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Die Strahlen der hoch am Himmel stehenden Sonne drangen durch die dichte Laubdecke hoch oben über dem Erdboden und tauchten den Wald in ein angenehmes Licht. Rot-goldene Blätter wirbelten auf, wenn eine leichte Brise sie streifte.

Das Laub raschelte unter Strompfotes Pfoten, die auf der Suche nach Beute zwischen den Baumstämmen umherzog. Die schwarz-grau gemusterte Kätzin lauschte dem leisen Zwitschern der Vögel, dass vereinzelt in der Stille erklang.

Die meisten Vögel waren bereits in den warmen Süden gezogen und würden erst wiederkommen, wenn die Zweige wieder grün und frisch waren. Die Blattleere nahte, und damit verschwand eine wichtige Beutequelle für den HimmelClan.

Da! Strompfote spitzte die Ohren, als ein leises Rascheln in einem trockenen Dornenbusch zu ihrer linken Seite ertönte. Sie verharrte auf der Stelle und wandte nur ihren Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch erklungen war.

Die junge Kriegerschülerin prüfte kurz die Luft, dann war sie sich ganz sicher: Eine Wühlmaus saß unter den schützenden Zweigen der Brombeere und knabberte an einem Samen. Die Kätzin schlich vorsichtig einige Schritte vorwärts.

Das dichte Laub zu ihren Pfoten knisterte, sobald sie sich bewegte, doch mit einem schnellen Satz fing sie die Maus, die versuchte aus ihrem Versteck zu fliehen. Ein rascher Biss, und sie war tot. Zufrieden über ihre erfolgreiche Jagd nahm Strompfote die Maus am Nackenfell hoch.

Sie sah sich um, auf der Suche nach weiterer Beute. Sie spähte nach oben, wo das laute Zwitschern einer Amsel erklang, doch sie wusste nicht, ob sie bereits gut genug klettern konnte, um die Amsel zu fangen. Sie schnippte mit dem Schweif und wandte sich um.

Auf der Suche nach den anderen Katzen ihrer Patrouille lief sie zurück zu dem knorrigen Baumstumpf, der als Treffpunkt diente. Dort setzte sie sich hin und schlug den Schweif über die Pfoten. Kurz darauf tauchte Kirschfleck aus dem Unterholz auf.

Bewundernd schnurrte Strompfote, als sie die reiche Ausbeute der jungen Kriegerin erblickte. Neben einem Buchfinken hatte sie ein Eichhörnchen und eine kleine Spitzmaus gefangen. »Da habe ich wohl Glück gehabt bei der Jagd«, meinte Kirschfleck fröhlich.

Strompfote nickte. »Es gibt anscheinend noch immer viel Beute im Wald.« Kirschfleck stimmte ihr zu. »Wie läuft denn dein Training?«, fragte sie Strompfote freundlich. »Gut! In den letzten Monden habe ich sehr viel gelernt.«

Gemeinsam warteten sie auf die übrigen Krieger, die mit ihnen auf Jagd unterwegs waren. Strompfotes Magen knurrte, doch sie wusste, dass sie zuerst für den Clan sorgen musste, bis sie selbst essen durfte.

Kurze Zeit später stießen Himmelbach, Strompfotes Mentorin, und ihr Gefährte Brombeerfuß ebenfalls zu den beiden Kätzinnen. Auch sie hatten Erfolg bei der Jagd gehabt und mehrere Beutestücke gefangen. Die Patrouille machte sich auf den Rückweg zum Lager.

Strompfote lief neben ihrer Mentorin, aus deren Maul zwei kleine Spatzen baumelten. »Üben wir später noch ein paar Kampfzüge?«, wollte die Schülerin wissen. Sie liebte das Kampftraining und hatte sehr viel Spaß dabei, mit Himmelbach neue Angriffstechniken zu lernen und auszuprobieren.

Zu ihrer Enttäuschung schüttelte die schwarz-weiße Kätzin jedoch ihren Kopf. »Ich bin noch für eine Grenzpatrouille eingeteilt. Außerdem habe ich meiner Schwester Lilienklee versprochen, nachher noch mit ihr spazieren zu gehen.«

»In Ordnung«, maunzte Strompfote. Besonders schlimm war es nicht, dass sie dann nichts mehr zu tun haben würde. Stattdessen freute sich schon darauf, den Rest des Tages mit Seerosenpfote und Heckenpfote zu verbringen.

Die Kätzin schlüpfte unter den Zweigen einer niedrigen Tanne hindurch und betrat das Lager, eine versteckte Lichtung mit einer riesigen, alten Eiche in der Mitte. Die meisten HimmelClan-Katzen waren noch auf Patrouille, so auch die anderen Schüler.

Strompfote erinnerte sich, dass Heckenpfote ihr von einer felsigen Lichtung im hinteren Teil des Kieferwaldes erzählt hatte, bevor sie zu dem Jagdausflug aufgebrochen war. Anscheinend hatte die Nachtpatrouille dort gestern Fuchsgerüche wahrgenommen. Heckenpfote war mit ihrem Mentor Abendnacht und einigen anderen Katzen losgezogen, um das näher zu untersuchen.

Wahrscheinlich würde ihre beste Freundin erst später zurückkommen, da der Weg zu dieser Lichtung sehr weit war. Und wie sie Laubsprenkel, die zweite Anführerin des Clans kannte, wollte sie auf Nummer sicher gehen und hatte darum befohlen, besonders gründlich nachzusehen.

Nachdem Strompfote ihre Maus den Ältesten gebracht hatte, schnappte sie sich einen kleinen Spatzen und ließ sich neben einem dichten Farnflecken nieder, um dort zu essen. Als sie die Reste vergraben hatte und aufstehen wollte, weckte eine plötzliche Bewegung am Lagereingang ihre Aufmerksamkeit.

Mit zusammengekniffenen Augen spähte Strompfote in die Richtung der knorrigen Tannenzweige. Das Sonnenlicht behinderte die Sicht ein wenig, doch sie konnte klar erkennen, dass sich dort keine Katze befand.

Doch obwohl sie keine Katzengestalt erkennen konnte, erzitterte das Gebüsch unruhig. Am Wind konnte es nicht liegen, denn die Luft stand beinahe still. Merkwürdig. Verwirrt näherte Strompfote sich dem Eingang, um nachzusehen, was dort war.

Plötzlich zuckte sie zurück und riss die hellgrünen Augen auf. Hatte sie sich getäuscht? Sie schüttelte den Kopf und blinzelte mehrmals, doch die Illusion verschwand nicht. Leuchtend bernsteinfarbene Augen starrten sie eindringlich an, ohne zu blinzeln.

822 Worte

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Deine 𝐏𝐡𝐚𝐫𝐢𝐭𝐚/𝐇𝐞𝐢𝐝𝐞𝐥𝐛𝐞𝐞𝐫𝐩𝐟𝐨𝐭𝐞 ♡

𝐖𝐀𝐑𝐑𝐈𝐎𝐑 𝐂𝐀𝐓𝐒 | die erste prophezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt