ein bisschen erleichtert

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Pov.Basti
Der letzte Tag war wirklich eine Katastrophe gewesen. Katastrophe. Das trifft es ganz gut. Es war gerade erst 6:00 Uhr, als ich aufstand. Ich ging ins Bad und dachte darüber nach stegi zu schreiben. Ihm die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit, die ich sonst keinem erzählen konnte. Die Wahrheit, die er bestimmt eh herausfinden würde, weshalb es keinen Unterschied macht, ob ich sie ihm jetzt erzählte oder nicht. Er war vertrauenswürdig. Er würde es Kevin nicht erzählen. Im Gegenteil. Er hätte einen super Ratschlag für mich, wie ich aus dieser Situation wieder raus komme. Oder vielleicht aber auch nicht. Vielleicht bin ich schon nach zwei Tagen so tief in der Scheiße drinne, dass es keinen schmerzlosen Ausweg mehr gibt. Vielleicht müsste ich Kevin das Herz brechen. Vielleicht könnte ich eh nichts dagegen tun. Aber vielleicht wusste Kevin es eh schon. Ich hatte mich gestern nicht gerade verliebt verhalten. Eher abschätzig. Eher etwas angeekelt. Eher verspannt. Eher so, als wollte ich ihn nicht in meiner Nähe haben. Eher so, wie ich mich halt in seiner Gegenwart fühle. Das knacken des Bettes im Schlafzimmer riss mich aus meinen Gedanken. Ich wurde fast schon panisch bei dem Gedanken, dass Kevin jetzt gleich aufstehen und zu mir kommen würde. Aber es ist erst 6:39 Uhr. Vielleicht hat er sich ja nur im Bett umgedreht. Gott hoffte ich dass er sich im Bett umgedreht hatte. Als ich nach einigen Minuten immernoch kein weiteres Geräusch wahrnahm, entschloss ich mich, dass ich mit jemandem darüber sprechen musste. Ich konnte das alles nicht mehr. Schon nach zwei Tagen. Und mit "das" meinte ich Kevin. Ihn sehen. Ihn umarmen. Ihn neben mir sitzen haben. Ihn überzeugen wollen alles wäre gut. All das konnte ich nicht mehr. Also griff ich nach meinem Handy und rief stegi an. Erst als das Telefon schon den ersten Piep Ton abspielen lassen hat, fiel mir ein, dass er zur jetztigen Zeit ja höchstwahrscheinlich auch noch schläft. Aber bevor ich diesen Gedanken zuende denken konnte, hörte ich aus der anderen Seite der Leitung auch schon stegi, der mich verschlafen fragte was los sei. "Hast du kurz paar Minuten? Ich muss mit dir über das Gestern reden." "Ja save. Was denn passiert?" Bevor ich diese Frage beantworten konnte, musste ich aus dieser Wohnung raus. So weit wie möglich weg von Kevin. Ich zog mir ausschließlich eine Jacke drüber, nahm meinen Schlüssel in die Hand und verließ die Wohnung. "Was ist denn jetzt?" Fragte mich stegi ungeduldig. Ich wusste nicht ganz, wo ich anfangen sollte ihm meine Gefühlswelt zu offenbaren. Sollte ich vielleicht damit anfangen, dass ich Kevin sagte 'ich liebe dich' ohne es so zu meinen? Oder damit, dass er mich erneut gefragt hatte ob es stimmt, und ich es, obwohl ich wusste dass es eine Lüge ist, die unwiderruflich ist, bestätigte? Oder vielleicht auch damit, dass ich ihn, je länger wir beieinander sind, immer ekliger finde? Oder doch damit, dass ich einfach einen Ratschlag brauche um aus einer Situation raus zu kommen, in die ich mich ganz allein hineingebracht hatte? Am besten fange ich einfach überhaupt mal an, da der Typ aus der anderen Seite der Leitung jetzt schon zum dritten Mal ungeduldig meinen Namen sagte.
Die nächsten zwanzig Minuten versuchte ich das, was ich gegenüber Kevin fühlte so gut wie es mir möglich war, stegi zu umschreiben. In dieser kompletten Zeitspanne hatte er noch nicht ein Wort gesagt. Ob es daran lag, dass er nicht wusste was man zu so einer Scheiße sagen soll oder doch daran, dass ich für eine Antwort seinerseits nicht lange genug meine Fresse gehalten hatte bin ich mir nicht sicher. Als ich fertig war, mit der wahrscheinlich kompliziertesten Geschichte meines Lebens, war auf beiden Seiten der Leitung für einige Sekunden Stille. Einige lange Sekunden. Einige ziemlich lange Sekunden. Bis Stegi diese unterbrach. "Naja also. Im Endeffekt.. " im Endeffekt was. Im Endeffekt bin ich am Arsch. Im Endeffekt hab ich keinen Ausweg. Im Endeffekt kann ich einfach zu ihm gehen und ihm das Herz raus reißen. Im Endeffekt kann ich nicht auf schmerzlosen Weg, etwas an der Situation ändern. Im Endeffekt will ich einfach nur dass Stegi endlich weiter redet. "Liebst du Kevin denn? Also auf freundschaftlicher Ebene?" Diese Frage zu beantworten war tatsächlich schwerer als gedacht. Vor drei Tagen hätte ich nicht Minuten lang darüber nachgedacht bevor ich antworte. Ich hätte innerhalb von Sekunden überzeugt ja gerufen. Aber so ändern sich Dinge halt. Innerhalb von zwei Tagen. "Ich meine.. eigentlich schon so. Aber nicht mehr so wie vorher." Brachte ich zögernd heraus. Zögernd, aber davon überzeugt was ich sagte. "Naja aber willst du dass er verletzt wird?" Nein. Nein das wollte ich nicht. Das war das Gegenteil von dem was ich wollte. Das war ja überhaupt der Grund für den Anruf. "Nein auf keinen Fall!" "Dann sag ihm was du denkst. Es ist egal was du sagst oder tust oder wie du dich von ihm trennst. Er wird so oder so verletzt. Aber je länger du ihm etwas vorspielst, umso schlimmer wird die Trennung. Ich weiß du willst ihm nicht weh tun. Und ich weiß dass du mich genau deshalb angerufen hast. Aber ich weiß auch dass Kevin die Wahrheit wissen wollen würde. Und ich weiß, dass du das auch weißt. Also mach keinen Akt draus Basti und sag es ihm einfach." Er hatte Recht. Ich meine er sprach eigentlich nur meine Gedanken aus, aber sie von ihm zu hören brachte mich dazu, sie in die Tat umsetzen zu wollen. "Danke Stegi. Ich leg auf. Ich brauche paar Minuten." Sagte ich und legte auf ohne auf eine Antwort von ihm zu warten. Der Plan stand fest. Zu Kevin gehen und ihm alles sagen. Jetzt. Bevor es zu spät ist.
Es tut mir leid Kevin aber so ist es besser. Du wist am Boden deines Wohnzimmers liegen und hoffen dass ich dich tröste. Aber dazu wird es nicht kommen. Bis du es realisiert hast, bin ich schon lange weg. Aber es ist besser so. Vertrau mir.

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999 Wörter
Sorry das so lange gedauert hat aber jetzt is ja was da nh😃☝🏻

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 31 ⏰

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