Muriel's PoV

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„Du hast mit ihr geredet?!" war meine erste Reaktion, als ich eine Nacht später vor dem Spiegel stand. Seitdem ich das erste Mal mit ihr gesprochen hatte, und erst nichts mit ihr zu tun haben wollte, wurde es irgendwie zur Tradition, dass wir uns hier, oder in meinen Träumen, wenn ich zuhause war, trafen. Besonders nachdem mich Umbridge vor einem Jahr nachsitzen ließ, und ich ihren Tisch vollgeblutet hatte.
„Sie hat gemerkt, dass du nicht du warst, und hätte ich das nicht gemacht, hätte sie dich angesprochen. Also egal wie, es wäre irgendwann raus gekommen. Außerdem trau ich ihr."
„Ach ja?!"
„Ja?" fragte ich neugierig nach und sie nickte: „Ja. Und das sag ich nicht nur wegen deiner Gefühle für sie."
„Ich habe keine Gefühle für sie." sagte ich schneller, als ich denken konnte und wollte einfach nur im Boden versinken, als ihr Lachen den ganzen kahlen Raum füllte.
„Merlin, ich habe sicher seit zwei Jahrhunderten nicht mehr so gut gelacht." sagte sie schließlich und kratzte sich an der Schläfe, bevor sie mich wieder ansah: „Du weißt inzwischen, dass ich deine Gedanken höre und vor anderen schütze?"
„Ja..."
„Du weißt, dass ich dich in und auswendig kenne? Deine Geheimnisse, deine Träume, deine Wünsche, deine Sehnsüchte?" ich presste meine Kiefer zusammen und bedankte mich murmelnd, dass sie sich wenigstens aus meinem Sexleben heraushielt.
„Gern geschehen. Auch wenn ich es noch nicht Sexleben nennen würde. Es ist knutschen und fummeln. Außerdem ist dein Geschmack nicht der schlechteste."
„Salazar..." murmelte ich und legte meine Finger an die Brücke meiner Nase, bevor ich darum bat, über irgendetwas anders zu sprechen.
„Sicher. Reden wir doch mal kurz... über deine Gefühle für eine verheiratete Frau." ich stöhnte genervt, dass ich sie hasste und setzte mich.
„Ich hab keine Gefühle für Malfoy. Sie ist nur... na ja..."
„Attraktiv?" ich spürte die Hitze in meinem Gesicht aufsteigen und sah sie wieder an: „Ich bin 16."
„Und?!"
„Und?! Sie ist doch mindestens... keine Ahnung wie viel älter als ich."
„Zehn." half sie mir aus: „13... um genau zu sein."
„Prima..." seufzte ich: „Ganz... großes... Quidditch." sie lachte amüsiert, setzte sich und bat mich ehrlich zu sein. Seufzend nickte ich und gestand, dass ich definitiv in Narzissa Malfoy verknallt war, und das es absolut verrückt war.
„Muriel... es ist nicht so verrückt. Warum lernst du sie nicht kennen?"
„Sie ist meine Lehrerin, sie ist verheiratet, und sie steht wahrscheinlich noch nicht mal auf Frauen." sie schmunzelte amüsiert und sagte mir nur, dass ich Narzissa einfach kennen lernen sollte, und aus Gründen, die ich nicht verstand tauschte ich meine Route am nächsten Abend mit Hermine, und hoffte sie zu treffen.

Während ich durch die Gänge lief, froh darüber, wieder Vertrauensschülerin zu sein, ließ ich meine Gedanken schweifen. Ich dachte gerade darüber nach, ob ich der Sache wirklich eine Chance geben sollte, als ich sie an einem Fenster stehen sah. Ich sah mich um, aber der gang war vollkommen leer, und noch bevor ich in die eine, oder andere Richtung gehen konnte, spürte ich einen inneren Schubs in ihre Richtung und trat näher.
'Ich hasse dich.'
'Weiß ich.'

„Guten Abend, Ms Swan." Narzissa drehte sich zu mir und ich erkannte, wie sich mich prüfend musterte, also sagte ich grinsend: „Ich bin es wirklich..." sie schmunzelte und nickte: „Sie wissen, dass ich es weiß."
„Ja... ist ja noch nicht... verworren genug." sagte ich seufzend und sie trat etwas zur Seite, sodass ich neben ihr stehen konnte.
„Hört sie mit?" fragte sie, und ich spürte es tief in meinem Inneren, dass Muriel sich weiter zurück zog.
„Ich denke es lässt sich nicht komplett vermeiden, aber ich kann spüren, dass sie sich zurück zieht."
„Das hört sich an, als hättet ihr beide geübt." nickend erzählte ich ihr, dass ich den Sommer tatsächlich damit verbrachte, Muriel besser kennen zu lernen...

„Du bist in meinem Traum..."
„Bin ich." erwiderte sie und ich sah mich in dem Waldstück um, in dem ich stand. Es war immer der selbe Wald, in dem ich in meinen Träumen landete und ich wusste nicht warum. Sie räusperte sich und erklärte mir: „Ich bin hier gestorben. Deswegen landest du immer hier. Hier stand mein Haus." sie deutete auf den Boden um uns herum und erst jetzt bemerkte ich schwache Ränder, wo einst ein Haus aus Stein stand.
„Stein und Holz. Etwas anderes gab es zu meiner Zeit nicht. Und es war auch nicht die Art von Stein, die für den Bau von Hogwarts verwendet wurde."
„Warum komm ich immer wieder hier her?"
„Ist das nicht offensichtlich? Ich bin hier gestorben und ich habe hier, an der Stelle, an der du gerade stehst... meine Seele in meinen Bernstein eingeschlossen." ich sah auf den Boden direkt unter meinen Füßen und griff aus Reflex nach meinem Zauberstab, konnte ihn aber gar nicht bei mir haben. Er lag auf meinem Bücherregal, wo ich ihn immer hinlegte, wenn ich Zuhause war.
„Du wolltest wissen, was ich von dir will..." begann sie schließlich und lief voraus. Ich folgte ihr ohne zu zögern und als ich neben ihr lief, fuhr sie fort: „Meine erste Intention war es... deinen Körper zu... nun ja... absorbieren. So war ich eben, Muriel. Ich war eine schwarze Hexe. Ich wollte dich damit töten."
„Was hat deine Meinung geändert?" sie schmunzelte und sagte: „Du. Dein Herz... ein Herz, dass für eine Frau schlägt, die unerreichbar für dich zu sein scheint. Es hat mich an etwas erinnert, dass ich... sehr, sehr weit in meinen Erinnerungen verbannt zu haben glaubte. Ich wollte es vergessen... ich wollte nicht mehr daran erinnert werden, aber..." sie seufzte: „Ihr Name war Gretel. Sie war... nicht nur eine weisse Hexe." ich sah sie an und bevor ich meine Frage stellen konnte, nickte sie: „Ja... ich habe sie geliebt, wie ich noch niemals zuvor jemanden liebte. Sie hatte einen Bruder und... na ja... wollte mich töten."
„Weil sich... weiss und schwarz-"
„Nicht in diesem Fall." unterbrach sie mich sanft und entschuldigte sich dafür: „Dein Ansatz stimmt. Wir glaubten damals, dass es nur weiss und schwarz gab. Natürlich wusste ich damals, dass die Nacht den Tag benötigt. Ein Gift, benötigt das Wissen über ein entsprechendes Gegengift. Aber ja, weisse und schwarze Hexen haben sich zu meiner Zeit verachtet. Jede Seite dachte, sie sei besser als die andere. Und dann stand sie vor mir." sie feixte und sagte: „Sie war eine Jägerin und wollte ihre magische Seite verweigern."
„Warum?!"
„Ihr Bruder hatte keine magischen Kräfte, deswegen hat sie es ihm nie gesagt... wie gesagt, sie wollte mich töten."
„Was hat ihre Meinung geändert?" fragte ich und spürte einen Hauch von Erregung durch meinen Körper strömen und blieb stehen. Sie lachte und nickte: „Genau das." sie sah zu mir und seufzte: „Das Problem war nur... es war einfach die falsche Zeit. Sie liebte mich, dass weiß ich, auch wenn sie es mir nie gesagt hat. Ich ihr auch nie, muss ich gestehen... wir genossen einfach die Zeit, die uns gegeben wurde, und als ich einem Ritual folgen musste... etwas, dem ich mich als Oberste einfach nicht entziehen konnte... braute ich das stärkste Gift, dass ich kannte. In deiner Zeit ist es tatsächlich eine Mischung aus sechs Giften." ich sah sie geschockt an, aber ich konnte es verstehen, und teilte meine Gedanken mit ihr, ohne sie aussprechen zu müssen.
„Richtig. Hätte ich das Ritual verstreichen lassen, hätten mich tausende von Hexen... meine eigenen Schwestern... getötet. Und nicht nur getötet... glaub mir, wenn ich dir sage, dass du nicht wissen willst, was sie mit mir gemacht hätten." schluckend konnte ich es mir in etwa vorstellen, und fragte sie, woher sie wusste, dass diese weisse Hexe sie geliebt hatte, und was passiert war...
Sie erzählte mir, dass es ziemlich leicht war, dass Gift an alle ihre Schwestern zu verteilen: „Sag einer Hexe, sie trinkt das Blut eines Kindes, und sie frisst dir aus der Hand. Ich habe Gretel ziehen lassen... es war das schlimmste. Wirklich... das, war für mich schlimmer als das Gift, und das was ich danach tat. Ich erschuf einen Zauber, der die Seele vom Körper trennt und sorgte dafür, dass ich allein war..." sie sah mich an, und fragte mich, ob ich wirklich alles wissen wollte.
„Ich hab deine Seele in mir... ich glaube, ich sollte das wissen."
„Punkt für dich... also gut..." sie atmete durch, blieb stehen und sah mich direkt an.
„Ich sprach einen weiteren Zauber, der meine Seele für 125 Jahre im einzigsten vorhandenen Organismus verschließen würde und schloss die Augen... ich dachte an sie... ich stellte mir vor sie zu berühren, sie zu küssen, sie zu lieben... und in dem Moment, als ich einen inneren Höhepunkt erreichte, ließ ich einen Dolch in mein Herz rasen. Du fragst dich, warum ich leiden wollte?" ich nickte und spürte einen dicken Kloß in meinem Hals.
„Ich musste mir selbst sagen, dass ich sie nie wieder sehen würde... ich hätte mich selbst sonst gestoppt. Anschließend... mit meinen letzten Atemzügen... verbrannte ich alles. Mein Haus... meine Schriften... meine Tränke... mich."

Ich schreckte aus meinem Traum auf und konnte nicht anders und weinte... ich weinte und schrie in mein Kissen, während ich sie in meinen Gedanken spürte. Ich spürte Arya auf mir, hörte sie fragen, warum ich weinte, aber ich konnte nichts sagen... ich konnte nur immer weiter weinen, bis ich sie vor Erschöpfung fest an mich drückte. Ich presste mein Gesicht an ihre glatte Haut, bis ich erneut einschlief.

Wir standen wieder am selben Ort und schwiegen sehr lange, bis sie schließlich sagte: „ich glaube, du weißt jetzt, was ein gebrochenes Herz ist..." ich nickte und schwieg.
„Du wirst dich an das, was ich jetzt sage, nicht mehr erinnern aber..." sie trat näher und nahm meine Hände: „Ich werde nicht zulassen, dass du dir das antust."

Ich wurde erneut wach, stand auf und lief zu meinem Zauberstab. Ich war nicht sicher warum, aber als ich neben meinem Spiegel stand, wusste ich warum ich dorthin wollte, denn dort stand in meiner Handschrift:

'Wir werden lernen, dass unsere Seelen sich nicht vermischen, und nebeneinander existieren. Wenn sie sich vermischen, haben wir keine Chance meine zu befreien. Es gibt die Möglichkeit, eine Art Wand dazwischen zu ziehen, aber glaub mir... das willst du nicht.'

Ich nahm meinen Zauberstab und musterte ihn sehr deutlich... ich folgte dem gewunden Holz, dass sich um den Bernstein zog und fand es schließlich... im abgeflachten Ende waren zwei Buchstaben eingeritzt, die ich immer für eine Verzierung hielt: 'GM'

Ich wischte die Nachricht an meinem Spiegel magisch weg und schrieb:

'Ich helfe dir.'

Ich schloss die Augen, stützte mich an mein Bücherregal und atmete immer langsamer, bis es um mich herum für einen Moment lang schwarz wurde... als ich kurz einsackte und die Augen wieder öffnete, stand da:

'Danke.'

Heart and MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt