9 ✧ Hinweise.

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14. August 1995 ━━━
Whitby, North Yorkshire

»Und wo genau war das?« Remus saß vorgebeugt auf dem alten geblümten Sofa und hatte die Ellbogen auf den Knien abgestützt.

»Nicht weit von hier, direkt an der Küste.« Harriet lehnte sich ebenfalls vor und deutete auf einen Fleck auf der Karte, die vor ihnen auf dem Tisch ausgebreitet lag. »Gleich vor dem alten kaputten Leuchtturm. Normalerweise trifft man dort wirklich nie jemanden. Ich schätze, weil es keine offiziellen Wege gibt - dafür ist es zu uneben.«

Harriet Shepard sah man nicht an, dass sie eine Hexe war. Sie konnte nicht viel älter als Embers Eltern sein, hatte aber schon schneeweißes Haar, das sie in einem Pferdeschwanz nach hinten geflochten trug. Sie war in einem langen Rock gekleidet und trug eine geblümte Bluse. Insgesamt schien sie Blumen sehr zu mögen, denn sowohl auf ihrem Sofaüberzug, als auch auf den kleinen Deckchen und den langen Vorhängen war das Blumenmuster vertreten.

Sie saßen im Wohnzimmer ihres kleinen Hauses, das sie mit ihrem Mann und ihrem Hund Phoebe bewohnte. Sie hatte Remus und Ember bereits erzählt, dass sie schon im ersten Krieg mit dem Orden gekämpft hatte, sich danach jedoch aus der magischen Welt zurückgezogen hatte, um sich für ein Leben als Muggel zu entscheiden. Ihre Familie wusste nichts von der magischen Welt. Ihre Kinder waren beide aus der ersten Ehe ihres Mannes, wodurch es nie den Zwang gegeben hatte, sie darüber aufzuklären, dass es eine Welt in ihrer Welt gab. Trotzdem arbeitete sie noch immer für den Orden und diente Albus als Informantin. Schließlich war es ihr ein Anliegen, dass ihre heile Muggelwelt auch so friedlich blieb und nicht von einem Krieg zerrüttet wurde, den sie nur würden verlieren können.

»Ich gehe nach jeder Nachtschicht mit Phoebe die gleiche Runde spazieren«, sie kraulte der Hündin die goldblonden Ohren, die ihren Kopf auf den Schoß ihres Frauchens gelegt hatte. »Aber dieses Mal war es seltsam. Es wurde plötzlich eiskalt. So kalt, dass die Blumen am Wegesrand steinhart gefroren waren. Das mag im Januar normal sein, aber nicht Mitte August. Und dann habe ich ihn gesehen.«

»Sind Sie sich sicher, dass es Peter war?«

»Ich mag zwar alt sein, aber meine Augen trügen mich nie. Den kleinen ängstlichen Jungen aus dem Orden würde ich nie vergessen. Ich erinnere mich noch an den Tag, als es hieß, er sei von Black ermordet worden. Leid getan hat er mir.« Sie stricht ihrer Hündin über den Kopf, während sie sich über sie lehnte und nach etwas auf dem Beistelltisch griff. Sie hielt es Ember und Remus entgegen und Ember nahm es mit spitzen Fingern an. »So ein mutiger Junge, habe ich gedacht. Das hätte ich ihm niemals zugetraut.«

Ember betrachtete das Foto, auf dem zwei dutzend Erwachsene aneinandergereiht standen und in die Kamera lächelten. Unter ihnen unverkennbar eine junge Version von Remus und Sirius, aber auch Albus und Harriet selbst. Einige der Gesichter kannte Ember – es musste der originale Orden des Phönix sein.

»Als ich dann letztes Jahr erfahren habe, was wirklich passiert ist, habe ich es Albus sofort geglaubt. Es ergibt Sinn.«

»Kam es schon öfter vor, dass es so ungewöhnlich kalt wurde?«, fragte Remus, ohne auf den Rest einzugehen.

»Ja, immer mal wieder. Aber es ist eine magische Kälte, das spüre ich.«

Remus und Ember tauschten einen schnellen Blick. Ember konnte ihm ansehen, dass er eine Idee hatte, es aber der falsche Moment war, um sie zu teilen.

»Gibt es hier viele Zauberer?«, fragte nun Ember und reichte das Foto an Remus weiter.

»Nicht, dass ich wüsste. Aber ich lebe ja auch schon lange untergetaucht. Ich würde es also vermutlich nicht wissen, wenn es so wäre.«

· between pleasure and pain · ➼ remus lupin │ book 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt