· between pleasure and pain · ➼ remus lupin │ book 2

8 ✧ Geständnisse.

14. August 1995 ━━━
Whitby, North Yorkshire ━

Ember hatte zuvor noch nie einen Portschlüssel benutzt. Es war deutlich angenehmer, als das Flohnetzwerk zu benutzten, ihre liebste Reiseart würde es allerdings nicht werden. Denn es fühlte sich im ersten Moment in etwas so an, wie sich eine Spinne fühlen musste, wenn sie von einem Staubsauger aufgesaugt wurde.

Der Sog ins Nichts war stark und Ember nicht darauf vorbereitet gewesen, weshalb sie strauchelte, als es plötzlich wieder hell wurde und ihre Füße hart auf dem Untergrund aufkamen. Sie wäre vermutlich hingefallen, hätte sie nicht eine Hand am Arm gepackt und ihr schnell zu Gleichgewicht verholfen.

»Danke«, keuchte sie und holte einmal tief Luft. Sofort entspannten sich ihre Glieder, als sie den Meeresduft in der Luft aufnahm. Er zauberte ihr gleich ein Lächeln auf die Lippen und sie schloss für einen Moment die Augen. Es fühlte sich an, wie zuhause. Sie konnte das Salz in der Luft schmecken, roch den gebackenen Fisch, der nicht weit von ihnen angeboten werden musste, spürte die kühle Brise auf ihrer Haut und hörte die Möwen über sich kreischen. Doch da war noch etwas. Ein leichter Hauch von altem Leder und Minze mischte sich darunter. Ein vertrauter, beruhigender Geruch.

Schnell öffnete Ember die Augen und entfernte sich einen Schritt von Remus, der noch immer ihren Arm gestützt hatte. Beide räusperten sich und brachten schnell etwas Abstand zwischen sich.

»Also...«, begann sie dann und mied Remus Blick. Stattdessen sah sie sich zu den Seiten um. Sie waren am Strand gelandet, offenbar unter einem breiten Pier, der sich in das endlose Blau der Nordsee erstreckte. »Haben wir einen Plan?«, fragte sie und beobachtete einen Moment die Wellen dabei, wie sie sanft gegen die breiten Holzpfeiler schlugen, ehe sie endlich zu Remus aufsah.

Er zog einen Zettel aus der Jackentasche, der leicht durchnässt wirkte und glättete ihn mit der Handfläche. »Albus hat mir seinen Kontakt gegeben. Eine Hexe.« Er verengte die Augen und versuchte die kleine Handschrift auf dem Blatt zu entziffern. »Harriet Shepherd. Sie lebt mit ihrer Familie im Ort.«

»War sie es, die Pettigrew gesehen hat?«, erkundigte Ember sich.

»Ja, genau.« Er sah den Strand hinauf. »Wir sind in einer halben Stunde mit ihr verabredet. Lass uns also schonmal losgehen.«

»Ja, klar. Okay.«

Remus ging ihr voran den Strand entlang, eine alte Steintreppe hinauf, die sie auf eine Promenade führte. Der Geruch nach Fish and Chips wurde intensiver, die Geräuschkulisse lauter. Menschen unterhielten sich, Kinder rannten umher und Fahrgeschäfte dröhnten und quietschten.

Als sie um eine Ecke bogen, tauchten am Horizont die Ruinen einer alten Abtei auf, die stolz auf einem Hügel thronte und einen mystischen Kontrast zu den bunten Fischerbooten im Hafen davor bildete.

Whitby war ein netter Ort. Ember war noch nie dort gewesen, doch es wirkte auf den ersten Blick wie ein Ort, an dem man mit seiner Familie den Sommerurlaub verbringen konnte.

Remus deutete auf eine großflächige Karte, die am Straßenrand für Touristen aufgestellt worden war. Er blieb davor stehen und versuchte, sich im Wirrwarr der Straßen zu orientieren.

Schließlich deutete er mit dem Zeigefinger auf einen Fleck am rechten Rand der Karte. »Wir müssen über die Bucht rüber. Da ist die Abtei und dahinter wohnt sie, etwas abgelegen.« Er fuhr mit dem Finger von der Abtei nach oben und tippte auf eine kleine Ansammlung von Häusern, die umrandet von Feldern zu sein schienen.

»Alles klar.«

Remus nickte noch einmal und zeigte dann in die Richtung, in die sie gehen mussten.

Gleichzeitig boten sie dem jeweils anderen mit einer ausladenden Geste den Vortritt an, das schmale Stück Bürgersteig vor ihnen zu passieren. Und wie in einer schlechten Romcom nahmen sie das Angebot ebenso gleichzeitig in Anspruch, machten einen Schritt voraus, nur um im selben Moment wieder stehen zu bleiben, unverständliche Sätze vor sich herzumurmeln und wild mit den Armen zu gestikulieren.