7. Unschuldig

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Terrence

„Hey, machst du mir noch einen?", rufe ich der rotgefärbten Kellnerin zu und halte mein leeres Whiskeyglas in die Luft. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe sie lediglich knapp in meine Richtung nickt und sich abwendet. Irgendwie ist sie mir unsympathisch, aber in diesem Moment juckt mich das eher weniger, denn ich bin hier, um meine beschissene Vergangenheit in Alkohol zu ertränken.

Adeline, mein Zielobjekt hatte mit ihrer herzzerreißenden Geschichte Erinnerungen in mir hochgeholt, die besser hätten verborgen bleiben sollen. Während ich mein erstes Glas Whiskey in mich hinein schüttete, verließ mich der schräge Gedankengang nicht, dass Murray eine Art Selbsthilfetherapie mit mir macht, in dem ich eine Frau mit einer genauso beschissenen Vergangenheit beschatten soll, damit ich endlich Frieden mit meiner finde. Was eine Scheiße.

In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos, am liebsten würde ich hinschmeißen. Immer hatte ich es geschafft, die Vergangenheit und den dazugehörigen Schmerz tief in mir zu verbannen. Und jetzt? Kaum verbringe ich einen halben Tag mit Murrays Zielperson und ich verweichliche.

„Hier, Gangsterboy.", reißt mich die erdbeerrote Barkeeperin aus meinen Gedanken und stellt mir das Glas hin. Ihr Ausschnitt ist so tief, dass ich problemlos in ihren rosa BH glotzen kann. Schrecklich, da bleibt gar kein Raum mehr für Fantasie. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich sie nicht leiden kann?

„Gangsterboy? Dein Ernst?", hinterfrage ich und lasse fast versehentlich das Glas fallen. Sie zuckt mit ihren Schultern. „Jo.", lautet ihre gleichgültige Antwort. „Passt zu dir." Ich verdrehe die Augen und nehme einen Schluck aus meinem Glas. „Und wieso?" Die Rothaarige wendet sich ab um Gläser abzutrocknen. „Weil du wie einer aussiehst.", entgegnet sie kalt, als sie wieder an mir vorbeiläuft. Irgendwie habe ich das Bedürfnis, mich mit ihr zu streiten. Oder mich mit jemandem zu prügeln, damit ich Ablenkung bekomme.

„Ist es wegen der Lederjacke?", hake ich nach und schenke ihr ein unschuldiges Grinsen, als die Barkeeperin genervt ihre Augen verdreht. „Wäre es dir lieber, ich würde sie ausziehen?" Die Rothaarige zieht hörbar die Luft ein. Ich nerve sie, wie amüsant.

„Es wäre uns allen lieber, du würdest dein nerviges Maul halten.", höre ich nun eine ebenfalls genervte Stimme neben mir. Ich drehe mich zu Seite und sehe direkt in Adelines stahlgraue Augen - wenn Blicke töten könnten, dann wäre das hier jetzt mein Ende.

„Adelinchen!", rufe ich erfreut und schenke ihr ein spöttisches Grinsen.

„Oh Gott, ihr kennt euch?" Die Barkeeperin zieht eine Augenbraue hoch und schenkt Adeline einen misstrauischen Blick. Mein Zielobjekt verdreht die Augen. „Ja, leider.", gibt sie dann genervt zu und setzt sich auf den Stuhl neben mir. „Er ist mein Arbeitskollege."

Angewidert verzieht die Rothaarige ihr Gesicht. „Etwa der, den du foltern wolltest?" Ich lache auf. „So redest du über deine Arbeitskollegen? Das ist aber nicht nett." Ich mache einen traurigen Blick und spiele den Gekränkten. „Aber interessant, dass du schon über mich geredet hast.", bemerke ich dann grinsend. Adelines Blick ist mit Feindseligkeit gefüllt.

„Ich rede ständig über dich.", kommt es dann in einem gelassenen Tonfall von ihr. „Immerhin muss es ja jemanden geben, dem du entlaufen bist und dich zurück haben möchte."

Hat sie jetzt nicht gesagt.

Grinsend schüttele ich den Kopf und durchdringe sie mit meinem Blick. Adeline starrt genervt zurück.

„Was willst du trinken?", fragt die Rothaarige Adeline. Diese schenkt mir einen grimmigen Blick. „Mach mir irgendwas Starkes.", kommt es dann kühl zurück. „Sonst ertrage ich den hier nicht."

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