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Mattheo Pov:

Später an diesem Abend, nachdem ich mich von den anderen getrennt hatte, stand ich vor der Tür von Toms Zimmer.

Leicht nervös hob ich meine Hand und klopfte an. Ich wusste, was mir bevor stand, worum dieses kommende Gespräch handelte, und ich erwartete nicht, dass es einfach werden würde.

Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und gab den Blick auf Toms unleserliche Miene frei.

"Komm rein", sagte er kurz und knapp und trat zur Seite, um mich eintreten zu lassen.

Die Spannung zwischen uns war spürbar, meine Nerven angespannt.

Mit einem trockenen Grinsen lehnte ich mich an die nächstgelegene Wand.

"Du wolltest reden, Tom? Lass mich raten, du hast einen klugen Rat für mich, was meine Beziehung zu Y/n angeht?"

Tom schloss die Tür hinter mir und ging zu seinem Schreibtisch, seine Bewegungen waren kontrolliert und präzise. Er drehte sich zu mir um und fixierte mich mit seinem scharfen Blick.

Einen Moment lang musterte er mich, ohne zu sprechen, nur um meine Haltung zu beobachten. Ich konnte nicht sagen, ob er das leichte Zittern meiner Hände erfasste und es einfach ignorierte, oder ob er es schlechthin einfach nicht bemerkt hatte.

Schließlich sprach er, seine Stimme war leise, grad so, dass ich ihn verstehen konnte.

"Du weißt, warum ich dich hierher gebeten habe, Mattheo. Die Sache mit Y/n macht mir aus mehreren Gründen Sorgen."

Ich fühlte einen Anflug von Ärger über die Worte meines Bruders, denn ich wusste, dass dieses Gespräch zu einem Streit führen würde. Obwohl ich mich äußerlich bemühte, eine gefasste Miene zu bewahren, kämpfte ich innerlich mit einem Strudel von Gefühlen, denn ich mochte Y/n, mehr als ich mich jemals für ein anderes Mädchen interessiert hatte. Trotz meiner anfänglichen Vorbehalte hatte ich gelernt, sie zu respektieren und zu bewundern. Ich fühlte mich auch in gewisser Weise beschützerisch wenn es um sie ging, und es machte mich wütend, dass mein Bruder versuchte, unsere Beziehung zu missbilligen.

Tom hockte auf der Schreibtischkante, sein Gesichtsausdruck war ruhig, aber dennoch bestimmend. Er sah zu mir auf und sprach mit fester Stimme: "Du bewegst dich auf dünnem Eis, Mattheo. Du kennst die Ansichten unseres Vaters über romantische Beziehungen. Er hat uns immer gelehrt, dass sie eine Schwäche sind, eine Ablenkung. Und jetzt riskierst du alles für ein Mädchen, das, seien wir mal ehrlich, eine komplizierteres Verhältnis zu unserer Familie nicht haben könnte."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und fühlte mich wieder einmal in die Defensive gedrängt. Es gefiel mir nicht, wie Tom versuchte, Y/n als eine Art Belastung gegenüber unsere Familie darzustellen.

"Y/n hat nichts mit den Taten ihres Vaters zu tun", beharrte ich. "Sie ist nicht für seine Fehler verantwortlich. Außerdem hat der Streit unseres Vaters mit ihrem nichts mit ihr selbst zu tun, und das weißt du auch."

Toms Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher, und er stieß einen tiefen Seufzer aus.

"Ich weiß", gab er zu. "Ich will damit nicht sagen, dass Y/n ein schlechter Mensch ist oder so. Du weißt, dass ich sie gerne in unserer Gruppe habe. Aber du musst verstehen, dass unser Vater das nicht so sehen wird. Er sieht sie nur als eine Verbindung zu ihrem Vater. Wenn er herausfindet wie du zu ihr stehst, wird er nicht zögern, sie zu seinem Vorteil zu nutzen."

Eine Welle des Zögerns überkam mich, als ich den Worten meines Bruders lauschte. Aber ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten, als ich schließlich verwirrt fragte: "Was meinst du damit, sie zu benutzen? Über welche Art von Vorteil reden wir hier?"

Der Blick meines Bruders war zwiespältig, als ob er überlegte, ob er mir seine Gedanken mitteilen sollte oder nicht. Er holte tief Luft, bevor er antwortete.

"Du weißt, dass unser Vater unbarmherzig ist, wenn ihm jemand in die Quere kommt. Wenn er das mit dir und Y/n herausfindet, wird er es als Gelegenheit sehen, ihrem Vater zu schaden, ihn für seinen Verrat zu bestrafen. Er wird sie als Druckmittel benutzen, Mattheo. Je weniger Vater über Y/n weiß, desto sicherer ist sie."

Mein Herz sank mir bis in die Kniekehle, als ich die Bedeutung der Worte meines Bruders verstand. Ich spürte, wie eine Mischung aus Wut, Angst und Hilflosigkeit über mich hereinbrach.

Gedanken schossen mir durch den Kopf: Wie konnte ich zulassen, dass dies meine Beziehung zu Y/n beeinträchtigte? Wie konnte ich sie vor dem Zorn unseres Vaters schützen?

Ich spürte eine vertraute Welle des Trotzes gegen die Autorität unseres Vaters, allerdings gemildert durch das Wissen, dass er Y/n gefährlich werden könnte. Ich musste vorsichtig an diese Situation herangehen, eine Strategie entwickeln, um Y/n vor seinem Einfluss zu schützen...

Mir gefror das Blut in den Adern, als Tom einen ganz bestimmten Tag im Wald erwähnte. Die Erinnerung daran war noch immer lebendig in meinem Kopf, ich erinnerte mich noch an das Gefühl des Schreckens, als Y/n von uns getrennt und von einem der Todesser entdeckt worden war.

Tom fuhr fort, seine Stimme war ruhig, aber mit einem Unterton von Wut versehen.

"Du erinnerst dich, was an diesem Tag geschah, oder? Vater ließ Y/n foltern, um herauszufinden, wo sich Jones versteckt hielt. Sie wusste nichts, aber das hat ihn nicht aufgehalten."

Schuldgefühle überkamen mich, als ich an diesen schrecklichen Vorfall erinnert wurde. Trotzdem, oder gerade deswegen spürte ich eine neue Entschlossenheit, sie vor der Grausamkeit unseres Vaters zu schützen.

Ich begegnete dem Blick meines Bruders.

"Ich erinnere mich", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. "Glaub mir, ich werde es nie vergessen. Ich möchte, dass sie in Sicherheit ist, Tom. Aber ich möchte auch, dass Vater nicht die Möglichkeit hat, mein Leben und meine Gefühle zu kontrollieren."

Tom nickte mit düsterer Miene. Er verstand eindeutig den Konflikt, den ich durchlebte.

"Ich verstehe das. Glaube mir, das tue ich. Aber hier geht es nicht nur um dich und deine Gefühle, Mattheo. Es geht um Y/ns Sicherheit. Wenn unser Vater von eurer Beziehung Wind bekommt, wird das nicht nur dich betreffen, sondern auch sie. Sie würde zur Zielscheibe werden. Und ich möchte nicht, dass sie in die Machenschaften unseres Vaters hineingezogen wird.

Ich wusste, dass mein Bruder recht hatte, auch wenn ich es nur ungern zugab. Der Gedanke, dass Y/n meinetwegen in Gefahr geraten könnte, war mehr, als ich ertragen konnte. Aber gleichzeitig konnte ich sie nicht so einfach loslassen...

Meine Entschlossenheit flammte auf, und ich sprach mit überzeugter Stimme: "Ich werde sie nicht aufgeben, Tom. Das kann ich nicht. Ich werde nicht zulassen, dass unser Vater mein Leben kontrolliert, und ich werde mein Glück nicht seinetwegen opfern. Ich werde einen Weg finden, sie zu beschützen, ich verspreche es."

Einen Moment lang musterte mich Tom, sein Blick skeptisch.

"Du gehst ein großes Risiko ein", sagte er leise. "Das weißt du doch, oder?"

Ich nickte, mein Herz schlug ein wenig schneller als zuvor, denn ich wusste, dass ich mit dem Feuer spielte, dass meine Beziehung zu Y/n schlimme Folgen haben könnte. Aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich fühlte mich ihr auf eine Weise verbunden, wie ich es noch nie zuvor gefühlt hatte, und ich war nicht bereit, sie gehen zu lassen.

"Ich bin mir der Risiken bewusst, ja.", sagte ich fest. "Aber sie liegt mir am Herzen, Tom. Mehr als irgendwer sonst. Ich kann sie nicht einfach verlassen, nicht jetzt."

Ein Hauch von Verständnis lag in Toms Augen. Er wusste, dass ich es ernst meinte, dass ich meine Gefühle für Y/n nicht auf die leichte Schulter nahm.

"In Ordnung, Mattheo. Ich werde nicht versuchen, dich aufzuhalten. Aber du solltest besser wissen, was du tust, denn wenn unser Vater davon erfährt, dann ist die Hölle los."

Mattheo Riddle - don't play with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt