3 - Ein außergewöhnlicher Weg zurück

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꧁✧⭑✩⭑⚔︎⭑☾ Ein außergewöhnlicher Weg zurück ☽⭑⚔︎⭑✩⭑✧꧂

„Na, dann komm mal rein, du Süße", ertönte Aikos zarte Stimme vor seiner Zimmertür. Levi, der in seinem Bett saß und es endlich geschafft hatte, ein paar Kapitel aus seinem Buch zu verschlingen, wusste sofort, mit wem seine Mitbewohnerin draußen im Flur sprach. Er verdrehte die Augen, legte sein Buch mit den aufgeschlagenen Seiten auf sein Nachtkästchen und sprang aus dem Bett.

„Aiko! Wehe du bringst diese Flohschleuder mit in unsere Wohnung!" Doch als er die Tür öffnete, stand er bereits dem Unvermeidbaren gegenüber. Seine zierliche Mitbewohnerin hatte die grau getigerte Katze auf dem Arm, wiegte sie liebevoll wie ein Baby und kuschelte ihr Gesicht in das flauschige Bauchfell der Katze. Levis Ärger war sofort verflogen, denn die Katze schien ihr Eindringen bereits selbst zu bereuen. Hilfesuchend, als würde sie Höllenqualen durchleben, hatte sie ihre Augen aufgerissen und das Maul zu einem stummen Schrei weit geöffnet, sodass man jeden einzelnen der kleinen spitzen Zähne und die rosa Zunge erkennen konnte. Krampfhaft versuchte sich die Katze aus dem festen Griff zu winden, was ihr nicht gelang.

„Tja, du Biest, das hast du jetzt davon!", kicherte Levi schadenfroh.

Fragend schaute Aiko auf. „Was hast du gesagt?"

„Ach, diese dämliche Katze hat mich heute den ganzen Tag verfolgt. Anhängliche Nervensäge", grummelte Levi und lehnte sich mit der Schulter gegen seinen Türrahmen.

„Das ist doch süß. Er hat bestimmt Hunger und braucht ein Zuhause!", meinte Aiko sofort mütterlich.

„Er?", fragte Levi nur erstaunt.

Aiko deutete mit einem Nicken Richtung Unterleib des Katers. „Ja, er ist ein Kater. Sieht man ja wohl." Und als wäre es dem Kater unangenehm, dass die beiden seinen Schritt so eindringlich musterten, drehte er sich aus Aikos Griff und schaffte es diesmal, von ihrem Arm zu springen. Sofort rannte er auf Levi zu, schlüpfte zwischen seinen Beinen hindurch in sein Zimmer und verschwand unter dem Bett.

„Mensch, Aiko! Jetzt hockt das Vieh da unten und ich bekomme Flöhe", jammerte Levi.

„Ups, sorry." Verlegen legte sie sich einen Arm in den Nacken, als ihr eine Idee kam. „Ich habe noch Lachs im Kühlschrank. Bestimmt können wir ihn damit hervorlocken."

Doch der Kater ließ sich nicht ködern. Wie ein kleines Alptraummonster saß er mit glühend grünen Augen unter dem Bett und sobald Aiko näher kam, begann er zu fauchen und fuchtelte mit seiner kleinen Pfote, um sie abzuwehren.

„So ein Mist! Warum hast du sie überhaupt hereingelassen?", machte Levi seiner Mitbewohnerin Vorwürfe, während sie beide auf dem Boden vor seinem Bett hockten. 

„Meine Großmutter sagt immer, dass Katzen einem Glück und Reichtum bescheren. Außerdem schützen sie einen vor bösen Dämonen. Genau wie die Maneki-Nekos", erklärte sie, hob einen Arm dabei nach oben und ahmte die kleinen winkenden Katzenfiguren nach, denen man des Öfteren in japanischen Restaurants begegnete.

„Nichts für ungut, Ai, aber deine Oma ist eine verwirrte alte Frau, die Geister und anderes eingebildetes Zeug sieht", maulte Levi genervt. Das meinte er nicht böse, aber jedes Mal, wenn Aiko mit ihrer Großmutter telefonierte, erzählte sie ihm danach von den wundersamen Geschichten. Anscheinend hatte ihre Großmutter die Gabe, fliegende Drachen und andere japanische Fabelwesen zu sehen.

„Und du bist ein Griesgram, der keinen Sinn für Übernatürliches hat", grummelte die junge Japanerin mürrisch.

„Ha, wenn du wüsstest", antwortete Levi, doch mehr sagte er trotz ihres neugierigen Blicks nicht. Vielleicht war er Aikos Großmutter ähnlicher als ihm lieb war und er wurde langsam genauso verrückt wie sie.

Das Herz des Magiers [MxM]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt