Ich trat schließlich näher an den Vorhang, zog daran und legte einen Spiegel frei, von dem ich immer dachte, er wäre nur ein Mythos... der Spiegel Nerhegeb. Natürlich hatte ich von ihm gelesen und von ihm gehört, aber ich hätte nie gedacht, dass ich jemals vor ihm stehen würde.
'NICHT DEIN ANTLITZ ABER DEIN HERZ BEGEHREN' stand dort im Rahmen und ich fragte mich, warum mich diese Wegbeschreibung hier her geführt hatte. Sicher es gab vieles, was ich mir wünschte... Eltern, zum Beispiel. Aber gab es auch etwas, dass ich begehrte? Ich sah am Spiegel entlang nach oben, sah nur mich selbst und trat ein paar Schritte zurück. Ich sah erneut nur mich selbst, bis das Bild verschwamm und ich mich selbst neben einer Frau sah. Wir standen mit dem Rücken zu mir und sahen auf einen wunderschönen Garten, bevor das Bild erneut verblasste und eine Gestalt auf mich zukam. Ich erkannte es an den langen Haaren und dem langen Rock, dass es eine Frau war und fluchte laut auf, als sie direkt vor mir stand: „Fuck! Verdammte... shit!" ich lief vor Schreck ein paar Schritte zurück.
„Was zum... Merlin, was... wer bist du?!"
„Ich bin schonmal froh, dass du nicht 'was' gefragt hast, aber man sollte meinen, wenn das eigene Spiegelbild vor einem steht, weiß man das 'wer' oder nicht?" mir klappte die Kinnlade runter und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Diese Frau, die direkt vor mir stand... sah wirklich genauso aus wie ich. Ihre Haare waren nur etwas länger als meine und sie war offensichtlich erwachsener.
„Wie ist das möglich?! Ich meine... dieser Spiegel-"
„Zeigt einem das, was man sich am sehnlichsten wünscht. Ich weiß. Ich stand vor ein paar Nächten schonmal hier. Deswegen habe ich dich hier her gelotst. Das Ding hier... ist ein Spiegel. Und ein Spiegel zeigt die blanke Wahrheit. Das, was tief in der menschlichen Seele verborgen liegt. Und das wir miteinander sprechen können... endlich... liegt daran, dass du in letzter Zeit die richtigen Fragen gestellt hast."
„Die Bücher..." murmelte ich und sie nickte: „Die habe ich dir mit gebracht, oder dachtest du, du hättest dieses Wissen. Ich will damit nicht sagen, dass du dumm bist. Du brauchtest nur einen Schubs in die richtige Richtung."
„Danke... schätze ich." sie nickte und mir gingen tausend Fragen durch den Kopf, aber bevor ich auch nur eine davon stellen konnte, sagte sie: „Nein. Wir sind nicht entfernte Verwandte. Ich hatte nie Kinder... geschweige denn, dass ich jemals zugelassen hätte, dass ein Mann mich berührt."
„Wer bist du?" fragte ich schließlich und sie schmunzelte, bevor sie sagte: „Muriel." ich starrte sie für einen Moment lang einfach nur an, und wusste nicht, was ich sagen sollte. Da stand eine Frau vor mir... trug einen langen schwarzen Rock, eine Weste aus schwarzen Federn und schwarzer Tierhaut; und sagte mir, dass sie nicht nur so aussah wie ich in ein paar Jahren aussah, sondern das sie auch noch meinen Namen trug.
„Du willst mich doch verarschen." sie schüttelte den Kopf: „Wir müssen an deinen Redewendungen arbeiten, aber nein. Ich beabsichtige nicht, mit dir zu scherzen, Muriel." wir sahen uns einen Moment lang an, bevor sie weitersprach: „Lass mich ein paar deiner tausend Fragen beantworten, die dir im Kopf herum schwirren." ich nickte und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. Sie tat es mir gleich und räusperte sich: „Also... fangen wir mit der kompliziertesten Sache an, bei der ich selbst nicht wusste, dass es möglich ist. Ich versuch es so einfach wie möglich zu erklären... wir teilen uns einen Körper, wäre zu einfach. Es ist viel mehr so, dass du meine Seele in dir trägst."
„Also was, bin ich... hab ich zwei Seelen?!"
„Ja." sie nickte, und fuhr fort: „Vor etwa 125 Jahren habe ich meinen Zirkel und mich selbst getötet, aber bevor ich das gemacht habe, habe ich meine Seele eingeschlossen, damit sie irgendwann verblasst, denn wenn wir uns selbst töten, kann unsere Seele nicht frei sein. Und das wollte ich. Ich wollte, dass wenigstens meine schwarze Seele ihren Frieden hat."
„Warum hast du dich selbst getötet, und... was ist ein Zirkel?"
„Eine Gemeinschaft an Hexen. Damals waren es nur Frauen, da sich Männer, die magische Fähigkeiten hatten, davor versteckten. Die meisten zumindest. Meine Zeit war anders, Muriel. Zu meiner Zeit wurden wir gejagt, gefoltert, auf Scheiterhaufen verbrannt und... andere Dinge, die du dir nicht mal in deinen Träumen vorstellen könntest, und nur so ganz nebenbei, die sind sehr interessant. Aber lass uns über das andere sprechen." sie legte ihre Hände in den Schoß und sprach weiter: „Die große Frage ist jetzt, wie meine Seele befreit werden konnte. Warum sie in deinem Körper ist, ist relativ logisch, denk ich. Lass mich dir einen Tipp geben. Ich habe meine Seele in einen Bernstein gesperrt, der sich in einem Zauberstab befand."Ich spürte wie es mir heiß und kalt den Rücken hinunterlief und aus Reflex griff ich nach meinem Zauberstab und musterte ihn. Der Bernstein, der zwischen drei Hölzer eingeflochten war, hatte mir schon oft geholfen. Als ich das erste Mal meine Tage bekam, hatte ich sehr starke Schmerzen und da war mir zum ersten Mal aufgefallen, dass der Bernstein glühte. Ich war nicht sicher, ob es einfach die pure Neugierde war, aber als ich meinen Zauberstab auf meinen Unterlieb gelegt hatte, hatte ich eine unglaubliche Hitze gespürt, die sich um mich geschmiegt hatte. Ich erinnerte mich noch sehr gut daran, dass ich voller Wonne stöhnen musste, bevor ich eingeschlafen war.
„Also... hast du mir immer geholfen?"
„Ja und Nein. Du hast dich selbst geheilt, dafür ist er ja da, aber du hast gleichzeitig auch deine Lebensenergie angezapft, deswegen hast du immer sofort danach geschlafen. Deshalb darf man sich nicht selbst heilen, aber... gewisse Kleinigkeiten wie das, ist nicht so schlimm in meinen Augen. Und es wurde bei dir über die Jahre besser." ich nickte, und fragte sie, wie ihre Seele aus dem Stein ausbrechen konnte.
„Zeit. Nehm ich an... ich habe einen sehr starken Zauber dafür verwendet um sie 125 Jahre weg zu sperren, da ich dachte, dass das genügend Zeit wäre. Dadurch, dass du ihn bekommen hast und diese 125 Jahre seit geraumer Zeit um sind... stehen wir nun hier, und ich übernehme hin und wieder deinen Körper, um mich hier um zu sehen."
„Und was willst du?" fragte ich nach einem kurzen Moment.
„Ich hatte erst überlegt..." begann sie, schüttelte aber den Kopf, und sagte, dass sie einen Weg suchte, aus meinem Körper zu kommen.
„Nicht um ihn zu übernehmen, dafür bist du zu schwach... dein Körper kann mich gerade so für einige Minuten halten. Nein, ich will frei sein, Muriel."
„Was meinst du damit, mein Körper ist zu schwach? Ich meine, ich trag dich doch schon die ganze Zeit." sie schmunzelte, schloss die Augen und noch bevor ich reagieren konnte, war sie verschwunden und ich fiel nach hinten. Ich keuchte auf und alles um mich herum wurde schwarz, bis ich mich wieder im Spiegel sah. Nur war ich älter, etwas größer, meine Haare waren länger und meine Brüste etwas größer. Ich wollte nach dem Spiegel greifen, um mich an etwas fest zu halten, aber mein Körper reagierte nicht auf mich. Ich wollte meine Beine bewegen, konnte aber nicht mal meine Füße bewegen. Mein Kopf wurde nach oben gezwungen und ohne, dass ich es wollte, sagte ich: „Das meine ich. Meine Seele ist deutlich älter als du. Als ich starb, Muriel, war ich 300 Jahre alt, und du bist gerade mal 15." ich fiel keuchend zu Boden und zitterte vor Anstrengung, bevor ich wieder hoch in den Spiegel und damit wieder in ihre Augen sah.
„Deswegen ist es besser, ich übernehme deinen Körper, während du schläfst."
„Oder... gar nicht..." sagte ich außer Atem, sie hockte sich hin und nickte: „Sicher... ich könnte weiter schlummern, mich zurück halten, dir weiter zu sehen, dir weiter zuhören, dir nicht mehr helfen. Willst du das?"
„Ja! Ich komm wunderbar ohne dich klar!"
„Okay... dann beantworte mir doch mal bitte eine Frage... Muriel Swan. Was passiert mit einem Geist, der eingesperrt wird? Der sich nicht bewegen kann?" ich begegnete ihrem Blick und kannte die Antwort.
„Du bist ein Bücherwurm durch und durch, sonst hättest du meine Bücher nicht unter dein Bett gelegt. Also... du hast es schon begriffen, aber lass es mich nochmal klarstellen. Möchtest du, dass ich mich verschließe, und vielleicht noch deine Seele versehentlich absorbiere, was nämlich passieren kann, weil du so verdammt jung bist. Oder... bleibt alles so, wie es ist?"
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Heart and Mind
FanfictionNarzissa Malfoy beschließt auf Hogwarts zu unterrichten, um ihren Sohn besser schützen zu können, und weg von ihrem Ehemann zu sein. Das war eigentlich alles, was sie wollte... eigentlich, denn als sie auf eine junge Frau trifft, die... irgendwie an...