8. Geheimnisse

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Terrence



Der Knall des Schusses hallt immer noch in meinen Ohren, während ich starr auf Garys leblosen Körper blicke. Was war eben geschehen? Die Welt um mich herum scheint für einen Moment in einen surrealen Schleier gehüllt. Der metallische Geruch von Blut hängt in der Luft, und ich spüre, wie sich etwas in mir regt. Eine Mischung aus Faszination und Entsetzen. Wer ist diese Frau?

Adeline senkt die Waffe, dreht sie in ihrer Hand und begutachtet sie eingehend, als ob sie ein harmloses Spielzeug wäre. Ihre Augen treffen meine, und ich suche nach einem Zeichen von Reue, von Menschlichkeit. Aber da ist nichts. Ihr Blick bleibt kalt, wie ich es noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.

Was zur Hölle...

„Willst du mir jetzt einen Vortrag über Moral halten?", fragt sie schließlich, als sie meinen entsetzten Blick bemerkt. Ihre Stimme klingt ruhig, fast desinteressiert, als wäre eben nichts ungewöhnliches geschehen. Wie kann sie bitte so unberührt bleiben? Macht sie sowas öfter?

„Was zum Teufel, Adeline?", bringe ich schließlich hervor. Meine Stimme klingt härter, als ich erwartet hatte. Irgendetwas in mir weigert sich, diese Situation einfach hinzunehmen. Immerhin bin ich eigentlich derjenige, der mit einer Waffe auf Leute schießt.

Adeline neigt den Kopf leicht zur Seite, als würde sie meine Worte abwägen. „Das war notwendig", sagt sie dann. „Das war ein Problem, welches beseitigt werden musste."

„Das war ein kaltblütiger Mord.", korrigiere ich sie, doch sie zuckt nur mit den Schultern.

„Nenn es wie du willst.", kommt es dann herablassend von ihr, während sie die Waffe in den Bund ihrer Jeans steckt. „Aber jetzt haben wir keine Zeit für Diskussionen. Wenn wir hierbleiben, kommen bald die falschen Leute und dann sind wir die Nächsten, die hier liegen."

Sie wendet sich ab, als wäre die Sache erledigt, als wäre es das Normalste der Welt, jemanden einfach so abzuknallen. Meine Gedanken rasen. Warum hatte Murray sie auserwählt? Weiß er etwa hiervon? Hat er sie vielleicht sogar beauftragt mich umzubringen? Sollte ich mich jetzt vielleicht einfach umdrehen und abhauen?

Natürlich wäre es jetzt klüger, mich einfach von ihr fernzuhalten, doch genau das ist es, was Murray nicht will. Ich soll bei ihr bleiben, sie beobachten, am besten nun auch alles von ihrem Doppelleben - oder was auch immer das hier sein mag - erfahren.

Gleichzeitig hält mich irgendetwas hier, eine verdrehte Neugier, ein Drang, zu verstehen, was in ihrem Kopf vorgeht und was zur Hölle ihr Geheimnis ist. Und das nicht nur, weil Murray es von mir verlangt.

„Und was willst du jetzt tun? Gary einfach hier liegen lassen und warten, bis irgendein Jogger ihn findet?", frage ich nun vorwurfsvoll, und zu meiner Überraschung halte ich sie damit tatsächlich auf. Sie bleibt stehen, dreht sich langsam zu mir um und mustert mich mit einem eisigen Blick. Kurz wirkt sie sogar fast einschüchternd auf mich.

Dann, plötzlich, scheint sie sich wieder zu fangen und langsam in die Realität zurückzukehren. Ihr Blick verändert sich, doch noch immer scheint sie ihr Handeln nicht zu bereuen. Hatte sie etwa immer noch nicht realisiert was gerade geschehen war? Was sie getan hatte? Oder war das Normalität für sie?

„Du hast Recht.", antwortet sie dann. „ Wir müssen ihn hier wegschaffen."

„Interessant, dass dies dein erster Gedanke ist.", bemerkt ich dann und gehe einen Schritt auf sie zu. „Normalerweise verständigt man bei sowas nämlich die Polizei."

Sie blickt mich an, als würde sie in ihren Gedanken schon ihre Antwort zurechtlegen um sich herauszureden und mir eine plausible Erklärung für all das abzuliefern. Doch ich lasse sie erst gar nicht überlegen. Ich will wissen, was ihr Geheimnis ist, was sich hinter der rothaarigen, kaffeefanatischen Psychologin verbirgt, die ich beobachten soll. Ich will endlich erfahren, warum sie für Murray anscheinend solch eine große Bedeutung hat.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06 ⏰

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