„Mylady", Agatha senkte den Kopf, als sie in die Räume eintrat, die mir auf dem Raumschiff des Kaisers zugeteilt worden waren. Ich drehte mich zu ihr um, weg von meinem Spiegelbild, dass ich bis zu diesem Moment betrachtet hatte. „Der Kaiser hat euch ein Kleid geschenkt, dass ihr heute Abend tragen dürft." Ich schluckte. Müsst. Agatha hob kurz den Blick, ihre braunen Augen trafen auf meine, und ich konnte Besorgnis in ihnen lesen. Dann senkte sie den Kopf wieder. Ich schluckte wieder, dann nickte ich. „Danke." Agatha machte einen Knicks. "Mylady". Ich wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu, während zwei Bedienstete des Kaisers das Kleid hereinbrachten, dass ich für den heutigen Abend tragen sollte. Ich knetete meine Hände und wartete ab, bis sie fort waren, ehe ich mich wieder umwandte. Allein stand ich im Raum. Ich mochte die Räumlichkeiten des Kaisers Schiffs nicht. Alles glänzte: Die Wände, die Tische, Stühle, das Geschirr ... alles war so glatt und reflektierend. Schmucklos. Kalt. Fast als würde man versuchen, jegliches Gefühl von Wärme zu unterdrücken. Mein Blick fiel auf das Kleid, dass aufgebahrt war, wie etwas Lebendiges. Ich hatte eigentlich vorgehabt, wie es Tradition unseres Volkes war, die Mah'Ti zu tragen. Die traditionelle, in Brauntönen gehaltene Festtagskleidung. Da ich Adelig war, war meine wunderschön: Verschiedene Schichten feinster Seide, flossen an mir herab wie ein Wasserfall. Stattdessen betrachtete ich nun das blutrote Kleid, dass der Kaiser mir geschenkt hatte. Ich würde als einzige meines Volkes rot tragen, herausstechen wie ein Tropfen Blut. Angst verknotete sich in meinem Magen und ich zwang mich, meinen Atem zu kontrollieren. Angst ist nur ein Zeichen von Kontrollverlust. Angst gibt dir keine Kontrolle zurück. Ich atmete ein, aus, ein, aus. Ich wiederholte mein Mantra, bis sich meine Atmung wieder beruhigt hatte. Dann wandte ich mich wieder ab, weg vom Spiegel, weg von dem Kleid, hin zum Fenster. Früher als ich ein kleines Mädchen gewesen war, hatte mir das Reisen durch die Galaxie Angst bereitet. Die schier endlose Masse an Planeten, die tödliche Stille des endlosen Raumes ... ich hatte Albträume gehabt zu ersticken oder zu erfrieren. Jetzt beruhigte mich das All. Ja, es war tödlich, aber es tötete nicht aus Habgier, Hass oder Rachedurst. Das Weltall war einfach da, existierte in endloser Ruhe. Und, je älter ich geworden war, desto mehr verstand ich die Schönheit, die es mit sich brachte. Galaxien, Sternenstaub, Sonnen. Endlose Leere. Mit den Jahren hatte ich gelernt, dass es die Lebenden waren, die man zu fürchten hatte. Denn sie konnten lügen, sie waren habgierig und grausam. Ich schloss kurz die Augen. Solche Bitterkeit in so jungen Jahren? Mylady, ihr urteilt, bevor ihr gesehen habt. Mein Meister Yunn hatte das immer zu mir gesagt, wenn ich wieder verzweifelt war, an den Lebenden, die die Galaxien bevölkerten. Bitterkeit. Statt der Vergangenheit nachzutrauern fokussierte ich meinen Blick auf die Schiffe, die um das des Kaisers herum und am Rande einer Galaxie versammelt waren. Zu meiner Rechten waren die Schiffe meines Vaters, robuste, klobige Kriegs - und Cargoschiffe. Das Wappen meines Volkes, zwei Monde und eine Sonne, war auf ihre Seiten geprägt. Es waren stolze Schiffe, die von einer langen Tradition an Raumfahrten und Ingenieurskunst erzählten. Ich vermisste jetzt schon das vertraute Gefühl, dass die warmen Farben der Wände, das Brummen und Klackern der Maschinen in mir auslösten. Ich verknotete meine Hände und versuchte, Kontrolle über die seltsame Sehnsucht in mir zu erlangen. Morgen schon bist du wieder auf deines Vaters Schiff. Und in ein paar Tagen wieder zuhause. Links von meinem Fenster waren die Schiffe der Tarrkhin. Wie schwarze Steine schwebten die neben den kantigen Schiffen meines Vaters, ohne ersichtliche Fenster, ohne Kanten, nur glattes Metall. Ich schauderte und wandte meinen Blick wieder ab. Fokussierte mich auf die Galaxie, an deren Rand sich der Kaiser, die Tarrkhin und wir uns eingefunden hatten. Konzentrierte mich auf die Planeten, ihre Farben und Monde. Ich verlor mich darin, die Farben zu zählen und erst das Zischen der Türen holte mich zurück in das Zimmer und verriet mir, das jemand eintrat. „Zara", die warme Stimme meiner Mutter ließ mich die Augen schließen. Kurz darauf spürte ich ihre warme Hand auf meiner Schulter, und die Angst legte sich etwas. „Mutter.", ich wandte ihr mein Gesicht zu. Sie trug bereits ihre wunderschöne Mah'Ti zusammen mit dem traditionellen goldenen Haarschmuck, der in ihr braunes Haar eingeflochten war. Sie lächelte mich an, Wärme lag in ihren braunen Augen und sie legte eine Hand auf meine Wange. „Hab keine Angst, Zara. Der Kaiser hat dich reich beschenkt und du wirst heute Abend auffallen, wie ein Juwel." Wie immer wusste sie schon, was ich sagen wollte, bevor ich es überhaupt ausgesprochen hatte. Ich schluckte und legte meine Hand auf ihre. „Und morgen schon ist die Zeremonie vorbei und wir wieder zurück." Wir sahen uns in die Augen und ich versuchte herauszufinden, ob sie log. Ob sie irgendwie versuchte, mir Lügen zu erzählen und sie mich doch zurücklassen würden. In den Fängen des Kaisers. Aber meine Mutter sah mich liebevoll an und mein Gewissen sank. Sie hat dich noch nie belogen. Ich holte Luft. Angst ist ein Zeichen von Kontrollverlust. Angst gibt dir keine Kontrolle. „Ich habe die Bediensteten weggeschickt, nur Agatha und ich werden dir helfen, dich einzukleiden. Du wirst wunderschön aussehen heute Abend und der Kaiser wird uns wohlgesonnen sein." Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. Meine Mutter nahm meine Hand und drückte sie. „Komm."
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To keep a Promise
RomanceZara, einzige Tochter des Königsfamilie Helias, ist sich immer ihrer Pflichten als Prinzessin ihres Volkes bewusst. Zudem macht sie sich nicht viele Hoffnungen jemals als Thronfolgerin des Kaisers eingesetzt zu werden. Zara will nur ihre Pflichten...