5 ✧ Abendessen.

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4. August 1995 ━━━
London, Grimauldplatz 12

»Du kannst mir nicht erzählen, dass du viel Zutun zu diesem Essen hattest«, schmatzte Tonks.

»Warum nicht?«, fragte Sirius empört.

»Weil es schmeckt«, erwiderte sie und ließ sich von seinem protestierenden Schnauben nicht beeindrucken.

»Ich kann sehr wohl kochen.«

»Dein Zauberstab kann kochen.«

Ember sah der Unterhaltung belustigt zu. Sie hatte bisher geschwiegen und den anderen dabei zugehört, wie sie Harry über die neusten Vorkommnisse aufklärten oder von ihrem bisherigen Sommer berichteten.

»Na und? Das ist auch kochen.«

»Ember?«, fragte Tonks dann mit einem scharfen Blick zu ihr, als wäre sie die einzig richtige Ansprechpartnerin in diesem Fall.

Wie ein verschrecktes Reh sah sie auf, die Augen geweitet und schüttelte schnell den Kopf. »Haltet mich da raus«, murmelte sie.

»Also ich denke, es bleibt der gleiche Effekt, ob man nun seinen Zauberstab benutzt, um ein Rezept zu befolgen, oder alles selbst macht. Die Zauber müssen schließlich richtig ausgeführt werden. Und man muss genauso darauf achten, alles richtig zu machen«, schob Hermine ein und zuckte mit den Schultern.

»HA!«, machte Sirius und grinste triumphierend.

»Wie auch immer«, winkte Tonks ab und machte eine abfällige Handbewegung.

Das Thema war damit vom Tisch.

Die Teller waren alle schnell geleert und die Töpfe bis auf den letzten Rest Kartoffel leergekratzt. Es hatte auch Ember wirklich gut geschmeckt und nun lehnten sie sich in ihren Stühlen zurück, die Bäuche gefüllt, und schwatzen fröhlich weiter, während Molly ausdrücklich darauf bestanden hatte, den Abwasch alleine zu machen.

»Wo wohnst du eigentlich im Moment?«, fragte Sirius Ember irgendwann. Er saß ihr direkt gegenüber und füllte ihren Kelch mit Rotwein.

Ember hielt ihn mit einer Bewegung ihrer Hand davon ab, den Becher bis zum Rand zu füllen und antwortete dann: »Ich einem Hotel in Camden Town.«

»Astreine Gegend. Aber da laufen ein paar seltsame Gestalten herum.«

»Denkst du, ich kann mich nicht verteidigen?« Sie hob provokant die Augenbraue.

»Du weißt, dass ich deine Kampfkünstle live miterleben durfte... entsprechend gering sind meine Erwartungen an deine Selbstverteidigungskünste.«

»Haha.«

»Warum ziehst du für den Sommer nicht einfach auch hier ein? Zimmer haben wir genug, du musst nicht im Dunkeln durch Camden Town wandern und ein Hotel ist auf Dauer bestimmt teuer. Also, angenommen, du beehrst uns hier noch etwas länger mit deiner Anwesenheit.«

»Das stimmt, billig ist es nicht«, murmelte Ember und spitzte die Lippen.

»Überleg's dir.«

»Ich denk' drüber nach.«

Eigentlich gab es nicht viel zu überlegen. Ihr Hotel war schäbig, sie musste eine schmale dunkle Gasse durchqueren, die sie immer, wenn sie konnte, per Apparieren passierte und es lag direkt über einem Pub, wodurch es jeden Abend lange laut war. Und Sirius hatte recht: günstig war es trotzdem nicht. Außerdem hasste sie die Einsamkeit. Sie hasste es, am Abend zurück in ihr kleines, dunkles Hotelzimmer zu kommen und mit ihren Gedanken alleine gelassen zu werden. Bisher hatte sie die Abende damit verbracht, zusammengekauert in ihrem Bett zu sitzen, die Decke ans Kinn gezogen und den Blick starr aus dem Fenster gerichtet, während sie den Wolken dabei zusah, wie sie um den Mond herumtanzten, der mit jeder Nacht immer voller wurde und sie unweigerlich daran erinnerte, dass bald wieder ein Vollmond anstand – und das erinnerte sie daran, wie sie die Vollmonde einst verbracht hatte und was sie seitdem verloren hatte.

· between pleasure and pain · ➼ remus lupin │ book 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt