1. Kapitel

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Mimi war sehr kalt. Ihre Mutter war jagen gegangen. Also stand sie auf und lief zu ihrer schlafenden Schwester Lili.

Warum musste Lili auch immer im Holunderbusch schlafen? Mimis und Mias Schlafplatz war im Hagebuttenbusch. Zwischen den Büschen war eine kleine Lichtung, mitten im Wald.

Doch Lili sagte immer, sie sei zu alt um neben ihrer Mutter und ihrer Schwester zu schlafen. Schließlich war Lili ja schon größer als Mimi. Dabei waren die beiden Wurfgeschwister.

Leise und sehr darauf bedacht, Lili nicht zu wecken, kuschelte Mimi sich an ihre Schwester. Sonst würde Lili sagen, Mimi solle zurück in den Hagebuttenbusch gehen. Lili war sehr warm. Mimi schloss die Augen und schlief ein.

Als Mimi wieder aufwachte, war Mia wieder da. Leise schlich sich Mimi aus dem Holunderbusch raus. Doch sie trat auf eine trockenen Ast, der laut knackte und Lili aufweckete. Sie fauchte Mimi an: „Was suchst du hier? Das ist MEIN Busch!"

„Aber...aber mir war so kalt."

„Kalt?", Lili sah ihre Schwester wütend an. „Ja, vielleicht ein bisschen, aber doch nicht sooooo.", motzte Lili.

„Du hast ja auch viel längeres Fell, als ich.", erklärte Mimi

„Dann soll Deins halt mal wachsen.", Mimi wurde wütend. Was konnte sie dafür, dass sie so kurzes Fell hatte?

„Glaubst du, ich muss nur sagen: ,Fell, wachs!' und es wächst?", schrie sie Lili an.

„Geh aus meinem Busch raus!"

Verärgert murmelte Mimi: „Ja, ja, schon gut. Ich gehe ja schon." Sie lief zu ihrer Mutter. Diese seufzte und sagte dann: „Lili, sei bitte ein bisschen netter zu deiner Schwester. Wenn ihr eh schon wach seid, können wir auch gleich essen. Ich habe ein Eichhörnchen gefangen."Lili sprang auf und rannte zu Mimi und Mia.

Die Geschwister hatten noch nie Eichhörnchen gegessen. Sonst gab es immer nur Mäuse. Die schmeckten Mimi gut, doch Lili war nicht so zufrieden.

Lili riss Mimi aus ihren Gedanken: „He! Ich will zuerst!" Mia wollte gerade in das Eichhörnchen beißen.

„Lili, dieses Eichhörnchen war so leicht zu fangen. Es könnte krank gewesen sein. Lass mich erst einmal probieren." Mia schob Lili mit dem Schwanz zur Seite. Diese sah verärgert aus.

Immer dieses ich-will-die-erste-sein. Nervige Schwester!

„Schmeckt gut.", meinte Mia da. Lili sprang sofort zum Eichhörnchen, wobei sie ihre Schwester anrempelte.

„Pass doch auf!" beschwerte sich diese.

Lili fraß derweil am Eichhörnchen. Es schien ihr viel besser zu schmecken, als Mäuse. Gespannt biss Mimi hinein. Es schmeckte warm und weich...aber irgendwie auch bitter. Mäuse sind besser! 

„Na, wie schmeckt es?", fragte Mia. „Wundervoll", rief Lili begeistert. „Lecker",meinte Mimi „Aber Mäuse sind besser."

„Stimmt doch gar nicht!" Lili musste aber auch immer anderer Meinung sein. „Mäuse schmecken nach Erde, Eichhörnchen sind süß!", ergänzte diese.Mimi wurde wütend. „Eichhörnchen schmecken bitter, Mäuse saftig!"

„Stopp! Lili, bitte akzeptiere, dass Mimi lieber Mäuse mag. Und Mimi, wenn Lili Mäuse nicht so schmecken, dann ist dass so. Leider kann ich nicht ständig Eichhörnchen fangen. Eichhörnchen können klettern. Ich nicht. Ich fange Eichhörnchen nur, wenn sie auf dem Boden sind."

Mimi wunderte sich. Hatte ihre Mutter nicht erst vorgestern davon erzählt, wie sie auf einen Baum geklettert war, als sie von Hunden verfolgt wurde? Egal.

„Ich werde ganz viele Eichhörnchen fangen.", prahlte Lili. „Wann dürfen wir endlich jagen lernen?" „Hmm, morgen?" Mia sah ihre Töchter gespannt an und in Mimi regte sich ein aufgeregtes Kribbeln. Morgen würden sie jagen lernen.

Den ganzen Tag über spielten Mimi und Lili, dass sie jagen würden. Mimi versuchte Lilis Schwanz zu fangen. Als sie ihn gefangen hatte meinte sie: „Leckere Maus!" und tat, als würde sie hinein beißen.

„Mimi, du bist eine Maus, so klein wie du bist.", entschied Lili irgendwann. Obwohl Mimi sich ein bisschen ärgerte, dass Lili ihr gesagt hatte, sie sei klein, lief sie vor Lili weg und hatte sehr viel Spaß beim, Fangen spielen.

„Jetzt bist du die Maus!", rief sie, als Lili sie gefangen hatte. „Nein, ich bin ein Eichhörnchen.", entgegnete Lili und rannte los.

Am Abend waren Beide sehr erschöpft.

„Mama, erzähl mir etwas von der Zeit, als du noch bei den Menschen gelebt hast.", bat Mimi ihre Mutter, als sie sich im Hagebuttenbusch an ihre Mutter kuschelte. „Hast du dort auch gejagt?" 

Mia leckte Mimi über den Kopf. „Mein Futter habe ich von den Menschen bekommen, bei denen ich gelebt habe.", erzählte Mia. „Aber ich habe gerne gejagt und ungefähr jeden zweiten Tag etwas gefangen. Wenn ich aber eine Maus ins Haus gebracht habe, fanden die Menschen das doof. Sie haben Mäuse dann immer nach draußen gebracht.

Einmal als ich eine kleine Maus gefangen hatte, wollte ich sie dem Menschenjunges bringen. Ich wollte ihr die Maus in ihr Bett legen. Weißt du, was ein Bett ist?"

„Ja", antwortete Mimi. Mia hatte es ihr erklärt.

„Als ich jedoch die Maus nach drinnen gebracht hatte, stieß ihre große Schwester einen lauten Schrei aus. Die Mutter brachte die Maus nach draußen."

„Du wolltest doch nur nett sein! Und dann verbietet die es dir!", Mimi war wütend.

„Ich verstehe auch nicht, warum."

„Vielleicht mag das Menschenjunge keine Mäuse, so wie Lili.", überlegte sie.

Mia dachte kurz nach. „Das wäre möglich, aber ich glaube das eher nicht. Dann hätte sich ihre Mutter doch nicht so aufgeregt. Ich würde mich ja auch nicht aufregen, wenn jemand Lili eine Maus bringen würde. Es sei denn..." Mia neigte ihren Kopf etwas zur Seite.

Dann sagte sie: „Vielleicht war sie noch zu jung. Vielleicht war sie noch gar nicht in de Alter, dass sie schon feste Beute essen konnte. Wieso habe ich daran noch nicht gedacht? Danke, dass du diese Idee hattest, Mimi!"

Mimi freute sich, als ihre Mutter das sagte. „Gute Nacht, Mama!", murmelte sie. „Gute Nacht, Mimi!"

Die verlorene SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt