Strafe

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So richtig sicher war Colin nicht, was die Sache mit dem Workshop anging. Er hatte überlegt, Noah einen Schlafplatz anzubieten, aber dann wären sie für den Zeitraum auf echt engem Raum und aus dem Weg gehen wäre dann nicht drin.

Einfacher wäre es, wenn sie sich erstmal woanders vorher wiedersehen würden. Vielleicht war ein Besuch am Einstein angebracht und falls sich das Alles als ganz dumme Idee herausstellte, würde er einfach die restliche Zeit mit Joel irgendwo rumhängen. Und er würde im Gästezimmer schlafen können, weit genug weg von Noah.

Bevor er es sich anders überlegen konnte, rief er Frau Schiller an und buchte ein Bahnticket, nachdem die Internatsleiterin ihr "Okay" gegeben und ihm versprochen hatte, niemandem etwas zu verraten.

Dann gab es jetzt nur eine weitere Sache zu klären. Tief durchatmen, Colin. Sie ist deine beste Freundin und sie wird das verstehen.

Er musste nur einmal Klopfen, da wurde die Tür von Julia bereits aufgerissen und sie zog ihn überschwänglich in ihr Zimmer. "Hallo Liebster", sagte sie in ihrer dramatischsten Theater-Stimme, "Was verschafft mir die Ehre deines unerwarteten Besuchs?"

Mit einem Grinsen setzte er sich auf ihr Bett, wurde aber direkt wieder ernst: "Ich wollte dir nur sagen, dass ich am Freitag nach Erfurt fahre. Ich hätte sowieso nur Mathe, was ich kann und zwei Stunden Sport, die sind egal".

"Colin, du Draufgänger!", lachte sie zuerst, aber im nächsten Moment sickerten die Worte richtig zu ihr durch. "Moment mal, was willst du in Erfurt?"

Obwohl ihm bewusst war, dass sie ihn durchschauen würde, versuchte Colin es trotzdem mit "Ava und Joel besuchen?"

"Ach, das ist aber nett von dir. Und du bist sicher, dass das Alles ist?", Julia glaubte ihm kein Wort. Natürlich nicht. Ihr Blick war streng, doch Colin erkannte auch die Sorge dahinter.

"Hör zu, Noah hat-", weiter kam er nicht, denn Julia ließ sich mit einem sehr starken Seufzen neben ihn fallen. "Ich schwöre, dieser Name allein macht mich schon sauer. Wolltest du ihn nicht loslassen?"

Betreten kaute Colin auf seiner Unterlippe, bevor er antwortete: "Er hat mich angerufen...und seitdem schreiben wir manchmal". Zerknirscht sah er überall hin, nur nicht zu Julia, denn die würde ihm vermutlich gleich eine Standpauke halten.

"Und dann machst du einfach weiter? Willst du dir nochmal das Herz brechen lassen?", fragte sie herausfordernd und sah ihn dabei eindringlich an.

"Nein, aber ich vermiss' ihn halt und vielleicht... vielleicht vermisst er mich ja auch. Sonst hätte er sich wohl nicht von sich aus gemeldet...", verteidigte Colin sein Verhalten. "Ich schaff das schon".

Statt auf seine Aussage einzugehen, änderte sich schlagartig Julias Gesichtsausdruck von besorgt und sauer, fast schon zu fröhlich. Es war das zuckersüße Lächeln, was noch nie Gutes für Colin bedeutet hatte.

"Na gut, ich wills erlauben, aber nur unter einer Bedingung", meinte Julia dann, als hätte Colin tatsächlich ihre Zustimmung für seine Reise gebraucht. Ergeben seufzte er und fragte: "Ach ja und die wäre?"

Julias Lächeln wurde noch eine Spur breiter. "Als du hier angekommen bist, da hast du mir versprochen, ihn zu blockieren. Das hast du aber offensichtlich NICHT gemacht, denn sonst hätte er dich kaum anrufen können", führte sie aus und Colin befürchtete bereits das Schlimmste.

"Möglich", gab er dennoch zu. Er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, hatte immer gehofft, dass Noah sich wenigstens verabschieden würde. Und das war ja dann auch eingetreten.

"Das schreit nach einer Strafe, meinst du nicht? Du hast praktisch eine Challenge verloren", stellte die Blonde klar, "also darf ich, als die Gewinnerin, eine angemessene Strafe wählen. Akzeptierst du die Bedingung?"

Reys Nolin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt