dem Ende zu und bald stand unser erstes Pflichtspiel im DFB-Pokal an. Es war ein echter Härtetest für uns beide. Ich spürte den Druck, mich zu beweisen, und gleichzeitig die Angst, wieder zu versagen.

Die Anspannung war förmlich greifbar, als wir uns aufwärmten und die letzten Anweisungen der Trainerin erhielten. Lena und ich wechselten nur wenige Worte, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Das Spiel begann gut für uns und wir führten zur Halbzeit mit 1:0.

Ich wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Mein Herz klopfte, als ich auf den Platz kam. Das war meine Chance zu zeigen, was ich kann. Zu zeigen, dass ich hierher gehöre und dass ich es verdient habe, zu spielen.

Kaum war ich auf dem Platz, spürte ich die Spannung zwischen Lena und mir. Wir mussten zusammenarbeiten, ob wir wollten oder nicht. Die gegnerische Mannschaft drängte und wir mussten unsere Abwehr stärken. Lena war eine hervorragende defensive Spielerin, und obwohl unsere Kommunikation nicht optimal war, konnten wir die Angriffe abwehren.

In der 70. Minute kam der entscheidende Moment. Ein schneller Konter der Gegner brachte uns in Bedrängnis und Lena und ich mussten zusammenarbeiten, um den Ball zu klären. Ich rief nach dem Ball und zu meiner Überraschung spielte Lena den Ball zu mir. Es war eine knappe Aktion, aber wir konnten die Gefahr bannen.

Am Ende gewannen wir das Spiel mit 2:0. Es war ein harter Kampf und ich war erleichtert, dass wir es geschafft hatten.

Nach dem Schlusspfiff ging ich zu Lena. „Gut gemacht", sagte ich, und diesmal meinte ich es ernst.

Lena sah mich an und nickte. „Danke. Du auch."

Vielleicht war das ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wir hatten noch einen langen Weg vor uns, aber zumindest hatten wir heute gezeigt, dass wir zusammenarbeiten konnten, wenn es darauf ankam. Die Saison war noch jung und es lagen noch viele Herausforderungen vor uns. Aber ich bin bereit, mich ihnen zu stellen - und vielleicht, nur vielleicht, können Lena und ich unsere Differenzen endgültig überwinden.

Hate that i love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt