Ketten der Krone

Kapitel 2

Als sie sich wieder beruhigt und gefangen hatte und einigermaßen wieder vernünftig aussah, verließ sie das Schlafgemach und begab sich zu dem Hofmarschall, mit dem sie die Organisation des Erntefestes durchgehen wollte.

Kaum hatte sie auch dies erledigt, trat eine Bedienstete herzu.
"Eure Hoheit, Gräfin Violet ist eingetroffen.", richtete sie aus und Maliha durchströmte ein Gefühl der Erleichterung.
Sie war froh, dass sie jetzt ein wenig Ablenkung bekam.

"Maliah.", rief Violet ihr freudig zu und kam mit offenen Armen auf sie zu.
Maliah lächelte erfreut und nahm ihre beste Freundin in den Arm.
"Was für eine Freude dich zu sehen, Violet. Du siehst bezaubernd aus.", bemerkte sie und betrachtete ihr wunderschönes weiß goldenes Kleid, das an den Rändern voller Rüschen war. Ihr blondes Haar war hochgesteckt und einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Die weißen Perlen um ihren Hals wirkten sehr elegant und auch ein wenig verspielt.
"Sieh dich doch mal an Prinzessin Maliah, wunderschön wie eh und je.", gab diese zurück und wirbelte sie einmal herum.

Sie spazierten in den langen Gängen des Schlosses, an denen an den Seiten große Säulen entlang ragten.
"Wie ist es dir ergangen auf deinen Reisen?", fragte Maliah neugierig.
"Oh, es war herrlich. Die vielen verschiedenen Örter die ich besuchen durfte und die verschiedensten Kulturen waren einzigartig. Ich wünschte, du wärst dabei gewesen.", antwortete Violet und schwelgte in Erinnerungen.
"Ja, das wünschte ich auch.", sagte Maliah leise zu sich selbst.

"Nun, ich wäre gerne noch nach Avalon gereist, um in Erfahrung zu bringen, was jenen Tagen wirklich geschehen ist.", sagte Violet plötzlich leise.

Maliah riss erschrocken die Augen auf und blieb stehen.
"Violet!", sagte sie schockiert und schaute sich nach allen Seiten um.
"Du darfst darüber nicht sprechen. Es ist gegen das Gesetz."

"Ach bitte, dieses nichtige Gesetz des Schweigens. Ich bin sicher, jeder in unserem Königreich hat dieses Gesetz schon mindestens einmal gebrochen und hinterrücks darüber geredet.", winkte Violet ab.

"Aber wenn man uns hört, gehören wir bestraft.", flüsterte sie ihr zu.

"Ich vielleicht, aber du? Du bist die Prinzessin, kaum vorstellbar, dass dir irgendeine Strafe auferlegt wird."

Maliha sah sie ernst an.
"Das Gesetz gilt für mich genauso wie für dich, Violet. Da gibt es keinen Unterschied. Und jetzt schweig besser darüber, bevor es jemand mitbekommt."

Violet seufzte genervt auf, hörte aber auf zu reden und sie setzten ihren Weg fort.

***

Die Tage, in denen sie die Organisation des Festes vorantrieb, vergingen relativ rasch und Maliah hatte kaum Zeit sich um anderes zu kümmern.
Was ihr gelegen kam, denn so musste sie weder ihrem Vater über den Weg laufen, noch darüber nachdenken, was passiert war.

Nun war es soweit und der Tag des Erntefestes war angebrochen.
Es verlief wie gewünscht und die Gäste trafen einer nach dem anderen ein.
Maliah stand am Eingang des Gartens und empfing sie.
Sie fühlte sich von allen Seiten strengstens beobachtet, als würden sie auf jeden ihrer Schritte achten, den sie machte. Als würden sie alle darauf warten, was sie wohl als nächstes tun würde.
Mit ihrem aufgesetztem Lächeln, welches sie inzwischen perfektionierte, begrüßte sie die Gäste.

Der prachtvolle Schlossgarten wurde in ein einziges buntes Fest verwandelt.
Dort standen lange Tafeln, beladen mit den Früchten der Ernte, und die Gäste flanierten zwischen den blühenden Beeten.
Man konnte selbst die Musik und die tanzenden Leute des Dorfes hören, die das Fest ebenso mit Freuden feierten.
Das ganze Königreich Eldoria schien voller Leben zu sein.

Maliah lächelte. Sie mochte dieses Fest von allen immer am liebsten.
Sie freute sich schon auf den Abend, wo sie in das Dorf gehen würde, um den Bedürftigen die Gaben zu verteilen.