Kapitel 6

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Ich wachte am nächsten Morgen mit einem extreme Kopfschmerzen auf. Ich konnte mich nur noch dran erinnern, dass mich Lucy nach Hause gefahren hatte und ich mich ziemlich schnell verabschiedet hatte, um meine Seele zu Hause aus dem Leib zu kotzen. Wie ich ins Bett kam, wusste ich nicht mehr. Aber ich hatte zum ersten Mal von meiner Vorgesetzten geräumt. Der Traum kam mir viel zu real vor.

In der Arbeit ließ ich mir zwei doppelte Espressos aus der Kaffeemaschine raus. Am Platz angekommen sah ich eine zweiseitige Liste mit Aufgaben, die heute zu erledigen sind. Wiedervorlagen, eine für mich elende Aufgabe, da es meist nur Zwangsvollstreckung betraf.

Zwangsvollstreckung war nicht leicht, wenn es bestimmte Menschen gab, die verschuldet waren und nie aufzufinden sind. Weder mit einer Auskunft über das Meldeamt noch mit einen Auftrag an eine Detektei, man konnte manche Menschen nicht auffinden. Noch schlimmer waren berühmte Menschen, die hoch verschuldet sind, aber immer so tun, als hätten sie das luxuriöse Leben. Sie konnte man nämlich nie finden, da sie meist bei anderen Leuten unterkamen und auch von diesen gedeckt wurden.

Nikki kam ungefähr nach einer halben Stunde in die Kanzlei mit einem breiten Lächeln. "Wieso grinst du so, is was?"

"Ne, darf ein Mensch nicht glücklich sein".

"Doch, aber das macht mir eine Heiden Angst"

"Charlie, ich muss dir noch was erzählen. Das uns gestern die Rabe erzählt. Apropos, wir dürfen sie jetzt dutzen. Gehen wir schnell hoch in die Küche."

Ich ließ zuerst Nikki vorgehen, nicht das die anderen auf dumme Gedanken kommen und meinen wir arbeiten nicht. Ich war nämlich diejenige, die immer früher in der Arbeit erscheint, früher anfängt zu arbeiten und immer die Pausen kürzt, damit ich immer arbeite. Und für was mach ich es? Natürlich für nichts! Hauptsache die Anwälte sehen, dass ich viel arbeite, aber sie würden niemals freiwillig mit eine Gehaltserhöhung rausrücken. Man musste um  jeden einzelnen Cent betteln.

Als ich in der Küche ankam, schloss Nikki sofort die Tür. "Lucy hat uns gestern ihren Typen gezeigt, hinter dem sie her ist, als du an der Bar warst. Ich dachte immer sie steht auf Frauen, weil sie so dominant ist. Aber stell dir vor, der Mann sieht so gottlos gut aus. Die Frau hat echt Geschmack. Die würden so gut zusammenpassen..."

"Halt mal die Luft an, Nikki. Du fällst mir ja beinahe um. Aber zurück zu deiner Meinung. Nur weil eine Frau dominant ist, heißt es nicht unbedingt, dass sie auf Frauen steht."

"Aber sie hat aber auf mich manchmal so gewirkt. Weil bei jedem männlichen Mandant, der halbwegs gut aussah, zeigte sie keinerlei Reaktion. Aber den jüngeren Frauen, hat sie meistens auf den Arsch geglotzt. Ihre voll tätowierten Arme machen das auch nicht viel besser, auch wenn sie die innerhalb der Kanzlei nie zeigt," gestikulierte Nikki.

"Oke, oke. Ruhig mein junger Padawan. Auch wenn es für dich bisher so gewirkt hat, muss es nicht unbedingt so sein. Du solltest manchmal Menschen nicht so schnell in eine Schublade stecken. Aber ich hätte noch..." Ich stoppte mitten in meiner Frage, als die Tür aufging und niemand geringeres als Lucy erschien.

"Guten Morgen! Schon fit?" fragte Lucy gut gelaunt. Wieso war jeder so happy. Gestern wurde es schon spät und beide hatten ebenfalls was getrunken, zwar nicht so viel wie ich, aber auch gute zwei Gläser.

"Natürlich und selbst?" kam es sofort von meiner Kollegin. Sind sie jetzt wie Freunde? Was passiert hier? Ich sah zu Nikki und zog meine Augenbraue hoch um ihr zu zeigen, dass ich mich frage, was los ist.

"Ich hab gerade Charlie von deinem Kerl erzählt, den du gestern uns gezeigt hast. Du musst ihr auch kurz das Foto zeigen!" Am liebsten hätte ich mir auf die Stirn geklatscht, als meine Kollegin das sagte. Was zur Hölle ist gestern passiert? Glücklicherweise war der Altersunterschied nicht groß, weil sonst wäre es mir unangenehm gewesen, wenn wir mit einer viel älteren Anwältin über Typen reden würden.

"Ja klar. Mein Handy liegt nur gerade im Büro. Wir können uns ja in der Mittagspause in meinen Zimmer treffen, dann kann ich dir alles erzählen, Charlie."

Als sie das sagte, leuchteten ihre Augen schon fast auf; so als würde sie sich freuen, uns über ihren Typen, für den sie schwärmte, zu erzählen. Darauf hatte ich wenig Lust, da ich merkte, dass ich meine Vorgesetzte doch mehr mochte, als ich sollte. Irgendwie wusste ich bereits jetzt, dass sich vieles ändern wird, aber nicht ins Gute.

Kurz vor 12:00 saßen wir vor dem Schreibtisch in Lucy's Büro, ausgerüstet mit unserem Essen. "Jetzt zeig ihr doch mal das Bild, was du uns gestern gezeigt hast." nervte Nikki rum.

Lucy tippte kurz in ihrem Handy rum und hielt mir darauf hin dieses vor. Auf einem Foto konnte ich einen Mann sehen. Dieser war bis zum Kinnansatz tätowiert. Sein Aussehen schrie schon förmlich nach "Fuckboy".

"Der sieht doch richtig heiß aus, oder nicht, Charlie?" fragte mich Nikki. "Naja, er sieht für mich wie ein typischer Badboy aus".

"Ich hatte schon immer für solche Männer eine Schwäche und ich bin seit fast einem Jahr hinter dem her."

"Wo hast du ihn kennengelernt?" wollte ich wissen.

"Gesehen hab ich ihn zum ersten Mal in einem Club in der Stadt. Angesprochen hat er mich vor drei Monaten in dem selben Club. Aber bisher hat er mir nur beim Feiern einen Shot ausgegeben, sonst war da noch nicht mehr. Aber ich hätte ihn nie kennengelernt, hätte mein Ex damals nicht Schluss gemacht."

"Wie lang warst du eigentlich mit deinem Ex zusammen, weil ich noch nie was von ihm gehört habe, seit ich hier arbeite?" wollte Nikki nun von ihr wissen.

"Ich war bereits mit ihm verlobt, aber wir waren fast sechs Jahre zusammen. Dazwischen ist er mit auch mehrfach fremdgegangen und ich war auch noch so dumm und hab einfach weggesehen. Was für ein Arschloch."

"Oh ja, dass kannst du laut sagen. Wie kann man so jemanden wie dich betrügen?" fragte ich diesmal.

"War ihm vielleicht nicht gut genug oder schön genug. Keine Ahnung. Ich würde es auch zu gern mal wissen. Ich hab einfach kein Glück in der Liebe. Die ganzen Leute, die ich nach meinen Ex gedatet habe, wollte wenn dann nur Freundschaft plus oder eine offene Beziehung. Oder hatten keine Zeit zum Treffen, aber wollten eine Beziehung." sie schüttelte heftig den Kopf, so als würde sie versuchen einen Gedanken loszuwerden.

"Lucy, ich kann dich beruhigen, ich finde auch niemanden da ich das selbe Problem habe wie du" meinte darauf hin Nikki. Wie motivierend *hust* nicht.

"Wie sieht in deinem Dating-Leben aus, Charlie?" beide sahen mich hoffnungsvoll an. Was wollen die jetzt hören? Soll ich ihnen vor gaukeln, wie toll bei mir alles läuft?!

"Naja, ähm...was soll ich dazu sagen. Ich suche derzeit keine Beziehung bzw. da ist jemand den ich gut finde, aber da wird nichts laufen, da die Person jemand anderen mag."

"Du machst mich neugierig. Erzähl schon...wer ist es?" wollte nun Lucy wissen, nachdem sie die letzten paar Minuten sich zurückhielt.

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Sorry, dass sich die Kapitel momentan verzögern werden. Ich mach gerade meinen Fachwirt neben meiner Arbeit und muss daher auch viel lernen. Ich werde trotzdem versuchen, regelmäßig zu schreiben.

VG Caitlin

Brief an das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt