Der Morgen dämmerte, und die ersten Sonnenstrahlen brachen über die Stadt herein. Garou saß auf einem Dach, die Beine baumelnd und das Blut der vergangenen Kämpfe noch frisch an seinen Händen. Er betrachtete die Stadt unter sich, die erwachende Metropole, in der die Menschen ihren täglichen Routinen nachgingen, nichtsahnend von den nächtlichen Auseinandersetzungen.
Er zog eine Wasserflasche aus seiner Tasche und wusch sich das Blut ab. Die Wunden und Schrammen auf seinem Körper erinnerten ihn daran, dass er trotz seiner Fähigkeiten nicht unverwundbar war. Doch jeder Schnitt, jeder blaue Fleck war für ihn ein Zeichen seines Wachstums, ein Beweis für ein vollkommenes Monster zu werden.
In Gedanken versunken erinnerte er sich an die Worte seines Meisters Bang, der ihn wegen seines Amoklaufs aus dem Dojo verbannt hatte. „Du hast so viel Potenzial, Garou. Doch dein Hass wird dich zerstören." Diese Worte hallten immer noch in seinem Kopf wider, doch Garou konnte sie nicht akzeptieren. Für ihn war sein Hass die Quelle seiner Stärke, die Flamme, die ihn antrieb.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah ein kleines Kind, das ihn aus sicherer Entfernung beobachtete. Es war dasselbe Kind, das er in den letzten Tagen immer wieder getroffen hatte, ein Junge mit großen, neugierigen Augen und einer unschuldigen Ausstrahlung. Sein Name war Taro. Taro war ein junger, molliger Junge mit dunklen Haaren, die in einer Schüsselform geschnitten waren und von einem kahlen Fleck unterbrochen wurden. Er hatte nur eine einzige Augenbraue, die sich über seine Stirn zog, und markante Fischlippen. Normalerweise trug er ein schlichtes graues T-Shirt und schwarze Shorts. Seine Freunde und sogar Garou hielten ihn für "hässlich."
„Bist du wirklich ein Monster, Opa?" fragte Taro leise, seine Stimme zitternd vor Angst und Faszination.
Garou lächelte schwach. „Wie kommst du drauf, kleiner?"
Der Junge zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Du siehst aber nicht wie ein Monster aus."
„Vielleicht bin ich keins", sagte Garou, während er aufstand und dem Jungen näher kam. „Oder vielleicht bin ich es. Aber eines weiß ich sicher: Diese Welt ist nicht gerecht. Die Helden, die du bewunderst, sind nicht so perfekt, wie sie scheinen."
Das Kind betrachtete ihn nachdenklich. „Und was wirst du tun, Opa?"
„Ich werde ihnen die wahre Gerechtigkeit zeigen. Die Helden ihr wahres Gesicht offenbaren. Und nenn mich nicht Opa ich bin noch jung." Taro antwortete daraufhin ‚‚Huh, was hast du gesagt Opa?''
Die Tage vergingen, und Garou setzte seinen Kampf gegen die Helden fort. Sein Ruf als „menschliches Monster" wuchs, und die Helden Vereinigung begann, ihn ernsthaft als Bedrohung wahrzunehmen. Snitch, ein hochrangiges Mitglied der Organisation, beobachtete Garous Fortschritte mit wachsender Besorgnis.
Die S-Klasse Helden hatten sich in einem gut beleuchteten Konferenzraum versammelt. Das Gebäude, ohne Fenster und aus einem kraftvollen, panzerartigen Material gefertigt, bot den höchsten Schutz, den Iron Knight konzipiert hatte. Ein schweres Schweigen lag über der Runde, bis Snitch, ein Informant der Heldenvereinigung, das Wort ergriff.
„Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. Wir haben eine ernste Bedrohung vor uns. Sein Name ist Garou", begann Snitch und ließ den Namen durch den Raum hallen. „Er nennt sich selbst den Heldenjäger und ist unglaublich gefährlich. Er hat bereits mehrere unserer besten Kämpfer besiegt."
Iron Knight, auf dem fünften Platz der S-Klasse, der riesige Metallroboter, blickte ernst auf Snitch herab. „Wie gefährlich ist er genau? Wir kennen viele Gegner, aber was macht ihn so besonders?"
Snitch trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Garou ist keine gewöhnliche Bedrohung. Er macht Jagd auf die Helden."
Flashy Flash, rangiert auf Platz acht der S-Klasse, bekannt für seine übermenschliche Geschwindigkeit, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Warum jetzt? Was hat ihn zu dieser Bedrohung gemacht?"
Snitch atmete tief durch und hielt seine Antwort knapp. „Er wird immer stärker. Und irgendwann könnte er sich zu etwas noch Schlimmerem entwickeln."
Bang, auch bekannt als Silberfang und auf dem dritten Platz der S-Klasse, erhob sich langsam. „Garou war einst mein Schüler. Ich kenne seine Fähigkeiten und sein Potenzial. Aber was ich jetzt höre, übersteigt meine schlimmsten Befürchtungen. Wenn er sich weiterentwickelt, könnte er zu einem Monster werden, das wir nicht mehr kontrollieren können."
Die anderen Helden sahen sich an, als Bangs Worte im Raum nachhallten. „Ich werde mich höchstpersönlich auf die Jagd nach Garou machen", fuhr Bang entschlossen fort. „Ich werde keine Schwäche zeigen. Garou muss aufgehalten werden, bevor es zu spät ist."
Plötzlich erhob sich die bösartige Tornado, auf dem zweiten Platz der S-Klasse, von ihrem Platz und schrie: „Deswegen haben sie uns hierher zitiert? Der Auftrag hört sich sehr öde an."
Doch Garou war nicht so leicht zu fassen. Er war ein Meister der Tarnung und der Strategie, und seine Kämpfe waren immer präzise und geplant. Jeder besiegte Held brachte ihm neue Erkenntnisse, neue Techniken, die er sich aneignete und perfektionierte.
Eines Nachts, als er wieder einmal auf einem Dach saß und die Stadt beobachtete, spürte er eine Veränderung in sich. Seine Reflexion im Fenster zeigte nicht mehr nur den jungen Mann mit den scharfen Zügen und dem silbernen Haar. Er sah etwas anderes, etwas Dunkleres. Seine Gesichtszüge wirkten härter, fast monsterähnlich.
„Was ist das für ein Gefühl? " flüsterte er, während er sein Spiegelbild betrachtete. Doch tief in seinem Inneren wusste er die Antwort. Jeder Kampf, jede Niederlage der Helden brachte ihn dem Monster in ihm näher.
„Macht euch bereit ihr Helden!" Seine Stimme war fest, und seine Augen glühten vor Mordlust.
Die Tage später daraufhin, als Garou durch die belebten Straßen der Stadt ging, stieß er auf einen jungen neuen S-Klasse Helden, der gerade dabei war, einen einfachen Dieb zu verprügeln. Der Held, bekannt als Sakuna, auf dem zehnten Platz der S-Klasse, genoss es, den Dieb vor der Menge zu demütigen, um seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Garou konnte das nicht länger ertragen.
"Hey, Sakuna!", rief Garou, während er sich dem Helden näherte. "Ist das wirklich nötig? Einen Dieb zu verprügeln, der sich offensichtlich schon ergeben hat?"
Sakuna drehte sich um und betrachtete Garou mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung. "Wer bist du denn? Ein weiterer Möchtegern-Held?"
Garou schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin dein Verderben. Mach dich gefasst du S-Klasse Held!"
Sakuna lachte. "Ach wirklich? Du? Sieh dich an, du hast keine Chance gegen mich also verschwende meine kostbare Zeit nicht."
Ohne ein weiteres Wort sprang Garou vorwärts, seine Bewegungen geschmeidig und präzise. Mit einer schnellen Serie von Schlägen und Tritten, die Sakuna nicht einmal sehen konnte, schlug er den Helden zu Boden. Die Menge, die sich um die Szene versammelt hatte, war sprachlos. Garou beugte sich über den besiegten Helden und flüsterte: "Das ist deine Lektion für heute. Denk daran, wen du wirklich beschützen solltest." Jeder Kampf war eine Lektion, ein Spiegel, der den Helden ihre eigenen Fehler und Schwächen vor Augen führte. Sein Ziel war es nicht, Helden zu töten, sondern sie zur Vernunft zu bringen, ihnen zu zeigen, dass wahre Stärke nicht in übernatürlichen Kräften, sondern in Disziplin und Verantwortung liegt.
Garou lag in seinem Versteck und ließ den Fernseher laufen, um sich ein wenig abzulenken. Die Nachrichten flimmerten über den Bildschirm, und er starrte auf die laufenden Schlagzeilen. Plötzlich wurde ein Bericht über einen Kampf eingeblendet, der sich kürzlich ereignet hatte.
„...der S-Klasse-Held auf dem letzten Platz Sakuna befindet sich derzeit im Krankenhaus nach einem brutalen Kampf gegen den sogenannten Heldenjäger", sagte der Nachrichtensprecher. „Die Ärzte berichten von schweren Verletzungen, die Sakuna eine längere Erholungsphase aufzwängen werden."
Garou starrte auf den Bildschirm, während die Nachricht weiterlief. Es war der Held, den er besiegt hatte – Sakuna, der muskulöse Kämpfer, der ihm in der Arena so stolz entgegengetreten war. Ein schadenfrohes Lächeln umspielte Garous Lippen. Er hatte nicht nur einen weiteren Helden geschlagen, sondern auch noch die Stärke bewiesen, die notwendig war, um solche Gegner zu besiegen. „Das war wohl ein ordentliches Stück Arbeit", murmelte Garou, als er die Nachrichten abschaltete und sich erneut in die Schatten zurückzog.
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Garou - Der Heldenjäger
ActionIn „Garou - Der Heldenjäger" begibst du dich auf eine packende Reise durch eine Welt, in der Helden und Monster in einem erbitterten Konflikt stehen. Die Geschichte folgt Garou, einem ehemaligen Schüler eines großen Meisters, der sich zu einem gefur...