Der Landvogt Geßler wollte die freien Schweizer unterdrücken und ließ darum eine Burg bauen, in der alle freien Männer, die sich nicht beugten, geworfen wurden. Damit er erkannte, wer sich nicht demütigte, stellte er zu Altdorf eine Stange mit einem Hute auf und forderte, daß jeder, der vorübergehe, sich beuge und sein Haupt entblöße. Bei der Stange waren Wächter, die jeden Vorübergehenden, der dem Befehel nicht nachkam in das Gefängnis brachten.
Da war auch ein Landmann aus Uri, namens Wilhelm Tell, der ging mit der Armbrust auf der Schulter und seinem Knaben an dem Hute vorüber ohne sich vor demselben zu beugen. Tell wurde von den Landsknechten ergriffen und Geßler erschien. Er rief Tell zu: "Du bist ein Meister auf der Armbrust. Mach dich fertig, einen Apfel von des Knaben Kopf zu schießen - ziele gut, denn fehlst du ihn, so ist dein Kopf verloren".Tell fiel vor Geßler nieder und flehte ihn an nicht nach dem Haupte seines Sohnes schießen zu lassen. Als Geßler in kränkenden Worten die Bitte zurückwies, und der Knabe mutig sprach: "Vater schieß zu, ich fürchte mich nicht!" da legte Tell die Armbrust an und traf - mitten in den Apfel. Freudig kommt der Knabe und ruft dem vor Angst zusammengesunkenen Vater zu: "Vater hier ist der Apfel - wußt' ich's ja, du würdest deinen Knaben nicht verletzen!"Das hatte der finstere Geßler nicht erwartet. Er sprach: "Du stecktest einem zweiten Pfeil zu dir. Was meintest du damit?"Tell sprach: "Mit diesem zweiten Pfeil durchschoß ich - euch, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte, und eurer - wahrlich hätt' ich nicht gefehlt!"Da rief Geßler zornig seinen Knechten zu: "Ergreift ihn, Knechte, bindet ihn!"Tell ward mit Stricken gebunden und in ein Schiff geworfen, damit er nach Küßnacht in den Kerker gebracht werde, Geßler fuhr selbst mit. Mitten auf der See ereilte das Schiff ein furchtbarer Sturm. Geßler ließ Tell befreien und bat ihn das Schiff mit seiner starken Hand an Land zu führen. Tell steuerte auf einen Felsen zu, sprang mit seiner Armbrust an Land und stieß das Schiff in die Wellen. Auf dem Schiff hatte er gehört, daß Geßler durch die hohle Gasse seinen Weg nach Küßnacht nehmen wollte. Er eilte dorthin und verbarg sich hinter einem Holunderstrauche und erwartet den Landvogt Später kommt Armgard mit ihren Kindern, wirft sich vor Geßler nieder, fleht ihn an ihr den Gatten wiederzugeben, den er im Kerker gefangen hält.Aber der Landvogt ruft: "Weib mach Platz, oder mein Pferd geht über dich hinweg!" Da durchbohrt das Herz des Tyrannen ein Pfeil.Tell tritt auf der Höhe hervor und ruft dem sterbenden Geßler zu:"Frei sind die Hütten, sicher ist die Unschuld. Du wirst dem Lande nicht mehr schaden".Als die Kunde von Geßlers Tod das Schweizerland durchzogen, Da war große Freude, die Schweizer brachen die Zwingburgen auf und befreiten sich vom fremden Joche.
Im Frühjahr 1354 stand der hochbetagte Tell an einem angeschwollenen Bache und sah in den wilden Fluten einen Knaben mit dem Tode ringen. Da stürzte sich der Greis in den Bach um den Knaben zu retten, fand dabei den Tod.
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Das Verweilen an wahnsinnigen Orten
NonfiksiSelig sind, die da hungern und dürsten nach der Wahrheit, denn sie werden gesättigt werden.