2 - Eine ungewöhnliche Katze

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꧁✧⭑✩⭑⚔︎⭑☾ Eine ungewöhnliche Katze ☽⭑⚔︎⭑✩⭑✧꧂

Levi schreckte nach oben. Kerzengerade saß er in seinem Bett. Obwohl es noch dunkel war, schien das Licht der Reklametafel am Haus gegenüber durch sein Fenster und tauchte sein WG-Zimmer in ein bläuliches Licht. Unsicher schaute er sich um und versuchte das seltsame innere Gefühl und die wirren Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. 

Schon lange hatte er keinen so seltsamen Traum mehr gehabt. Dazu wusste er nicht mal mehr, wie und wann er nach Hause gekommen war, geschweige denn in sein Bett. Er arbeitete zu viel, schoss es ihm durch den Kopf. 

Levi schielte zu seinem Wecker, der auf seinem Nachttisch stand und mit blau leuchtenden Digitalziffern die Uhrzeit angab. Erst kurz nach vier. Da er gestern so lange gearbeitet hatte, konnte er heute später anfangen und noch ein paar Stunden schlafen. Er ließ sich zurück in sein weiches Kissen fallen, wo ihn sofort eine schwere Müdigkeit übermannte und ihn in einen tiefen, traumlosen Schlaf hineinzog.

Ein zaghaftes Klopfen weckte Levi auf. Verwirrt blinzelte er in das helle Sonnenlicht, das durch seine Vorhänge auf sein Bett schien.

„Levi? Bist du schon wach?", hörte er Aikos dünne Stimme vor seiner Zimmertür. „Ich mache Tee, falls du auch möchtest."

Levi rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ja, danke. Komme sofort!", bekam er krächzend heraus. Sein Mund war pappig, sein Hals ganz kratzig und in seinem Schädel dröhnte es. Als hätte er die vergangene Nacht durchgefeiert. Dabei war es doch nur ein seltsamer Traum gewesen, der ihn umgetrieben hatte. Er streckte seine steifen Glieder, gähnte laut und schmiss dann die Decke von sich.

Nur in T-Shirt und Boxershorts bekleidet, wie er es am liebsten zum Schlafen trug, tappte Levi barfuß über das alte Holzparkett in die gemeinsame Küche seiner Berliner WG. Aiko war gerade dabei, zwei Teetassen mit heißem Wasser zu befüllen und schenkte ihm dabei ihr niedliches Lächeln. Ihre langen, schwarzen Haare glänzten seidig im Sonnenlicht, das die gemütliche Küche warm durchströmte. 

„Morgen", nuschelte Levi, zog einen der vier ungleichen Stühle vom Tisch und ließ sich mit einem theatralischen Seufzer darauf fallen.

„Du bist gestern spät nach Hause gekommen. Ich habe schon geschlafen", stellte seine Mitbewohnerin fest.

„Ja und zusätzlich habe ich sehr komische Dinge geträumt. Ich fühle mich, als hätte ich die halbe Nacht durchgemacht."

„Dann trink erst mal deinen Tee und werde richtig wach. Wann fängst du heute an bei der Arbeit?", fragte die zierliche Japanerin und setzte sich gegenüber von Levi an den alten Holztisch. Eine der beiden Tassen schob sie bis vor ihn, tätschelte kurz seine Hand und griff dann nach ihrem eigenen Heißgetränk.

„Ich denke erst gegen zehn Uhr. Ich wollte davor noch eine kleine Runde durch den Park gehen. Vielleicht ein paar Seiten lesen. Wann hast du Vorlesung? Sonst kannst du mich ein Stück begleiten." Levi pustete in seine heiße Tasse. Der warme, nach Grüntee duftende Dampf stieg ihm in die Nase und erfüllte seine Lungen mit einer angenehmen Wärme.

Aiko, die ihre Tasse mit beiden Händen umfasste, nahm einen kleinen Schluck daraus und schüttelte den Kopf. „Ich muss leider gleich los. Ich treffe mich mit meiner Lerngruppe. Du weißt doch – Klausurenphase." 

Levi erinnerte sich an seine eigene Studienzeit, die noch gar nicht lange her war. Klausurenphase war dabei der panische Höhepunkt jedes Semesters gewesen. Umso erstaunlicher fand er es, wie ruhig seine Mitbewohnerin in der stressigsten Phase jedes Semesters blieb. Dabei lag der Unterschied vermutlich darin, dass Levi immer erst kurz vor den Prüfungen mit Lernen begonnen hatte und Aiko, fleißig wie sie war, schon während des Semesters paukte.

Das Herz des Magiers [MxM]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt