4. Kapitel

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Mimi sah sich panisch um. „Mimi!", hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter. „Komm hierher!" Sie entdeckte ihre Mutter, die auf sie zu rannte. 

Auf drei Beinen rannte Mimi so schnell sie konnte zu Mia. Sie hörte den Hund weiterhin bellen und das Bellen wurde lauter. Als sie bei ihrer Mutter ankam, fragte diese sofort: „Was ist mit deiner Pfote passiert?" Mimi wollte antworten doch der Hund bellte erneut. Es klang bedrohlich nah. 

Die Katzen sahen sich um und sahen den Hund, der auf sie zu rannte. „Mimi, versuch, da hochzuklettern!" Mia zeigte auf den Baum, neben dem sie standen. Mimi war verwirrt. Ihre Mutter hatte doch behauptet, Katzen könnten nicht klettern und als Lili es trotzdem versucht hatte, war Mia sehr wütend geworden. 

„Aber Katzen können nicht klettern", widersprach Mimi also ihrer Mutter. Diese seufzte. „Katzen können klettern. Bitte versuch es, Mimi!" Mimi wunderte sich zwar, widersprach jedoch nicht erneut, da der Hund immer näher kam.

Sie lief auf den Baum zu. Erst hatte sie keine Ahnung, was sie machen sollte, doch dann grub sie instinktiv die Krallen ihrer unverletzten Pfoten in den Baum und zog sich ein Stück nach oben. Mit drei Pfoten war das Klettern natürlich wesentlich schwerer als es mit vier Pfoten gewesen wäre, doch sie kam voran und erreichte einen Ast. 

„Setz dich auf den Ast!", rief Mia, die gerade zum Sprung ansetzte. Sie sprang an den Baum und beeilte sich, zu ihrer Tochter zu kommen. Diese war erstaunt, wie schnell ihre Mutter klettern konnte. Mimi setzte sich auf die Astgabelung, wo sie sich erstaunlicher Weise einigermaßen sicher fühlte, da der Ast recht dick war. Mia setzte sich neben sie.

Der Hund war nur noch wenige Schritte vom Baum entfernt. Mimi krallte sich noch stärker am Baum fest und beobachtete, wie der Hund immer näher kam. Er erreichte den Baum und sah nach oben. Als er die Katzen entdeckte, bellte er laut. Als Mimi seinen eisigen Blick sah wurde ihr sehr kalt. Von Mia hörte sie ein leises Knurren.

Da hörte sie eine Menschenstimme. Mimi gab alle Hoffnung auf. Erst der Hund, jetzt auch noch ein Mensch! Beiden konnten sie unmöglich entkommen. 

Verwirrt bemerkte Mimi, dass Mia eher erleichtert wirkte, während der Mensch in ihre Nähe kam. Der Mensch schrie den Hund an und packte ihn dann am Halsband. Dann zerrte der Mensch den Hund vom Baum weg. Mimi befand sich immer noch in Schockstarre. Mia begann beruhigend den Kopf ihrer Tochter zu lecken. 

„Ich war mir sicher, der Hund würde mich töten. Und ich dachte, wenn der Hund es nicht tun würde, dann würde es der Mensch tun.", flüsterte Mimi. Mia antwortete: „Das war nicht das erste mal, dass ein Mensch mich vor einem Hund gerettet hat. Ich glaube, die Menschen wollen nicht, dass Hunde Katzen angreifen."

Mimi beruhigte sich langsam. „Wir sollten einen Schlafplatz suchen. Komm, ich helfe dir, vom Baum runter zu kommen." Mit der Hilfe ihrer Mutter kletterte Mimi den Baum wieder hinunter. Unten angekommen entschied Mia: „Ich schau mal wo wir schlafen können. Bleib du kurz hier sitzen, ich bin gleich wieder da!" 

„In Ordnung", antwortete Mimi müde. Sie hatte riesigen Hunger. Außerdem wollte sie endlich wissen, wo Lili war. Mimi fühlte sich sehr alleine während sie darauf wartete, dass ihre Mutter kam. Sie sah, wie diese einen Busch anschaute. Dann lief sie ein Stück weiter. Das wiederholte sich noch ein paar mal, dann lief sie zurück zu ihrer Tochter. „Ich habe einen guten Platz gefunden!", erklärte sie. 

„Hast du einen Dorn in der Pfote?", fragte sie als Mimi aufstand und humpelte. „Ja, ich glaube" „Lass mich mal sehen!" Mimi streckte ihre Pfote zu Mia. „Ja, da ist ein Dorn. Aber der ist ganz leicht raus zu bekommen.", erkannte diese. Sie packte ihn und zog ihn aus Mimis Pfote. Es tat ein bisschen weh, aber Mimi spürte es kaum. Danach fühlte sich die Pfote viel besser an.

Die Katzen gingen zu dem Schlafplatz, den Mia ausgesucht hatte. Es war eine kleine Mooskuhle, die gerade so groß war, dass beide Katzen darin Platz hatten. Auf der einen Seite stand ein dicker Baum, auf der anderen Seite ein Busch, dessen Äste über der Mooskuhle hingen.

Mimi hätte sich am liebsten gleich hingelegt und hätte geschlafen, doch sie wollte unbedingt wissen, warum ihre Mutter sie angelogen hatte. Deshalb setzte sie sie sich und fragte: „Wieso hast du uns gesagt, dass Katzen nicht klettern können?" Mia seufzte.

Nach einiger Zeit antwortete sie: „Ich möchte eigentlich nicht darüber reden. Aber na gut, ich erzähle es dir. Als ich bei den Menschen gelebt habe, habe ich bei den selben Menschen gewohnt, wie meine Schwester Lia. Sie hatte zwei Junge. Im Garten von den Menschen stand ein sehr großer Baum. Lina und..." Mia schluchzte.

Mimi war verunsichert. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte ihre Mutter trösten, aber sie wusste nicht, wie.

Doch Mia redete schon weiter: „Lina und Mina sind oft auf den Baum geklettert und haben auf dem Baum gespielt."

„Wer sind Lina und Mina?", fragte Mimi.

„Die Jungen von Lia.", antwortete Mia.

Mimi wollte wissen, was ihre Mutter ihr erzählen wollte. Deshalb fragte sie: „Was ist mit Lina und Mina passiert?"

„Einmal, als sie auf dem Baum waren, ist Mina runter gefallen und...", schniefte Mia. „Sie ist ge... Sie... Sie hat es nicht überlebt.", brachte Mia schließlich hervor.

Mimi war geschockt. Sie schmiegte sich an ihre Mutter. 

„Seitdem bin ich nie mehr auf einen Baum geklettert und habe es euch nicht erlaubt, aus Angst, dass euch etwas passiert.", flüsterte diese. 

„Das kann ich gut verstehen.", versicherte Mimi.

Doch Mia schüttelte den Kopf. „Es war falsch. Ich hätte es euch erlauben müssen. Es ist die Natur von Katzen, dass sie klettern. Und es ist ja auch wichtig wenn Hunde kommen. Das hast du vorhin ja selber gemerkt.", entschied sie. „Ich werde es dir beibringen."

Da fiel Mimi auf, dass die Namen alle sehr ähnlich klangen. „Was ist mit den Namen? Lina, Mina, Lia, Mia. Das klingt so ähnlich.

„Mina sah mir sehr ähnlich. Daher wurde sie nach mir benannt. Lina wurde nach Lia benannt. Als ich dich und Lili bekommen habe, habe ich beschlossen, dasselbe zu machen. Lili habe ich nach Lia benannt. Und du...naja schau dich mal an, du siehst aus, wie ich."

Erschrocken fiel Mimi auf, dass sie nicht mehr an ihre Schwester gedacht hatte. Deshalb fragte sie: „Was ist mit Lili? Hast du sie gefunden?"

„Ich habe die Spur so weit verfolgt, wie ich konnte." 

„Wir werden sie doch finden, oder?", fragte Mimi ängstlich.

 „Ja, das werden wir. Bald werden wir sie wieder sehen." Mimi glaubte ihrer Mutter gerne. 

„Schlaf jetzt!", morgen gehen wir zu der Stelle bis zu der ich die Spur verfolgen konnte, dann sehen wir weiter." Mimi legte sich hin. „Gute Nacht, Mama!" „Gute Nacht, Mimi!" Bald schlief Mimi.


Die verlorene SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt