Waldnacht

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Colin und Noah teilen sich ein Zelt, um bei der Protestaktion mitzumachen.


Das Maß war eindeutig voll, für die Bewohner:innen des Internats waren die Zustände nicht mehr zu ertragen.

Herr Hauser hatte sie nicht nur am ersten Tag Wettrennen für die Zimmerwahl machen lassen, sondern auch das Klopapier vergessen. Davon abgesehen war es die dritte Woche und die Schränke wurden immer leerer, weil nicht genug eingekauft wurde.

Colin und Noah saßen gemeinsam draußen auf der Mauer und redeten über dies und das. Da Frau Schiller sie im letzten Schuljahr zusammen gesehen und dann natürlich für das neue Jahr in unterschiedliche Zimmer getrennt hatte, hielten sie sich oft gemeinsam draußen auf. Zumindest wann immer das Wetter es zugelassen hatte.

Auch jetzt genossen sie die Ruhe und Zeit zu zweit. Ihre Finger waren verschränkt, sie saßen eng beieinander, die Köpfe zusammen gelehnt.

Joel war nicht überrascht seine Freunde hier zu finden und lief ohne zu zögern auf die beiden zu.

"Hey, keine Zeit für Romantik", sprach er sie an und ließ sich neben Noah fallen. Die Jungs schauten ihn verwirrt von der Seite an, aber Joel sprach einfach weiter: "Es gibt einen Protest. Wir ziehen alle aus".

"Was?", fragte Noah leicht irritiert und auch Colin schien nicht so ganz zu folgen.

"Na ja, diese Zustände sind offensichtlich nicht mehr haltbar und wir müssen was tun. Herr Hauser muss merken, dass er uns so nicht behandeln kann. Dieses Internat gleicht sonst bald einem Militärcamp", passioniert trug Joel seinen Standpunkt vor und erntete Colins amüsierten Blick und ein Augenrollen von Noah.

"Und wo genau wollt ihr hinziehen?", erkundigte sich Colin jetzt.

"In den Wald. Aber...nicht ihr , sondern wir" , korrigierte Joel. "Ihr kommt natürlich mit".

Noah schien nicht sonderlich überzeugt und schüttelte den Kopf: "Nein danke, ich bin gern im Wald, aber sicher nicht mit dem ganzen Internat".

Auch Colin schien wenig Gefallen an der Idee zu finden. "Ich weiß nicht Joel, können wir nicht einfach eine Demo veranstalten?", schlug er vor, aber seine Idee stieß praktisch auf eine Betonwand.

"Auf gar keinen Fall, die meisten packen schon ihre Sachen. Seht es als lustigen Ausflug für eine Weile. Mit freier Zimmer- na ja eher Zeltwahl", argumentierte der Brillenträger weiter und hatte damit scheinbar einen guten Grund geliefert. Ob nun mit Absicht oder nicht.

"Okay bin dabei", stimmte Noah vielleicht zu schnell ein, denn Colin schaute ihn überrascht an. Als der Lockenkopf auf seine stille Frage nur ein Zwinkern erhielt, schüttelte er lachend den Kopf.

"Meinetwegen, ich gehe packen", meinte Colin dann und die drei verabredeten sich für eine Stunde später am Ausgang.

-

Mit jeweils einer Reisetasche und einem zusätzlichen großen Tragebeutel voller Bettzeug standen sie da. Außerdem hatte Joel noch eine Kühltasche und Colin trug ein eingepacktes Zelt über der Schulter, welches Joel schon am Vortag ("In weiser Voraussicht, ein Geschäftsmann ist vorbereitet, Colin!") gekauft hatte.

Kurze Zeit später kam Noah dazu, ebenfalls bepackt und dicht gefolgt von Ava, die sie skeptisch musterte. "Ihr zieht das echt durch? Ich weiß ja nicht", meinte sie nachdenklich.

"Wenns zu blöd wird können wir jederzeit zurück, aber es ist warm genug und wir haben Zelte", war Joel wieder voll in seinem Element und deutete dann auf seine Kühltasche: "Und Pastinade".

Reys Nolin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt