Kapitel 3

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Der Abend verging und gerade als der Herzog verkündete, dass es nun reichlich spät sei und somit Zeit zu gehen, kam Sir Warden auf mich zu. Die restliche Gesellschaft hatte sich bereits zur Tür begeben, weshalb wir alleine im Salon standen.
"Es war ein sehr schöner Abend, finden sie nicht auch?" Verwirrt über seinen plötzlichen Konversationsversuch stotterte ich: "Äh... J-Ja?" Schnell fing ich mich wieder und meinte, dass der Abend sehr erquickend für mich gewesen sei. Er nickte und lächelte mich an. Schon machte er wieder auf dem Fuß kehrt und folgte den anderen hinaus. Etwas verdattert blieb ich zurück.

Am nächsten Morgen wurde ich von meiner Gesellschafterin, Bathilda, geweckt. Sie stürmte in mein Gemach und verkündete freudestrahlend es gäbe große Neuigkeiten. Ich brummte nur sie solle sich verziehen und wühlte mich noch etwas tiefer in meine Laken. "Aber Mylady! Ich wurde von ihrem Herrn Papa ausdrücklich darum gebeten, dass ich sie in 15 Minuten unten in den Speisesaal geleiten würde." "Was ist denn von einer so dringlichen Natur, Bathilda?", fragte ich entnervt. "Das weiß ich nicht genau, allerdings vermute ich...", sie gluckste wie ein junges Mädchen: "..., dass es etwas mit den beiden jungen Herren zu tun hat, die gestern Abend uns die Ehre eines Besuches erwiesen haben."
Nun war ich hellwach. Innerhalb kürzester Zeit war ich fertig.
Unten im Salon erwarteten mich bereits Mutter und Vater. Meine Schwestern fehlten. "Ah, Eliza! Schön, dass du es so schnell geschafft hast. Nimm doch schon einmal Platz, bis deine Schwestern eintreffen." Auf Vaters Geheiß setzte ich mich auf den kobaltblauen Ohrensessel nahe des Kamins.
Ich war mehr als aufgeregt. Immerhin könnte es sich um meinen ersten Verehrer handeln. Nur hoffte ich inständig es möge nicht den Herzog sondern Sir Warden betreffen. Ich weiß auch nicht, was er an sich hatte, aber ich fühlte mich zu ihm hingezogen.
Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als meine beiden jüngeren Schwestern eintrafen. Auch sie setzten sich.
Schließlich fehlte nur noch Leanne. Doch anstelle ihrer kam Bathilda herunter: "Fräulein Leanne fühlt sich nicht so wohl. Sie zieht es vor ein heißes Bad zu nehmen und sich so auszukurieren."
Vater seufzte entnervt, meinte jedoch: "Danke Bathilda, richten Sie Ihr aus, dass es sie eh nicht betroffen hätte." Bathilda nickte, knickste und huschte hinaus.
Mein Herz überschlug sich beinahe. Leanne war nicht betroffen. Das konnte nur heißen es ging um mich. Ich blickte schnell zu meinen Eltern.
"Nun", Vater machte eine Pause: "Eliza, der Herzog hat an dir Interesse bekundet. Er würde sich freuen, wenn wir ihm auf seinem Landsitz einen Besuch abstatten würden."
Gemischte Gefühle machten sich in mir breit. Einerseits war ich erfreut über das Interesse, andrerseits enttäuscht, dass es nicht Sir Warden war.
"Ich bin erfreut, Vater", meinte ich deswegen nur und lächelte gestellt. Mutter lächelte wohlwollend: "Dann wird es dich ja freuen zu hören, dass wir bereits zugesagt haben und diesen Sonntag auf dem Landsitz sein werden."
"Natürlich", wieder lächelte ich unehrlich. Umso mehr ich drüber nachdachte, desto enttäuschter war ich. Ich weiß ich sollte eigentlich dankbar sein, dass sich ein man so hohen Standes für mich interessierte, doch es erfreute mich kaum.

Die Tage schlichen dahin. Morgen würden wir bei dem Herzog sein. Ich saß in meinem Zimmer und las ein Buch, als ich eine Kutsche vorfahren hörte. Schnell ging ich zu meinem Fenster und schaute hinaus. Grade stieg ein man aus. Sein Haupt war mit einem schwarzen Hut bedeckt. Mehr konnte ich von hier oben nicht erkennen.
Ich rannte die Treppe runter, darauf bedacht nicht über einen meiner Röcke zu stolpern. Ich war grad auf den letzten paar Treppenstufen, als es klopfte. Eine Page öffnete und der Mann trat ein. Ich starrte ihn an und er starrte zurück. Es war Sir Warden.
Doch in diesem Moment kam Mutter angeeilt. "Ah, Sir Warden! Wie kommen wir zu der Ehre?"
Er räusperte sich und sagte: "Ich denke, ich habe hier meine Taschenuhr nach dem Dinner vergessen."
"Oh uns ist zwar noch nichts aufgefallen, aber bitte, kommen Sie doch mit im den Salon. Möchten sie etwas Gebäck?", fragte Mutter. Sir Wardens Blick schweifte kurz zu mir ab, doch alsbald erwiderte er: "Ich möchte ihnen wirklich nicht zur Last fallen." Kaum hatte er diese Worte über die Lippen gebracht, redete Mutter auf ihn ein, dass es Stuss sei und er immer willkommen ist.
Kurze Zeit später fand ich mich mit einer Tasse Tee in der Hand und neben meiner Mutter auf dem Sofa sitzend wieder. Sir Walden uns gegenüber. Wir unterhielten uns über belanglose Sachen, während unsere Bediensteten das Haus nach der Uhr absuchten.
Dennoch bemerkte ich die ständigen Blicke die er mir zuwarf. Ich hatte mich nur einmal getraut ihm dann in die Augen zu schauen. Seine Augen hatten etwas dunkles beinahe mystisches. Ich konnte es nicht deuten.
Als die große mit Ornamenten verzierte Standuhr sechs Uhr schlug verabschiedete er sich. Die Taschenuhr hatten unsere Bediensteten nicht gefunden. An der Tür wünschten wir ihm noch einen guten Abend. Meine Mutter war schon ins Haus zurückgegangen, während ich noch an der Tür stand und zusah wie die Kutsche an mir vorbei fuhr. Hinter dem Fenster konnte ich noch einen Blick auf die Gestalt von Sir Warden erhaschen. Und wieder schaute er mich durchdringend an und nun war ich mir der Sache sicher. Seine Augen spiegelten Begierde.

Hey, wie ihr bereits bemerkt habe update ich langsam. Ich schreibe wirklich nur dann wenn ich Lust habe. Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis 😅
Ansonsten möchte ich mich für die Reads, Votes und Kommentare bedanken ❤️

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