Kapitel 2

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Melli und ich laufen auf der Wiese herum, bis wir zu einem Picknickplatz kommen. Wir setzen uns und essen, doch auf einmal kann ich Frau Costera sehen, die mit einer anderen Frau genau auf uns zukommt. Komischerweise höre ich jetzt ein Lied... Es ist 'Ich bin ein Gummibär', mein Handyklingelton... Moment mal... Das Klingeln wird lauter und alle Leute verschwimmen mit der Zeit, bis ich nur noch schwarz sehe. Ich öffne meine Augen und greife nach meinem Handy.

Ich: "Hallo?"
Melli: "Lena? Wo bist du? Wir wollten uns doch treffen!"

Ich schaue auf die Uhr und merke, dass ich total verpennt habe.

Ich: "Oh Shit... Sorry Melli! Ich bin in fünf Minuten bei dir!"

Schnell stehe ich auf, ziehe mir meine Schuhe an und bin kurz darauf mit meinen Longboard bei der Tür. Ich verabschiede mich von meiner Mom und gehe nach Draußen, wo Melli schon auf mich wartet.

Ich: "Sorry Melli, ich bin eingeschlafen und habe keinen Wecker gestellt..."
Melli: "Ach, macht nichts! Dafür bist du ja jetzt da. Wollen wir vielleicht in das kleine Café fahren?"

Ich nicke und wir fahren los. Während der Fahrt muss ich immer wieder zu meiner besten Freundin schauen. Wenn sie es bemerkt, lächelt sie mich nur an und ich werde etwas rot und schaue weg. Wir kommen bei dem Café an und setzen uns. Die Bedienung kommt und wir bestellen zwei Cappuchinos. Ich muss aufs Klo, also gehe ich schnell, während Melli wartet.
Doch als ich aus der Kabiene komme, sehe ich Melli, die obenrum nur noch ihren BH anhat. Ich räuspere mich und sie dreht sich um.

Melli: "Oh, hey Lena! Die Bedienung hat mir meinen Cappuchino über meine Brust geschüttet... Ich kühle es nur gerade..."
Ich: "Äh, okay, kann ich dir irgendwie helfen?"
Melli: "Nein, alles gut."

Ich nicke und gebe ihr feuchte Tücher. Sie hat kleine Brandblasen auf ihrer Brust und es sieht sehr schmerzvoll aus. Ich würde ihr am liebsten helfen, aber sie wollte ja nicht. Ich nehme Mellis nasses Shirt und wasche den Kaffee etwas heraus. Ich trockne es unter dem Föhn, der eigentlich für die Hände gedacht ist. Nach ein paar Minuten ist sie fertig mit Kühlen und ich gebe ihr das Shirt. Melli zieht es wieder über und wir gehen zurück zu unserem Tisch, wo die Kellnerin schon steht.

Kellnerin: "Das tut mir wirklich leid... Den Tisch habe ich sofort wieder sauer gemacht und Ihnen neue Getränke gebracht! Die Rechnung geht auf mich und Sie bekommen einen Gutschein für zwei Personen. Sie dürfen einen Monat lang trinken, was sie wollen und müssen nichts bezahlen! Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuligen... So etwas ist mir noch nie zuvor passiert!"
Melli: "Ach, das macht doch gar nichts. Das kann jedem einmal passieren. Und vielen Dank für den Gutschein!"

Die Kellnerin nickt und lächelt erleichtert. Sie geht wieder und bedient die anderen Tische. Ich grinse Melli an.

Ich: "Also diesen Gutschein müssen wir dann doch ausnutzen, oder?"
Melli: "Na klar!"

Wir lachen und trinken unseren Cappuchino. Dann beschließen wir, noch etwas in den Park zu gehen. Wir setzen uns auf eine Bank und stellen unsere Longboards ab.

Ich: "Melli? Ich muss dir etwas sagen... Bis jetzt weiß es nur meine Schwester, Tahnee... Aber ich will, dass du es auch weißt..."

Sie sieht mich fragend an und ich schaue in ihr Gesicht. Ich will ihr sagen, dass ich lesbisch bin. Sie ist meine beste Freundin und ich will es ihr erzählen. Tahnee hat auf das Thema ziemlich gelassen reagiert und gesagt, dass das doch total normal ist. Ich bin froh, dass ich sie als Schwester habe!

Melli: "Okay und was?"
Ich: "Okay... Ich bin lesbisch!"

Sie sieht mich mit offnenem Mund an und ich glaube, ihr fehlen die Worte. Ich bin selbst überrascht, dass ich es so schnell gesagt habe. Auch wenn ich ein direkter Mensch bin, ist dieses Thema doch immer ziemlich schwer anzusprechen... Melli schweigt, doch nach einer Minute ergreift sie das Wort.

Melli: "Äh okay, ich akzeptiere das total! Und für uns wird sich ja nichts ändern, also ist alles gut!"

Ich lächle und bin froh, dass sie es so sieht. Bei dem Satz, dass sich nichts ändert, fühle ich jedoch ein Ziehen an der Stelle, wo sich mein Herz befindet. Ich will, dass sich etwas ändert... Ich will mehr als eine Freundschaft... Ich will Melli in meinen Armen halten, ihre Lippen auf meinen spüren, alle anderen eifersüchtig machen und der Welt zeigen, dass es nicht schlimm ist, lesbisch zu sein...

Melli: "Lena? Hast du mir zugehört?"

Ich sehe sie fragend an.

Ich: "Äh was? Sorry..."
Melli: "Ich habe gefragt, ob wir nicht langsam wieder nach Hause fahren wollen."
Ich: "Äh, achso! Ja klar!"

Ich stehe auf und nehme mein Board. Wir steigen auf und fahren den Weg zurück. Während der Fahr sagt niemand etwas. Wir kommen in unserer Straße an und ich umarme Melli. Sie ist jedoch irgendwie etwas verkrampfter, als sonst... Ich lächle und gehe dann in unser Haus. Sofort gehe ich in mein Zimmer und lege mich auf mein Bett.

Was ist, wenn Melli jetzt denkt, dass ich auf sie stehe? Dann hält sie bestimmt Sicherheitsabstand... Aber ich stehe auf sie... Na super... Ich höre auf, nachzudenken und mache mich erst mal bettfertig. Dann lege ich mich wieder hin und schaue auf mein Handy. Ich habe eine Nachricht von Melli. Ich öffne sie und lese.

Melli: *Hey Lena, ich wollte vorhin nicht so abweisend sein... Aber ich fand es in dem Moment irgendwi etwas komisch... Auf jeden Fall werde ich ab jetzt wieder normal sein und dich nicht anders behandeln. Gute Nacht, meine Süße und bis morgen! ♡*
Ich: *Hey Melli, das ist lieb, danke! Träum süß und bis morgen! ♡*

Ich lächle und schlafe ein. Tatsächlich ist am nächsten Morgen wieder alles okay und normal. Doch ich habe vor, der ganzen Klasse zu verkünden, dass ich lesbisch bin. Aber am Morgen machen Melli, Tim, Rafi, Maxi und ich aus, dass wir am Freitag, also morgen, übernachten wollen.
Tim ist mein bester, schwuler Kumpel und ihm erzähle ich fast alles. Rafi und Maxi sind eher 'Player'. Also das wollen sie sein, in Wirklichkeit sind sie aber total schüchtern und nett.
In der ersten Stunde haben wir meinen Lieblingslehrer, Herr Hobi. Er unterrichtet Physik und Mathe, meine beiden Lieblingsfächer. Dieses Jahr haben wir ihn leider nur in Physik. Am Anfang der Stunde gehe ich mit Melli zu seinem Pult und frage, ob ich kurz etwas der ganzen Klasse sagen darf. Da er mich auch mag, bejaht er meine Frage und ich bleibe gleich vorne stehen. Melli setzt sich wieder und ich sehe ihr nach. Er begrüßt alle und die anderen setzen sich. Ich stehe alleine vor dem Whiteboard und atme einmal tief ein.

Ich: "Ich wollte euch etwas sagen... Und zwar... Ich bin lesbisch! Ja, ich stehe auf Frauen und damit möchte ich offen umgehen!"

Kurz ist es komplett still, bis ein paar der Arschlöcher aus unserer Klasse anfangen, zu lachen. Sofort stimmen ein paar andere mit ein. Melli sieht meine drei besten Kumples kurz an. Sie lachen nicht. Melli steht auf, stellt sich auf ihren Stuhl und applaudiert. Tim, Rafi und Maxi stehen gleichzeitig auf und klatschen mit. Die lachenden Idioten hören sofort auf und schauen etwas beschämt auf den Boden. Ein paar andere aus der Klasse stimmen in das Klatschen mit ein und ich lächle. Herr Hobi klatscht auch mit und lächelt mich an. Ich setze mich wieder neben Melli, die mich umarmt und flüstert.

Melli: "Das war super! Ich hätte mich das nie getraut!"
Ich: "Wenn ich dich nicht hätte, stünde ich jetzt ziemlich blöd da!"

Wir lachen kurz und der Unterricht geht los.

Kaum haben wir uns versehen, ist es auch schon wieder Freitag Mittag und wir haben Wochenende. Wir machen mit den Jungs aus, dass wir uns um 18 Uhr bei Maxi treffen, weil seine Eltern über das Wochenende verreisen und wir also alleine sind. Melli und ich fahren zusammen mit unseren Longboards zu Maxi. Wir gehen rein, wo die anderen drei schon auf uns warten.

Lesbisch? Lesbisch. ♡ {girlxgirl}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt