Nachdem ich sicher war, dass alle Schüler in ihren Häusern waren, verließ ich mein Büro und lief ein wenig durch die Gänge um den Kopf frei zu bekommen. Zumindest versuchte ich meine Gedanken zu sammeln, denn da waren einfach zu viele in meinem Kopf. Ich machte mir Sorgen, dass Draco mir niemals vergeben würde, dass ich ihn über den ganzen Sommer nicht nach Hause lassen würde. Ich machte mir Gedanken über Swan, die... ein absolutes Mysterium war. Zumindest für mich, und ich verstand nicht so recht, warum ich sie nicht einfach vergessen konnte. Ich verstand nicht, warum ich sie nicht wie jede andere Schülerin sehen konnte.
„Mrs Malfoy, ist es nicht etwas spät?!" ich verdrehte innerlich die Augen, als ihre Stimme hinter mir ertönte, und dachte daran, dass ich bei dieser Frau wirklich am liebsten die Kontrolle verlieren würde. Nur ein mal. Und wenn es zwei Klatscher wären, die ich mit ihr in einen geschlossenen Raum sperren würde. Diese Gedanken sollten mir nicht gefallen, aber... ich war auch nur ein Mensch und eine Frau, die genervt von diesem... pinkfarbenen, wandelnden Nervenbündel, war.
„Nun, glücklicherweise bin ich keine Schülerin." bemerkte ich trocken und kühl und drehte mich zu ihr um. Ich wollte nie dieser Mensch sein, der abwertend auf andere herabsah, aber... bei ihr konnte ich einfach nicht anders.
„Wenn ich also nach dem Abendessen, oder vielleicht sogar mitten in der Nacht, oder wann auch immer, durch die Gänge laufen möchte, dann mach ich das."
„Ich frage mich, was Ihr Mann zu so einem Verhalten sagt. Oder Ihre Schwester. Wie ich hörte ist sie aus Askaban ausgebrochen und in Malfoy Manor eingezogen." ich presste meine Kiefer zusammen, und schluckte jede Beleidigung herunter, die ich gerade in sämtlichen Sprachen auf der Zunge hatte und sah sie weiter unbeeindruckt an.
„Wissen Sie... was mein Mann und meine Schwester machen... geht Sie überhaupt nichts an. Eine angenehme Nacht noch." ich drehte auf den Absätzen meiner Schuhe um und wollte meinen Weg fortsetzen, als sie mir hinterher rief, dass mein Büro in der anderen Richtung lag.
'Salazar...' dachte ich bei mir selbst, und lief weiter, bis ich einen Schatten sah. Den Schatten einer Schülerin, die offensichtlich barfuß über den kalten Steinboden lief.Während ich ihr folgte, fühlte ich mich in meine Schulzeit zurück versetzt, als ich mich in meinem sechsten Jahr in den dritten Stock geschlichen hatte, um dort jemanden zu treffen, mit dem ich tagsüber niemals hätte sprechen können. Aber ich erinnerte mich gern an diese Zeit... ich erinnerte mich gern an diese Nächte... ihren Körper, den ich an die Wand gedrückt hatte... ihre Lippen, die sich erst schüchtern und später fordernder an meinen Hals, meinen Kiefer und meine Lippen gepresst hatten. Ich erinnerte mich gern an ihr Parfum, dass ich noch Jahre später riechen konnte. Natürlich war ich mir heute nicht mehr sicher, ob es vielleicht nur Einbildung war, aber der Gedanke gefiel mir dennoch...
'Ich frage mich was Ihr Mann zu so einem Verhalten sagt...' ich verdrehte die Augen bei dem Gedanken, und feixte gleichzeitig. Wenn mein Mann, oder besser gesagt: so-gut-wie-Ex-Mann, wüsste, dass ich in meiner Jugend und während unserer Ehe mit Frauen geschlafen habe... würde es den Prozess der Scheidung wesentlich beschleunigen. Ein Feuerblitz wäre eifersüchtig auf diese Geschwindigkeit.
Sicher, man könnte jetzt alles über mich sagen, dass ich untreu war, und alles. Aber ich sah es ein bisschen anders... wenn er Frauen dafür bezahlen konnte, dass sie mit ihm in unserem Haus... dann konnte ich definitiv Frauen in Bars ansprechen und mit ihnen nach Hause gehen. Also nein, in dieser Hinsicht hatte ich absolut keine Schuldgefühle. Abgesehen davon bestand unsere Ehe nur auf dem Papier, und Draco entstand... durch einen eigentlich wirklich romantischen Abend. Ich war nie sicher, ob ich jemals Gefühle für Lucius hatte, die tiefer gingen. Etwas war auf jeden Fall da... aber ich wusste nicht so recht was es war, denn es war sehr schnell wieder verflogen.Ich fand Swan schließlich wieder, wie sie zielsicher auf eine Tür zulief, die eigentlich immer verschlossen war, und hinter der sich nur ein leerer Raum befand. Ein Raum, der früher mal als Klassenzimmer diente und jetzt nur noch etwas beherbergte, von dem nur wir Lehrer wussten. Außer Umbridge natürlich.
Der Spiegel Nerhegeb.
'Was willst du da?' fragte ich mich und wunderte mich, dass sie die Tür öffnen konnte. Ich folgte ihr weiter und spürte das Bedürfnis sie schützen zu wollen. Als ich jedoch die Tür erreichte, hörte ich hinter mir etwas anderes, sah zwei Schatten weg rennen, und verdrehte erneut die Augen. Ich sah zur Tür und war hin und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich wissen, was Muriel da drin wollte, ob sie wusste, was dort stand... und auf der anderen Seite musste ich als Lehrerin den Schülern hinterher...
'Merde' dachte ich bei mir und wandte mich von der Tür ab...„Mrs Malfoy, es befinden sich Schüler in den Gängen." hörte ich wenig später direkt hinter mir und konnte es mir einfach nicht verkneifen: „Das wäre mir nie aufgefallen."
„Wie werden Sie jetzt vorgehen?"
'Ich werde mir beide Klatscher holen, sie duplizieren und dich dann mit ihnen in einem geschlossenen Raum ohne Fenster, allein lassen.' dachte ich amüsiert und sagte: „Das was man eben mit Spaziergängern macht. Mit ihnen reden, Punkte abziehen und gegebenenfalls nachsitzen lassen."
„Ist das alles?" fragte sie fast schon enttäuscht und ich sah sie fragend an. Sie zuckte mit den Schultern und sagte: „Man muss diese Kinder disziplinieren, Mrs Malfoy. Wenn Ihr Mann noch im Schulrat wäre, wüsste er eine bessere Maßnahme."
„Und was schlagen Sie vor?!" es interessierte mich eigentlich nicht wirklich, aber ich war neugierig.
„Nun, ich würde den Eltern schreiben, dass ihre Kinder nicht länger tragbar sind." ich blieb nicht nur wegen dieser Aussage stehen, sondern weil die beiden direkt hinter der nächsten Säule standen.
„Wenn Sie gestatten, würde ich die Wahl der Strafe selbst treffen. Aus dem einfachen Grund, weil ich schon etwas länger hier unterrichte, und genau weiß, wer die beiden sind."
Sie sah mich einen Moment lang an, und ich wusste, dass es ihr absolut nicht schmeckte. Sie nickte schließlich und lief davon. Allerdings nicht ohne eine Wolke des schlechtesten Parfums zu hinterlassen, dass je meine Nase erreicht hatte.
„Herkommen." sagte ich schließlich etwas sanfter und erkannte zwei Drittklässler aus Gryffindor, die Umbridge hinterher sahen, bevor sie die Blicke vor mir senkten.
„Ich will überhaupt nicht wissen, warum ihr nicht in euren Betten seid. Ihr wisst, wie sie ist. Ich werde dieses Mal keine Punkte abziehen." sie sahen mich beide überbracht und dankbar an, und ich schickte sie zurück in ihr Haus, bevor ich den Gang erneut hinuntersah. Dorthin, wo die Tür war, hinter der sich der Spiegel befand.
'Lass dich bloß nicht erwischen... Muriel.'
DU LIEST GERADE
Heart and Mind
FanfictionNarzissa Malfoy beschließt auf Hogwarts zu unterrichten, um ihren Sohn besser schützen zu können, und weg von ihrem Ehemann zu sein. Das war eigentlich alles, was sie wollte... eigentlich, denn als sie auf eine junge Frau trifft, die... irgendwie an...