Kapitel 7 - Noahs Eltern

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Als wir wieder im Hotel ankamen, herrschte großes Treiben. Scheinbar waren die meisten Gäste mittlerweile eingetroffen und hatten sich bereits für den Empfang frisch gemacht. Bereits während wir den Garten entlang liefen, konnte ich vom Weiten Noahs Eltern erkennen. Nervös schlug mein Herz gegen meine Brust, obwohl ich gar keinen Grund dazu hatte. Ich hatte mich stets gut mit ihnen verstanden, beinahe so, als seien sie Teil meiner Familie und ich die adoptierte Tochter gewesen. Die Trennung hatte nicht nur wegen Noah geschmerzt, sondern auch wegen ihnen geschmerzt. Ich hatte damals geglaubt, sie nie wiedersehen zu können.

Noahs Eltern schauten eher skeptisch drein, während das Personal Sekt an die Gäste verteilte. Becca, Noahs Mutter, stand mit verschränkten Armen vor dem Eingang und betrachtete die Tische, während Keith, sein Vater, deutlich unzufrieden mit dem ihm angebotenen Sekt wirkte. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er nach etwas Stärkerem suchte, das ihm nicht nur die Lippen benetzen, sondern auch seinen Durst stillen würde.

"Kannst du das Glauben, Keith. Dieses ganze Brimborium", hörte ich Beccas Stimme leise und fassungslos. Langsam näherten sich Adrian und ich.

Als Becca uns bemerkte, hellte sich ihre Miene augenblicklich auf.

"Elly!", rief sie erfreut und kam auf mich zugeteilt, nur um mich wenige Sekunden später in die Arme zu ziehen. 

"Becca," brachte ich mit einem Lächeln hervor, als sie mich in eine feste Umarmung zog, die mir fast die Luft abschnürte. „Ich freu mich ja so, dich wiederzusehen, mein Kind. Mensch, du siehst toll aus", schwärmte sie und ihre Worte ließen meine Wangen augenblicklich warm werden. Ihre Wärme und Aufrichtigkeit rührten mich mehr, als ich zugeben wollte.

"Hey, Kleines," hörte ich dann Keiths vertraute Stimme. Er stand ein paar Schritte entfernt, ein schiefes, gutmütiges Lächeln auf den Lippen, bevor er ebenfalls auf mich zukam und mich herzlich in die Arme nahm. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich den vertrauten Druck seiner Umarmung spürte. Zu Keith hatte ich immer ein enges Verhältnis gehabt. Er war wie der Vater gewesen, den ich nie wirklich gehabt hatte. Als mein eigener Vater diese Rolle nicht ausfüllen konnte, war Keith mit seiner ruhigen, beständigen Art in mein Leben getreten und hatte eine Lücke gefüllt, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existierte.

"Es ist so schön, euch wiederzusehen", flüsterte ich, meine Stimme leicht brüchig vor Emotionen.

"Wir freuen uns auch sehr, mein Kind!", sagte Becca, auch sie schien Tränen in den Augen „Und wer ist das?", fragte Becca neugierig, wobei sie die Augenbrauen leicht hob. „Ist das dein Freund?" Ein kaum merklicher Unterton schlich sich in ihre Stimme, der mich sofort unruhig machte. Ich spürte, wie sich mein Herz ein wenig zusammenzog. Becca schien nicht so begeistert davon zu sein, und das verunsicherte mich.

Ich räusperte mich, versuchte locker zu bleiben. „Das ist Adrian", erklärte ich lächelnd und winkte ihm zu, näher zu kommen. „Er... ja, er begleitet mich."

Das war technisch gesehen keine Lüge.

Adrian trat ein paar Schritte vor und streckte höflich die Hand aus. „Schön Sie kennenzulernen."

Becca lächelte zwar höflich, aber es erreichte nicht ganz ihre Augen. „Freut mich", sagte sie knapp, während Keith nur schmunzelte und in die Hand schlug.

"Schön dich kennenzulernen, Junge", sagte er dann freundlich.

Adrian lächelte freundlich, ehe er die Hände in den Hosentaschen vergrub. Sein Blick lag eine Weile auf mir, ehe er sich durch die Haare fuhr und über die Tische hinweg schaute.

„Wo bekomm ich denn jetzt ein gutes Bier her?", hörte ich Keith murmeln, während er sich suchend umsah. Nach einem Moment wandte er sich an Adrian, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. „Lust, mir bei der Suche zu helfen?"

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