Kaptiel 5

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Wir entschieden uns in eine gut besuchte Bar in der Innenstadt zu gehen. Die Bar war wegen ihrer großen und speziellen Auswahl an Getränken beliebt bei den Leuten. Noch rechtzeitig bekamen wir in einer hinteren Ecke einen Platz für fünf Personen. Ich wunderte mich nicht, weshalb wir einen Tisch mit einem Platz zu viel nahmen.

Philipp setzte sich links von mir und Nikki saß rechts von mir an dem runden Tisch. Nach einiger Zeit kam die Bedienung um unsere Getränke aufzunehmen. Ich entschied mich für etwas Stärkeres, da ich bereits von Philipp und seiner Selbstüberzeugung genervt war.

Während sich alle anderen über den heutigen Arbeitstag aussprachen und ich nur mit halben Ohr zuhörte, kamen unsere Getränke. Für mich gab es Whisky on the Rocks. Die anderen Mädels entschieden sich für etwas sommerliches, nämlich Aperol Spritz und Philipp bestelle zwei Gin Tonic. Ab da wunderte ich mich, wieso Philipp zwei Getränke sich bestellt hatte und fragte ihn daher: "Willst du die alleine trinken?" "Nein, Robin meinte, er kommt gleich nach".  Vielleicht unterhalten die sich ja mit einander und ich kann meine Gedanken nach dem heutigen Tag endlich mal sortieren, dachte ich mir daraufhin.

Nach 10 Minuten kam endlich Robin. Es war ein großer und schlanker Mann. Ich schätzte ihn so kurz vor die 30 ein. Er hatte schwarze kurze Haare und wie Frau Rabe eisblaue Augen. Ich selbst kannte ihn nur durch Philipp, da Robin letztens nach der Arbeit auf ihn gewartet hatte. Sie waren so gesagte Trinkbuddys.

Nachdem sich alle weiter unterhielten und ich mir so langsam wie das fünfte Rad am Wagen vorkam, unterbrach Robin seine Unterhaltung über irgendwelche Games, die bald erscheinen werden und teilte mit, dass seine Cousine gerne noch dazu stoßen möchte, wenn das für alle in Ordnung ginge. Er erwähnte noch dazu, dass wir sie bereits kannten, aber nicht mehr. Wie sahen uns alle etwas überrascht an. Ich hatte aber auch schon einen Verdacht, wer es sein kann und tatsächlich lag ich richtig.

Frau Rabe, Lucy, stand nach einer halben Stunde in der Bar und suchte gerade nach ihrem Cousin. Robin winkte ihr kurz zu. Ihr Lächeln, das sie am Anfang trug, verschwand mit einem Mal, als sie mich und Nikki erblickte. Sie wirkte etwas verwirrt und auch überfordert. Sie begrüßte ihren Cousin und Philipp wie Freunde und Nikki, Leonie und mir schenke sie nur ein kurzes Kopfnicken.

Sie zog sich von einem anderen Tisch ein Stuhl weg und setzte sich zwischen Robin und Leonie. Während sie Platz nahm, exte ich meinen Whisky und lief zu Bar um mir ein neues Getränk zu bestellen. Ich wollte nicht auf die Bedingung warten. Ich wollte auch unbedingt der Situation entfliehen sowie ihr, Lucy. Es ging mir immer noch das Szenario von heute Morgen durch den Kopf und es ärgerte mich jetzt mit ihrer Anwesenheit noch mehr.

Ich nahm Platz an der Bar, als ich meine Bestellung a den Barkeeper gab. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht mal bemerkte, dass mir mein Getränk vor die Nase gestellt wurde. Ich trank meinen Old Fashion wieder innerhalb paar Minuten an der Bar aus und wankte zur Toilette. Wenn ich Alkohol zu mir nahm und länger saß, hatte ich meistens meine Probleme mit dem Gleichgewicht. Vertragen konnte ich viel, nur mein Gleichgewicht machte nie mit. Lag wahrscheinlich auch da dran, dass ich sehr groß war.

Ich wusch nur gerade meine Hände als Nikki reinkam. "Alles in Ordnung bei dir? Wo warst du denn die ganze Zeit?", "war vorhin an der Bar um mir was Neues zu Trinken zu holen und auch irgendwie der Rabe aus dem Weg zu gehen."

"Ach Charlie, jetzt stell dich nicht so an. Sie ist doch gar nicht so schlimm!"

Ah ja, jetzt war sie wohl nicht mehr so schlimm. Ich war bisschen eingeschnappt über das Kommentar von ihr, aber einerseits hatte sie auch Recht.

Ich ging mit Nikki zu unserem Tisch zurück. Nach einer Stunde schrie meine Lunge nach Nikotin. Ich entschuldigte mich kurz bei allen und verließ die Bar mit meiner Lederjacke und Kippen in der Hand. Wie zu erwarten, kommen dann immer alle Raucher. Jedoch rauchte bei uns nur leider ich und meine Chefin, sodass sie gerade zu mir stieß.

"Du, wegen heut morgen, es tut mir leid, dass ich dich so blöd angegafft habe. Ich bin leider keine Morgenperson und mag auch keine Gespräche am Morgen".

"Mhm... schon verstanden. Ich hatte aber auch nicht wirklich Lust auf die Unterhaltung zwischen Philipp und mir."

Wir zogen an unseren Kippen und schwiegen. Die stille war für mich diesmal nicht komisch. Besser gesagt, genoss ich es. Ich hatte noch nie wirklich viel geredet, aber meistens war mir Stille zwischen einer Person und mir unangenehm, aber diesmal nicht.

Als ich weiterhin die Mensch auf der anderen Straßenseite beobachtete, merkte ich das mich Lucy beobachtete. Ich sah zu ihr hinüber und fragte: "Ist irgendwas?"

Sie sagte erst nach paar Sekunden endlich etwas "Ich überlege schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, woher du mir so bekannt vor kommst."

"Vielleicht hast du schon meine Eltern in den Nachrichten gesehen. Die werden oft wegen ihrer Firma interviewt."

"Ich glaube nicht, dass du mit deswegen so bekannt vorkommst, aber ist auch egal. Irgendwann finde ich es schon noch raus."

Gegen 11:30 Uhr verließen wir zusammen die Bar. Da Philipp nicht in meine Richtung fuhr, wollte ich mir einen Uber bestellen. Jedoch kam Lucy auf mich zu und meinte, dass sie mich mitnehmen könnte, da sie auch in meine Richtung fährt.

Wir stiegen daher in ihren wundervollen Mustang ein und ich schwärmte zuerst mal. Wenn ich etwas mochte und auch noch betrunken war, war ich unausstehlich, so fand ich es zumindest. Ich hatte nach mein beiden Whiskys noch zwei drei leichtere Cocktails, aber trotzdem war die Wirkung von Alkohol ziemlich stark.

Vor meinem Haus angekommen, meinte Lucy zum Spaß "Jetzt weiß ich, wo dein Haus wohnt."

"Oh nein, willst du mich jetzt stalken?" gab ich retour. "Hmm... da würde ich bestimmt einige interessante Dinge über dich erfahren und auch sehen." Mein Gehirn war echt langsam, aber langsam checkte ich es - sie flitterte doch mit mir. "Ja, da hast du recht. Sehr interessante Dinge".

Wir mussten so lachen. Irgendwann verstummten wir beide und sahen uns an. Mir kam es so vor, als würde sie mir immer näher komme. Hin und wieder schaute sie auf meine Lippen. Ich selbst suchte ebenfalls ihren Blick. Ihre Augenfarbe war echt besonders. Man konnte nicht genau sagen, ob sie eisblau oder grau waren.

Wir waren nur noch paar Zentimeter entfernt von einander.

Brief an das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt