2. Kapitel

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Der Wecker klingelte penetrant. Müde öffnete ich meine Augen und drückte ihn weg. Allein das Atmen tat mir weh. Ich wusste das ich meine Rippen anschauen lassen sollte. Wusste was alles kaputt sein konnte.
Seine Schläge waren in letzter Zeit fest und gezielt. Schwerfällig stand ich auf, wollte schließlich nicht zu spät kommen. Bis jetzt mochte ich meine Kollegen.
Bückend ging ich ins Bad. Tiefe Augenringe zeichneten sich ab, ich sah wie ein Gespenst aus. Ich öffnete den Glasschrank. Räumte mein Parfüm auf die Seite und zog eine kleine Packung mit Pillen hervor. Ich hatte immer Paracetamol auf Vorrat hier. Schnell schluckte ich eine Tablette hinunter. Den Rest steckte ich mir in die Jeans. Das Frühstück ließ ich ausfallen. Ich hatte Zuviel Zeit mit den aufräumen verbraucht, ich wollte nicht zu spät kommen.
Völlig erschöpft schwang ich mich auf mein Fahrrad. Ich wollte die Schicht einfach hinter mich bringen. Mit langsamen schritten betrat ich die Halle. „Hey Jules, hast du eine Schnecke gegessen oder was ist los?" lachte mich Jacky von der Treppe an. „Komm zieh dich um. Ich will pünktlich Feierabend machen. Keine Minute länger halt ich es hier mit Franco noch aus." sie lachte noch mehr. Ich mochte sie, hatte selten einen so fröhlichen Menschen kennengelernt. Immer wenn ich sie sah, meinte ich die Sonne ging auf. Gerade mit Franco zankte sie sich oft. Ich beeilte mich mit den Umziehen, so gut es ging. Als ich den Aufenthaltsraum betrat begrüßten mich alle. Jacky sprang übertrieben auf und kreischte. „Na danke jetzt hab ich wegen dir einen Tinnitus." beschwerte sich Franco. Sein Italienischer Akzent hörte sich immer zu lustig an. „Stell dich nicht so an alter Mann. Deine Ohren sind sicherlich nicht mehr die besten." zog Jacky ihn auf. Dabei funkelten ihre Augen freudig. „Pah Alter Mann. Ich geb dir gleich einen alten Mann." Franco war empört. Schwungvoll schmiss sie mir ihren Melder zu. „Auto ist einsatzbereit und aufgefüllt. Du hast heute die Ehre Alex durch die Gegend zu fahren." mit diesen Worten winkte sie zum Abschied und verschwand. Ich stöhnte innerlich auf.
Alex testete mich seit ich hier war. Nichts stellte ihn zufrieden und seinen Argusaugen entging nichts. Ich hoffte nur, dass er meine Rippen nicht sah. Mittlerweile war ich fester Überzeugung, dass die einen zumindest einen Knacks hatte. Krankenhaus kam nicht in Frage. Das würde nur neuen Terror zuhause geben. „Jules? Alles in Ordnung?" fragte mich Franco. Abwesend nickte ich. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich auf die Couch setzen sollte, oder doch lieber stehen blieb. Also entschloss ich mir einen Kaffee zu machen. Vielleicht machte er das fehlende Frühstück wieder wett. „Will noch jemand einen Kaffee?" fragte ich in die Runde. „Ja ich nehm eine Tasse." hörte ich Alex raue Stimme in der Tür. Ich drehte mich um und schluckte. Alex lehnte lässig in der Tür. Sein Polo Shirt saß perfekt. Seine braune Augen musterten mich interessiert.
Schnell drehte ich mich weg und stellte die Maschine an. Reichte ihn wenig später die Dampfende Tasse. Ich nippte selber an meiner. „Hast du das Auto schon überprüft?" fragte er mich. Ehrlich antwortete ich ihn: „Jacky hat die Übergabe gemacht. Sie hat es erst aufgefüllt." Seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Also hast du es persönlich nicht überprüft." Ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. Also schüttelte ich den Kopf.
„Dann gehst du jetzt und schaust dir alles an. Was machst du wenn Jacky etwas vergessen hat? Und wir das dann im Einsatz brauchen? Es ist deine verdammte Aufgabe das Fahrzeug zu überprüfen und aufzufüllen und zwar vor jeder Schicht." seine Stimme hörte sich verärgert an. Stumm nickte ich und verschwand. Ich ließ mir extra lange Zeit. Überprüfte den Funk, das Ampullarium und den Notfallrucksack.
Vor den Aufenthaltsraum blieb ich stehen. Leise Stimmen drangen zu mir heraus. „Man Alex musste das grad vorhin sein? Sie ist erst die ersten Wochen hier. Jacky hat gesagt, dass alles erledigt ist." hörte ich die Stimme von Marion. „Ja" knurrte der Arzt sie an. „Gerade am Anfang ist es wichtig das sie weis wo alles ist. Was ist wenn sie am Einsatzort steht und es fehlt etwas oder sie weis nicht wo sie etwas findet. Schlimmer kann es nicht sein." sprach er schon etwas versöhnlicher.
Ich betrat den Raum, sofort verstummten die Gespräche. Stumm ging ich an ihnen vorbei in den Waschraum. Ich hielt einen Stapel Papiertücher unter den Wasserhahn. Seufzend drückte ich mir die nassen Lappen auf die Rippen. Ich musste mir einen schrei unterdrücken. Im ersten Moment stach es fürchterlich, wurde aber zum Glück schnell besser. Ich merkte das ich etwas essen sollte, mein Kreislauf machte schlapp. Schwer fällig warf ich die Tücher in den Müll. Deckte meine Seite mit den T Shirt wieder zu.
Gerade als ich den Raum verlassen wollte ging mein Melder. Ich hatte keine Lust mit Alex zu reden. Gemeinsam stiegen wir in das Fahrzeug. Der Arzt stellte das Navi an. Sofort fuhr ich los. „Ein Kind muss das Klettergerüst abgestürzt sein." Besorgnis stand ihn im Gesicht. Einsätze mit Kindern waren nie schön.
Eine aufgebrachte Mutter kam uns entgegen. Rote Flecken zierten ihr Gesicht. Sofort griff sie nach meiner Hand und zog mich herum. Ein Stöhnen kam mir über die Lippen, die Seite schmerzte.
Ich hoffte das Alex es nicht gehört hatte.
Ein Mädchen, höchstens sechs Jahre, lag unter den Klettergerüst. Ihr Fuß stand unnatürlich ab. Sie war nicht ansprechbar. Sofort kniete sich Alex daneben. „Wir haben kein A,B Problem. Kreislauf soweit stabil, nicht ansprechbar." sofort bereitete ich alles für einen Zugang vor. Alex rieb mit seinen Fingerknöcheln über das Brustbein. Er ging sehr vorsichtig vor. Tatsächlich schlug das Mädchen die Augen auf. Ich sprach beruhigend auf sie ein. Die anderen Kollegen brachten die Trage. Schonend wurde sie auf eine Vakuummatratze gelegt. „Melde uns bei der Uni Klinik an. Mögliche Oberschenkel Fraktur. Ich fahr mit, sie bekommt noch Schmerzmittel." mit diesen Worten stieg der Notarzt in den RTW. Ich folgte ihnen mit den NEF. Ich merkte wie ich schlapper wurde. Brauchte dringend wieder eine Schmerztablette und was zu essen.
Alex stieg in das Auto, er sah mitgenommen aus. Stillschweigend fuhr ich zur Wache. Immer wieder trafen mich verstohlene Blicke die mich wahnsinnig machten. Ich stellte in der Fahrzeughalle den Motor ab, froh dieser unwohlen stille zu entkommen. Der Mann neben mir stieg aus. Ich schrieb das Fahrtenbuch. Kraftlos hiefte ich mich aus dem Auto. Meine Seite stach. Kurz sammelte ich meine Kräfte und wollte in den Aufenthaltsraum gehen. Als sich jemand vor mich stellte. Mit verschränkten Armen stand Alex vor mir. „Sag mir wo du schmerzen hast. So lass ich dich nicht mehr fahren." Seine Miene war undurchdringlich. „Ich hab keine Schmerzen." log ich ihn an. Bedacht was es für Konsequenzen gab. „Ach komm, erzähl keine Märchen. Ich seh dir schon aus Kilometer an, dass dir was weh tut." Seine Stimme wurde ein wenig lauter. Wahrscheinlich unterbewusst. Trotzdem schreckte ich zurück. Aus Angst er könnte die Hand gegen mich heben. „Entweder du kooperierst, oder ich hab keine andere Wahl und muss zum DGL gehen." Seine Stimme klang kalt. Bis jetzt hatte ich keine Probleme mit den Arzt, mochte ihn eigentlich. Gerade fühlte ich mich auf der Wache wohl und dann musste sowas passieren.
Könnte er mich nicht in Ruhe lassen? Wie auf den anderen Wachen. Da ließ mich jeder in Ruhe. Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben, alle hatten sich lustig gemacht. Die Dünne kleine, die zu tollpatschig war, ständig Verletzungen hatte.
Eine Träne lief mir im stillen über die Wange. Allein dieser Gedanke, weckte Erinnerungen die ich gerne verdrängt hätte. „Ach Jules" seufzte Alex und strich sich durch die Haare. „Lass mich doch einfach in Ruhe. Wie sie es alle tun." flüsterte ich bittend. Meine Knie zitterten, mein Kreislauf wurde schwächer. Ich merkte wie mein Sichtfeld kleiner wurde. Schwärze zog sich über meine Augen. Nervös blinzelte ich. „Alex" hauchte ich. Sofort schaltete der Arzt, hatte wahnsinnige gute Reflexe. Sofort stürzte er mich. Ging langsam mit mir zu Boden. Mit Routine maß er meinen Puls. „Bisschen Langsam unterwegs." stellte er unzufrieden fest. „Was hast du heute gegessen und getrunken?" fragte er sofort. Er hatte mich sofort durchschaut. „Eine Tasse Kaffee." gab ich ehrlich zu. Traute mich nicht, ihn anzulügen. „Mädchen wir haben 14 Uhr. Wie leichtsinnig das ist brauch ich dir hoffentlich nicht sagen." seine Stimme klang sauer. Zurecht ich wusste es eigentlich besser. „So ich stell uns jetzt erstmal auf Status 6. In den Zustand brauchst du nicht fahren." Der Arzt stand auf und drückte auf den Funkgerät die 6. Damit waren wir aktuell nicht Einsatzbereit.
„Wir stehen jetzt zusammen auf und gehen zu den 1-RTW-4. Der ist heute nicht im Dienst. Dann mach ich einen kompletten Bodycheck." energisch schüttelte ich den Kopf. Wollte nicht das mich der Arzt untersucht. Die Angst kroch mir empor. Er würde mich ins Krankenhaus bringen. Das gab nur wieder neuen Stress. „Ich brauch nur was zu essen, danach kannst du uns wieder frei melden." Ich versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen. „Das entscheide noch immer ich." mit diesen Worten half er mir hoch.
Zusammen gingen wir langsam auf den RTW zu. Bestimmend drückte er mich auf die Liege. Er kramte in den Schrank. Als er eine Rosa Vigo neben mich legte, setzte mein Herz aus. „Kein Zugang." flehte ich. Wohlwissend das mein Kreislauf danach völlig kaputt war. „Keine Chance. Du brauchst Glucose und Flüssigkeit. Sonst kippst du mir schneller um als ich schauen kann." langsam desinfizierte er meinen Handrücken. Sofort fing ich unkontrolliert an zu zittern. Schweiß perlte auf meiner Stirn. Ich hörte das knistern, der Verpackung. Presste meine Augen zusammen. „Entspann dich." flüsterte er. Suchte dabei nach einer geeigneten Vene und hinderte sie am wegrollen.
„Hey mach die Augen auf." unsanft wurde mir auf die Wange geklopft. Ein unangenehmes reiben auf mein Brustbein, ließ mich aufschrecken. Sofort zischte ich auf. „Alex verdammt." fluchte ich energisch.
„Ha so kenn ich dich." konterte er. „Passiert dir das immer?" „Was?" fragte ich. „Das dir der Kreislauf so abschmiert?" beschämt nickte ich. „Ich hab's nicht so mit Nadeln."
Ein empörtes schnauben kam von meinen gegenüber. „Ich hab's gemerkt." nuschelte er. „So" er klatschte in die Hände. „Wo hast du schmerzen?" „Ich hab keine Schmerzen." protestierte ich. „und ich mag keine Lügen. Entweder du kooperierst jetzt, oder ich mach einen kompletten Bodycheck." am liebsten wäre ich aufgesprungen. Weggelaufen. Egal wohin einfach nur weg. Ich wusste das Alex meine Rippe sehen wird. Er würde nicht begeistert sein. Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass die durch war.
„okay ich fang an." mit diesen Worten tastete er meine Schultern ab. Ich versteifte mich, konnte es nicht leiden wenn mich jemand anfasste. Auch wenn seine Finger federleicht über mein Schlüsselbein tanzten. Langsam zog ich mein Shirt hinauf. Als ich den Mann zischen hörte, wusste ich das er die Verletzung gesehen hatte.
„Was ist passiert?" fragte er. Gleichzeitig tastete er die Hämatome ab. Ich wand mich unter seinen Fingern. Es tat furchtbar weh.
„Wir fahren in die Klinik, dass muss geröntgt werden." vorwurfsvoll zog er seine Handschuhe aus. „Ich höre." „Ich bin die Treppe hinunter gefallen." verächtlich schnaufte mein gegenüber auf.
„Und sowas verschweigst du uns?" Alex war wirklich sauer. „Ich zieh den Springer. Dann fahr ich in die Klinik am Südring." Der Arzt verließ den RTW. Ich lag da, wie eine Hilflose Person, vielleicht war ich das auch.
Ich hatte Angst vor den Krankenhaus. Allein der Gedanke an den letzten Aufenthalt ließ mich erschaudern. Voller Wut schmiss er eine Bier Flasche nach mir. Eine große Scherbe bohrte sich in mein Schulterblatt. Ich musste genäht werden und er war ausgerastet. Die Ärzte hatten unangenehme Fragen gestellt, sie wussten das etwas nicht stimmte.
Alex kam herein. „Die Infusion ist durch." er stöpselte den Schlauch ab. Den Zugang ließ er drin. „Schau mal ich hab dir noch einen Schokoriegel mitgebracht." mit diesen Worten hielt er mir die Schokolade vor die Nase. Dankend nahm ich sie an. Ich fand es sehr aufmerksam von ihn. Genüsslich biss ich hinein. „So einmal langsam aufstehen und dann gehen wir zusammen zum NEF."
Erschöpft ließ ich mich auf den Beifahrersitz nieder. Lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Ich merkte wie ich zitterte.
Schweigend fuhren wir an die Notaufnahme. Alex stellte den Motor ab. Er stieg aus und kam auf meine Seite. „Ich kann alleine aussteigen." blaffte ich ihn unfreundlich an. Ich wollte keine fremde Hilfe. Wollte nicht verletzlich wirken. Ein wenig unbeholfen stieg ich aus. Ich musste mir einen Schmerzensschrei unterdrücken. „Mit Hilfe wäre es besser gegangen." nuschelte Alex. Sofort schoss ich ihn einen bösen Blick zu. Ich konnte ihn nicht leiden, mit seiner Arroganten Art und seinen Selbstbewusstsein.
Er wusste ganz genau das er gut aussah. Seine warmen braunen Augen musterten mich. Mit der Sonne wirkten sie wie Bernsteine. Bedacht setzte ich einen Fuß vor den anderen.
Die Glastür öffnete sich automatisch. Am Empfang saß Schwester Gisela. Ihren Adleraugen entging gar nichts. Sofort musterte sie mich. Ich wurde unter ihren Blick kleiner, fühlte mich unwohl, als wenn sie direkt in mich hinein sehen konnte.
„Wie kann ich euch helfen?" fragte sie mit hoch gezogener Augenbraue.
„Guten Tag, erstmal." nuschelte Alex. „Ich bring euch meine Sannitäterin. Sie hat sich wahrscheinlich eine Rippe gebrochen."
Gisela musterte mich. Ihr Blick wurde weicher. „Privat oder im Dienst?" ihre Frage stellte sie direkt an mich. „Privat" schoss Alex hervor, bis ich überhaupt zu Wort kam. „Alex ich denke sie kann selbst reden. Such doch schonmal Frederik. Er kann sich das ansehen." ihre Worte duldeten keinen Widerspruch. So gab selbst Alex klein bei und verschwand.
Nervös trat ich von einem Bein aufs andere. Drehte mein Handy zwischen meinen Händen. Entschied mich dann ihn zu schreiben. Ruf mich bitte an wenn du Zeit hast, mehr schaffte ich nicht ihn zu erklären.
Anrufen durfte ich nicht. Schließlich konnte er in einem Meeting sein, er konnte richtig sauer werden.
Seufzend stand ich da. Sitzen tat weh und laufen auf. Alex kam um die Ecke. Ich schluckte schwer, er sah zu gut aus. Mein Handy klingelte. Nervös nestelte ich es aus meiner Tasche. Voller Furcht starrte ich darauf, wollte nicht hingehen. Wollte seine Stimme nicht hören.
„Willst du nicht ran gehen?" unterbrach Alex meine Gedankengänge. Ich schüttelte meinen Kopf. Obwohl ich genau wusste, dass kein Weg dran vorbei führt.
Tief atmete ich durch. Und drückte den grünen Hörer auf meinen Bildschirm.
„Na endlich." blaffte er „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit." sofort schreckte ich zurück. „Sorry, ich wollte bloß sagen das ich im Krankenhaus bin." meine Stimme war nur mehr ein Flüstern. Ich entfernte mich von Alex. Er sollte das Gespräch nicht mithören. „Wieso das?" knirschte er mit den Zähnen. Ich konnte mir bildlich vorstellen wie er seinen Kiefer aufeinander presste. „Du weist genau wieso." kam es mir aufgebracht über die Lippen. Spätestens heute Abend würde ich es wieder bereuen.
„Ich hoffe du sagst ihnen kein Wort davon. Du weist was sonst passiert!" er drohte mir, schon wieder.
Ich hatte versucht Schluss zu machen. Danach drohte er mir etliche Wochen. Er würde mein Leben ruinieren, würde mich auseinander nehmen. Schließlich war er einer der besten Anwälte in Köln.
„Keine Sorge." beruhigte ich ihn. „Sorgen hab ich mit dir genug." Verachtung lag in seiner Stimme. „Ich muss los. Der Arzt ist da." wimmelte ich ihn ab und legte auf. Ich machte die Situation nur schlimmer. Alex stand neben Frederick, den Chirurgen. Interessiert musterte er mich. „Gibt es irgendwelche Probleme?" fragte er neugierig und zog seine Augenbrauen zusammen. Ich schüttelte den Kopf. Brachte kein Wort heraus. Frederick stellte sich noch einmal vor, bevor ich ihn in das Zimmer folgte. Das Abtasten war schmerzhaft. Nur schwer konnte ich den Impuls zu fluchen unterdrücken.
Wenig später tippten Alex und Freddy auf den Tablett herum. Sie musterten mein Röntgenbild.
„Sorry Jules. Das ist leider gebrochen." Alex verzog sein Gesicht. Sie hielten mir das Tablet hin, als plötzlich die Tür aufflog.
Sofort zuckte ich zusammen. Wollte mich verkriechen. „Jules was stellst du immer nur an. So ein Tollpatsch."
„Entschuldigung. Sie können hier nicht einfach so hereinplatzten. Wir behandeln hier gerade eine Patientin." Alex Stimme erhob sich. Feindseligkeit lag in seinen Blick. Er musterte meinen Freund. „Rick" hauchte ich. Ich hatte seinen Namen lange nicht mehr ausgesprochen. Wollte ihn nicht mehr zwischen meine Lippen nehmen.
Verstohlen musterte mich der Arzt. Alex war mit der Gegebenheit nicht einverstanden. „Alles gut Alex. Er ist mein Freund." versuchte ich mit einen grinsen die Situation zu retten. Alex sah aus als hätte er in eine Zitrone gebissen. Seine Lippen fest zusammen gebissen.
Rick kam auf mich zu. Drückte mir fest einen Kuss auf den Mund. Besitzergreifend.
„Seid ihr hier fertig? Ich würde gerne nach Hause." seine Stimme klang Kalt und distanziert. Für ihn war es eine große Bürde hier zu sein. Sicherlich hatte er Angst ich würde ihn anschwärzen. Jemanden sagen, was wirklich passiert war.
Nur schwer konnte ich ein seufzen unterdrücken.
„Ja wir sind fertig. Jules du kennst die Regeln. Keine schweren Sachen heben, keine Anstrengung und frühestens in 4 Wochen wieder arbeiten." Ich seufzte, wusste ich doch genau das ich mich nicht daran halten werde.
„Ich mein das ernst. Ich will dich hier wieder in 2 Wochen sehen, zum Check." Alex musterte mich eingehend. Ich nickte. Sofort stand ich auf. Rick nahm meine Hand und zog mich hinaus.
Ich ging kleinlaut neben ihn her. Durch die große Glastür hinaus. Die Sonne schien herunter. Rick setzte seine Sonnenbrille auf. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?" zischte er mir verächtlich zu. Seine Stimme klang wütend. Ich wusste das er gerne seinen Frust heraus lassen würde. Am liebsten an mir.
„Ich war nicht freiwillig hier." empört schnappte ich nach Luft. Fest packte er meinen Oberarm und schob mich Richtung seines Auto. Ein protziger BMW in grau. Ich mochte das Auto nicht,bevorzugte mein Rad. Er hielt mir die Beifahrertür auf. Immer den Schein eines guten Freundes wahren.
Ich drehte mich um und sah zu der Klinik hinüber. Alex stand noch immer im Behandlungsraum und beobachtete mich.

Stillschweigen *Asds und As*Where stories live. Discover now