𝟰

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Während Sandpfote und Trauerklang sich um den verletzten Krieger kümmerten, begann Abendnacht zu berichten. »Wir sind zur Felsenlichtung aufgebrochen. Wir waren noch ein ganzes Stück entfernt von der Lichtung, als wir schon diesen Geruch wahrnahmen.«


Er schauderte bei dem Gedanken. »DämmerClan-Krieger.« Sämtliche Katzen, die sich im Lager befanden, stellten das Fell auf und fuhren die Krallen aus. »Befinden sie sich noch auf unserem Territorium?«, wollte Regenstern wissen.

Abendnacht schüttelte mit dem Kopf, dann zögerte er. »Ich... weiß es nicht. Wir haben sie vertrieben, aber sie könnten natürlich sofort zurückgekehrt sein. Wir haben sie nicht bis zur Grenze verfolgt, weil Eulenzweig zu sehr verletzt war.«

Strompfote, die stumm zugehört hatte, warf einen kurzen Blick auf Heckenpfote. Die Schülerin war sehr verängstigt und zitterte am ganzen Körper. Kurzerhand lief sie auf ihre beste Freundin zu und schmiegte sich an sie.

Heckenpfotes Fell war verklebt und stank von dem Blut, doch dennoch drückte Strompfote sich fest an sie. »Ich... Ich habe einen Krieger des DämmerClans getötet«, wisperte Heckenpfote mit zitternder Stimme. Sie schien sehr aufgewühlt zu sein.

Strompfote riss die Augen auf. »Wie hast du das denn geschafft? Du bist doch erst eine Schülerin!« Heckenpfote zuckte vage mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, wahrscheinlich war es Zufall, dass ich es geschafft habe.«

Sie starrte mit glasigen Augen vor sich hin. Strompfote sah sie mitfühlend an. »Soll ich Trauerklang fragen, ob sie dir etwas gegen den Schock geben kann?« Heckenpfote antwortete nicht, sie war zu sehr gefangen in dem, was sich vor ihren inneren Augen abspielte.

Strompfote sprang eilig über die Lichtung in Trauerklangs Bau. Die schwarz-silberne Kätzin hob den Kopf, als sie eintrat, und lächelte freundlich, wobei sie mit dem Kopf auf Eulenzweig wies und damit signalisierte, leise zu sein.

Strompfote sah den verletzten Krieger an und stellte erschrocken fest, dass es weitaus schlimmer war, als sie zunächst angenommen hatte. Der Krieger atmete nur noch flach, während trotz des dicken Verbandes immer noch Blut aus seiner Schulterwunde floss.

Trauerklang warf ihr einen auffordernden Blick zu und Strompfote riss den Blick los von dem Krieger. Sie erinnerte sich wieder, warum sie hergekommen war. »Heckenpfote steht unter Schock«, berichtete Strompfote bedrückt. »Könntest ihr etwas zur Beruhigung geben?«

Die junge Heilerin nickte und stupste Sandpfote, der damit beschäftigt war, einige Kräuter zu sortieren, mit der Schweifspitze an der Schulter an. Sie machte eine unbestimmte Geste nach in Richtung des Eingangs und signalisierte dem Schüler, was er tun musste.

Sandpfote nickte gehorsam und wühlte zwischen den Kräutern herum, bis er einige stark riechende Blätter gefunden hatte. Dann hob er den Kopf und verließ den Bau. Strompfote folgte dem Heilerschüler, der auf Heckenpfote zusteuerte.

»Komm, Sandpfote wird dir helfen«, sagte Strompfote behutsam. »Iss das.« Heckenpfote blinzelte verwirrt, dann nickte sie und leckte die Mohnsamen und die Blätter vom Boden auf. Strompfote wartete, bis sie die bitteren Kräuter geschluckt hatte.

Dann legte sie die Schwanzspitze auf den Rücken ihrer Freundin und führte sie in Richtung des Schülerbaus. »Komm, geh eine Runde schlafen.« Die haselnussbraune Kätzin nickte nur und folgte ihr mit schweren, schleppenden Schritten.

Strompfote war bisher erst einmal bei einem Kampf gegen einen anderen Clan gewesen, bei dem nichts besonderes passiert war, also konnte sie nicht sagen, wie sich Heckenpfote gerade fühlen musste. Das belastete sie bestimmt sehr.

Ich kann mir nicht vorstellen, eine Katze zu töten, dachte sie. Vielleicht kommt das noch, wenn ich eine Kriegerin bin. Sie schauerte bei dem Gedanken, das Augenlicht eines Kriegers vor ihren Augen erlischen zu sehen.

Ganz in Gedanken merkte sie gar nicht, wie sich ihr eine Katze näherte. Es war Seerosenpfote. »Strompfote, geht es dir gut?« Strompfote zuckte zusammen und blickte auf zu ihrer Wurfgefährtin, die sie mit ihren großen, türkisblauen Augen besorgt ansah.

»Abendnacht meint, die DämmerClan-Krieger könnten sich womöglich immer noch auf unserem Territorium befinden. Regenstern will eine größere Patrouille zur Felsenlichtung schicken, um das zu überprüfen. Willst du mitkommen?«

Strompfote überlegte. Sie wollte schon Nein sagen. Doch Heckenpfote würde sich bestimmt sicherer fühlen, wenn sie genau wusste, dass die DämmerClan-Katzen verschwunden waren. Wenn sie mitkommen würde, würde sie das glauben.

»Ja, ich komme mit. Du auch?« Seerosenpfote nickte. »Ich möchte beweisen, dass ich auch kämpfen kann! Ich war noch nie bei einem echten Kampf.« Strompfote zuckte zusammen bei den Worten ihrer Wurfgefährtin.

»Ich weiß nicht, ob das so erstrebenswert ist«, murmelte sie leise, dann folgte sie der grau-weiß getigerten Kätzin. Aufgeregt sprang Seerosenpfote von einer Pfote auf die andere, als sie sich zu den Kriegern stellten, die bereits am Eingang waren.

Strompfote versuchte sich kurz einen Überblick zu verschaffen, welche Katzen mit aufbrechen würden. Farnwolke, Seerosenpfotes Mentorin Krallenblüte, Adlerwasser und die zweite Anführerin Laubsprenkel.

Beruhigt atmete Strompfote ein. Das waren bestimmt genug Katzen, um gegen die wenigen DämmerClan-Katzen anzukommen, die vielleicht verbleiben würden. Vielleicht würde es nicht einmal zu einem Kampf kommen, wenn sich herausstellen sollte, dass alle geflohen waren.

Strompfote folgte Seerosenpfote, die hinter Laubsprenkel her durch den Lagereingang sprang. Sie wollte gerade den schmalen Pfad durch das Unterholz einschlagen, als sie ein Stechen im Rücken spürte, was sie nicht mehr losließ.

Obwohl sich hier keine feindlichen Katzen befanden konnten, bekam sie Angst und wirbelte herum. Die Krieger des HimmelClans strömten an ihr vorbei in den Wald, doch sie war unfähig, sich zu rühren. Lilafarbene Augen starrten sie an, ohne zu blinzeln.

883 Worte

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Deine 𝐏𝐡𝐚𝐫𝐢𝐭𝐚/𝐇𝐞𝐢𝐝𝐞𝐥𝐛𝐞𝐞𝐫𝐩𝐟𝐨𝐭𝐞 ♡

𝐖𝐀𝐑𝐑𝐈𝐎𝐑 𝐂𝐀𝐓𝐒 | die erste prophezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt