„Hast du alles bekommen?", wollte Frederike von mir wissen, nachdem sie mir die Tür geöffnet hatte und ich mit zwei gefüllten Taschen in die Wohnung stolperte. Ich hasste es, den Wocheneinkauf für die gesamte WG zu übernehmen, vor allem, weil meine Mitbewohner dazu tendierten, Lebensmittel auf unsere Einkaufsliste zu schreiben, die ich als unnötig erachtete. Mit letzter Kraft hievte ich die beiden Taschen, die bis zum Rand gefüllt waren auf die Kücheninsel und begann damit diese auszuräumen.
„Ich denke schon. Aber es wäre deutlich leichter das alles zu bekommen, wenn du und Luke wirklich nur das aufschreiben würdet, was ihr auch wirklich braucht", ließ ich sie wissen und schüttelte leicht den Kopf, als ich beim Ausräumen bemerkte, wie viel Geld ich für unnötige Lebensmittel verschwendet hatte. Und sonderlich groß war mein monatliches Budget für Lebensmittel eigentlich nicht. Genauso war es auch bei meinen beiden Mitbewohnern. Gerade deshalb hatten wir begonnen uns wöchentlich abzuwechseln, wer den Einkauf übernahm.
„Ich schreibe nur das auf, was ich auch wirklich brauche", protestierte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Das hatte sie mir bereits Wochen zuvor eingebläut, als ich den Kühlschrank ausgeräumt hatte und nahezu die Hälfte davon entsorgen musste. Die meisten davon waren mit Luke- oder Freddi-Post-its beklebt. Ich wusste, dass meine Moralpredigt über die Lebensmittelverschwendung, die hier in der WG geschah, bei meiner besten Freundin ohnehin keinen Anklang fand. Wenn es mir nicht so wichtig wäre, dass weniger Lebensmittel in unserem Abfalleimer landeten, würde ich nicht länger versuchen, ihr das bewusst zu machen. Ich kämpfte nicht weiter gegen ihre Ausrede an und veräumte stur die Einkäufe.„Übrigens, ein Vögelchen hat mir vorhin gezwitschert, dass das vierte Zimmer ab nächsten Montag wieder belegt ist", sie schwang sich auf die Kücheninseln und nahm im Schneidersitz neben der fast ausgeräumten Taschen platz. Ihr blick folgte meinen Laufwegen durch die Küche. Gebannt, wie ich darauf reagieren würde. Dabei hatte ich ihr bereits gesagt, dass es mir nichts ausmacht, wieder einen weiteren Mitbewohner zu haben - schließlich fiel die Miete geringer aus, wenn man sie durch vier teilte. Und ich konnte das zusätzliche Geld mehr als gebrauchen.
„Lass mich raten, der Vogel heißt Luke?", ich verdrehte die Augen. Woher sollte sie sonst diese Informationen haben? Luke hatte vor ein paar Wochen gesagt, dass einer seiner Freunde jemanden kannte, der hier in Heidelberg ein Zimmer suchte und offenbar waren sie sich einig geworden.
„Du Spaßbremse", beleidigt verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. Ich warf ihr einen genervten Blick zu.
„Bin ich gar nicht. Übrigens, du könntest mir auch helfen, statt hier bloß rumzusitzen", wies ich sie darauf hin und schwenkte mit einem Beutel, in dem sich Paprikas befanden. Im Grunde genommen war es bereits zu spät, denn ich hatte in der Zwischenzeit alle Lebensmittel an ihren Platz geräumt.
„Schon gut, ich helfe dir ja", sie sprang von der Insel und sah sich auf der Arbeitsplatte um.
„Zu spät. Ich habe alles aufgeräumt", ich schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Resigniert hob sie die Schultern, nur um sie kurz darauf fallen zu lassen.
„Tut mir leid. Das nächste Mal helfe ich dir, versprochen", sie legte mir eine Hand auf die Schulter, schnappte sich einen Apfel aus der Obstschale und verließ die Küche.
„Hey! Warte! Du kannst doch nicht einfach so erzählen, dass wir einen neuen Mitbewohner bekommen und das einfach so stehen lassen", rief ich ihr nach und folgte ihr mit hastigen Schritten. Es interessierte mich sehr, wer der besagte Bekannte eines Freundes von Luke war und offensichtlich hatte Luke bisher nicht daran gedacht, auch mir die Neuigkeit zu eröffnen.
„Ist ja gut, ich erzähle dir ja schon alles, was ich weiß. Luke war aber nicht gerade spendabel, was Informationen angeht", sie seufzte leise und ließ sich auf das Sofa fallen, welches daraufhin, durch das gewonnene Gewicht meiner besten Freundin, eine Ladung Staub durch den Raum wirbelte. Man sollte hier dringend mal wieder abstauben. In Gedanken fügte ich mir eine Notiz dafür hinzu. Abwartend ließ ich mich ebenfalls auf das Sofa fallen und löste sogleich eine zweite Staubwolke aus. Ich hustete leicht und betrachtete dann meine beste Freundin, die offenbar nach einem geeigneten Startpunkt für ihre Erzählung suchte.
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If hearts could tell | J. Knorr
Fanfiction[„Und warum ausgerechnet sollte ich dann deine Gesellschaft ertragen müssen?", ich rollte mit den Augen. „So schlimm kann ich gar nicht sein. Dafür hast du mir heute Abend zu wenige Beleidigungen gegen den Kopf geworfen!", wendete er ein. Und ich k...