Wildblumen

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Summary: Colin ist eingeschlafen und Noah kann sich nicht vom Fleck bewegen, um ihn ein Meer aus Blumen.

Eigentlich hatte Noah für Blumen nicht allzu viel übrig. Manche waren ganz schön anzusehen, andere rochen ganz gut. Aber ansonsten waren sie eben da. 

Und jetzt saß er hier in einer Wiese, umgeben von den bunten Gewächsen, auf einer Decke. Neben ihm ein riesiger Strauß aus Wildblumen, den Colin gepflückt hatte. Der lag allerdings schlafend mit dem Kopf auf seinen Beinen.

Sie hatten sich zu einem Picknick hierher begeben, weil Colin bei dem Wetter wenig Lust hatte zu spazieren, Noah aber frische Luft gewollt hatte.

Dann hatten sie an diesem Ort, mitten im Nirgendwo ihre Decke ausgebreitet und eine Kleinigkeit gegessen. Prompt war Colin eingeschlafen, als Noah angefangen hatte seinen Kopf zu kraulen.

Es wunderte ihn nicht sonderlich, meistens war sein Lockenkopf sehr beschäftigt und hatte oft mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen. Dabei hängte er sich überall rein mit voller Kraft und wenn sie dann irgendwo gemütlich zusammen saßen, dann holte ihn manchmal einfach die Müdigkeit ein.

Noah mochte das irgendwie, denn es bedeutete, dass Colin ihm vertraute und sich wohl bei ihm fühlte. Einmal hatte er ihn Ruhepol genannt und zuerst hatte er ihn entgeistert angeschaut und die Augenbraue gehoben, aber dann hatte Colin erklärt, dass er bei Noah einfach abschalten und er selbst sein konnte.

Seitdem war er stolz darauf, auch wenn er es für sich behielt. Und deshalb hatte er auch nichts dagegen, wenn Colin diese Zeit nutzte, um Energie zu tanken. Auch wenn das bedeutete eine ganze Stunde seine Beine nicht zu bewegen.

Während er so da saß, spielte er gedankenverloren mit den Blumen herum. Mit einem Lächeln nahm er eine Blüte Habichtskraut und steckte sie in Colins braune Locken. Das Orange der Blume, war warm und ein schöner Kontrast zu dem dunklen Haar.

Neben ihm im niedrigeren Gras wuchsen auch große Gänseblümchen, von denen er ein paar pflückte und ebenfalls in die Frisur seines Freundes packte. Die Locken hielten die Blumen erstaunlich gut.

Und dann kam ihm ein Gedanke. Er kramte in seiner Tasche herum und fand das lange, weiße Geschenkband, welches er schon seit seinem letzten Geburtstag darin herumschleppte. Zu seiner Freude hatte er sogar Tesa, auch wenn ein anderes Klebeband vermutlich besser funktionieren würde.

Grob schätze er den benötigten Umfang ab, machte an zwei Stellen im Band einen Knoten als entsprechende Markierung und machte sich dann ans Werk. Die wilden Blumen verflocht er teilweise miteinander, um dem Konstrukt mehr Stabilität zu geben.

Ginster, Schleierkrautkraut, einige längere Gräser, mehr von dem Habichtskraut, sie alle gaben dem Geflecht Struktur, Halt oder Farbe.

Hier und da umwickelte er die Stiele mit dem Klebeband, um sie leichter mit dem Geschenkband verknoten zu können. Obwohl er kaum dabei nachdachte, war er hochkonzentriert und merkte, dass diese Bastelei irgendwie beruhigend war.

Beinahe wie von selbst wuchs das Geflecht aus Blumen an dem Band entlang, er formte es mit Vorsicht, da die kleinen Pflanzen leicht brachen. Dennoch verlor er zwischendurch zwei Blumenstiele leider komplett. Die Blüten steckte er kurzerhand in Colins Haare zu den Anderen.

Ansonsten konnte er kleine Knicke aber verstecken oder so einarbeiten, dass sie gewollt aussahen. Handarbeit war nie unter seinen Interessen gewesen, aber er konnte nachvollziehen, wieso Leute diese Beschäftigung mochten.

Mit jeder geflochtenen Blume, jedem Knoten, jedem neuen Halm wurde er ruhiger und versank völlig in der Tätigkeit, bis er schließlich an seiner Markierung angekommen war und die letzten Blumenstiele mit Knoten befestigte.

Reys Nolin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt