47 - Blut, Wille & Ideen

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Kyle hatte sich während des Essens wieder zu ihnen gesellt und obwohl die Situation dadurch erst ziemlich angespannt war, lockerte sie sich recht schnell, während sie miteinander plauderten und lachten. Sie waren mit den Essen fertig, Marvin war ins Wohnzimmer verschwunden und nun holte Stepan mehrere Flaschen aus den Kühlschrank.

Alice brauchte nicht zu fragen was es war. Der Inhalt war rot und auf kleinen unauffälligen Bändern standen verschiedene Blutgruppen drauf. Eindeutig Blut, obwohl man es auf den ersten Blick für Tomatensaft hätte halten können.

Stepan warf jedem eine Flasche zu, auch ihr. Sie fing sie geschickt auf und betrachtete sie misstrauisch. Sie empfand keinen Ekel wenn sie das Blut sah, aber gerade Appetit hatte sie auch nicht darauf.

Sie sah zu den anderen. Manche gossen einen Teil von dem Blut in ein Glas und tranken es dann, andere tranken gleich aus der Flasche. Alexandr trank seine Flasche in einen Zug leer und Stepan gab ihm gleich die nächste. Kyle trank seine Flasche auch vollkommen leer, lehnte jedoch bei einer zweiten ab.

Sie sah wieder skeptisch zu der Flasche in ihrer Hand. Neal der ihren Blick folgte sagte: "Keine Sorge, das Blut darin ist von freiwilligen Spendern, die wussten wofür sie es spenden und zum Teil ist auch Tierblut untergemischt!"

Sie sah zu ihm und zuckte die Schultern: "Ich hab keinen Durst auf das Blut!"

Alle sahen sie an und senkten die Gläser und Flaschen. "Neulinge trinken die ersten fünf Tage fast immer sechs sieben Flaschen Blut am Tag! Und du hast keinen Durst, überhaupt keinen?" fragte Neal ungläubig. Alexandr warf ihm einen Blick zu, in dem Eis lag und legte seinen Arm um Alice Schultern.

"Naja Durst schon, aber eben nicht auf das Blut hier!" gestand sie und hob die Flasche an.

Alexandr tauschte einen Blick mit Tamara, dann erhob sie sich und scheuchte die Jungs mit auf. "Kommt wir gehen rüber!" forderte sie auf und ging vor. Alle waren taktvoll genug und folgten ihr ohne weiteres Murren.

Alexandr wartete bis alle raus waren ehe er sich zu Alice wandte. "Du musst das trinken!" erklärte er leise. Sie wusste warum sie das Blut trinken musste. Wenn sie es nicht trank würde sie verdursten oder noch schlimmer sie würde so schwach werden wie ein Kleinkind, wenn sie es zu spät oder zu wenig zu sich nahm. Alexandr sprach es zwar nicht aus, aber sie lass es in seinen Gedanken.

Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist wie Pfefferminztee im Regal wenn da neben Eistee steht, für ein Kind total uninteressant!" versuchte sie es ihm mit einen Vergleich klar zu machen.

"Und was ist der Eistee?" fragte Alexandr ruhig. Er war in ihren Kopf achtete genau auf jeden ihrer Gedankengänge. Er spürte ihren nagenden Hunger der nun erst richtig zum Vorscheinen kam. Eindeutig schrecklich quälender Blutdurst und er wurde immer schlimmer. Er erinnerte sich noch zu gut an seinen eigenen. Frenjon hatte alle Hände voll zutun gehabt um sie davon abzuhalten die Menschen umzubringen die er ihnen zum trinken brachte, so begierig waren sie auf das Blut gewesen. Sie waren mehr Tier als Mensch gewesen, vollkommen außer Kontrolle, sobald sie den ersten Tropfen Blut auf ihrer Zunge spürten. Dagegen war das was nun Alice verspürte geradezu harmlos. Aber erinnerte sich auch daran das Tamara sich viel leichter unter Kontrolle gehabt hatte. Vieleicht waren Frauen in der Hinsicht ein wenig anders?

"Ich weiß es nicht, der Geruch hängt die ganze Zeit in der Luft" holte ihn Alice wieder aus seinen Gedanken "und geht mir auf die Nerven, aber ich kann ihn einfach nicht zuordnen!"

Alexandr nahm ihr die Flasche aus der Hand und goss ein wenig in ein Glas.

"Versuch es zu trinken," bat Alexandr sie "es stillt denn Hunger!"

Sie sah ihn zweifelnd an, nahm jedoch das Glas das er ihr reichte. Sie roch nur ganz leicht dran, da spürte sie schon wie sich ihr Magen hob. "Das erste Mal ist immer das schlimmste!" erklärte Alexandr leise, aber bestimmt.

SchattentanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt