Kapitel 1: Der Beginn des Pfades

27 1 0
                                    

In der tiefen Dunkelheit der Nacht war das leise Rauschen des Windes das einzige Geräusch, das die stille Stadt durchbrach. Die Luft war kühl, fast frostig, und trug den leichten Geruch von Regen und Asphalt mit sich. Die Straßen waren leer, nur hin und wieder flackerte ein Straßenlicht und warf lange Schatten auf die verlassenen Bürgersteige. Garou stand auf dem Dach eines hohen Gebäudes, die Hände fest in die Taschen seiner grauen Jogginghose gesteckt. Seine scharfen Augen scannten die Umgebung aufmerksam.

Sein silbernes Haar, das in zwei markanten Spitzen nach oben ragte, reflektierte das schwache Licht der Laternen. Garou wusste, dass dies der Beginn eines weiteren intensiven Kampfes sein würde. Er spürte die Anspannung in seinen Muskeln, das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte. Er war bereit.

„Diese Helden..." murmelte er vor sich hin und ein ironisches Lächeln spielte um seine Lippen. „Sie wissen nicht, was auf sie zukommt."

Er sprang vom Dach und landete geschmeidig auf dem Boden. Die Bewegungen des Kampfkunst-Wunderkinds waren präzise und kontrolliert, ein Zeugnis seiner jahrelangen Ausbildung unter Bang. Doch die Lehren seines Meisters hatten ihn letztendlich nicht zurückhalten können. Seine Faszination für Monster, seine Wut auf die scheinheilige Gerechtigkeit der Helden, hatten ihn zu dem gemacht, was er heute war: Ein selbsternannter „Heldenjäger".

Die Straßen waren sein Jagdrevier, und die Helden waren seine Beute. Seine Schritte führten ihn tiefer in die Stadt, bis er schließlich das Hauptquartier der Helden Vereinigung erreichte. Die massiven Gebäude und die strahlenden Symbole der Gerechtigkeit waren für ihn nur eine weitere Fassade, hinter der sich die wahre Natur der Menschen verbarg.

Garou setzte sich auf eine Bank in einem kleinen Park gegenüber dem Gebäude. Er wusste, dass seine bloße Anwesenheit die Aufmerksamkeit der Helden auf sich ziehen würde. Und genau das wollte er. Er wollte sie herausfordern, ihre Grenzen testen und ihnen zeigen, dass die Welt nicht so schwarz und weiß war, wie sie dachten.

Es dauerte nicht lange, bis die ersten Helden auftauchten. Einer nach dem anderen, in ihren strahlenden Kostümen und mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten, traten sie aus dem Hauptquartier. Garou blieb ruhig sitzen, seine Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen.

„Du da! Wer bist du?" rief einer der A-Klasse Helden, ein großer Mann mit muskulösem Körper und leuchtend rotem Umhang.

Garou stand langsam auf, seine Augen funkelten herausfordernd. „Mein Name ist Garou. Und ich bin hier, um euch zu zeigen, was wahre Stärke bedeutet. Mit solchen kleinen Fischen, kann ich mich nicht ewig aufhalten."

Der Held lachte verächtlich. „Ein weiteres selbsternanntes Monster, das denkt, es könnte uns besiegen? Du bist nichts weiter als ein weiterer Wahnsinniger."

Garou antwortete nicht. Er wusste, dass Worte in diesem Moment nichts bedeuteten. Stattdessen ließ er seine Handflächen locker an seinen Seiten hängen und bereitete sich auf den Kampf vor. Der Held stürmte auf ihn zu, seine Fäuste bereit zum Schlag. Doch Garou war schneller. Mit einer geschmeidigen Bewegung wich er dem Angriff aus und landete einen präzisen Treffer gegen die Rippen des Helden.

Der Held keuchte und taumelte zurück, überrascht von der Geschwindigkeit und Präzision von Garous Angriff. Doch Garou gab ihm keine Zeit zur Erholung. Er setzte nach, seine Fäuste und Tritte eine unaufhaltsame Flut, die den Helden zurückdrängte. Die Bewegungen waren ein Tanz aus Gewalt und Eleganz, jeder Schlag war ein Ausdruck von Garous unbändiger Stärke.

Der Kampf dauerte nicht lange. Der Held lag am Boden, schwer atmend und besiegt. Garou stand über ihm, seine Augen fest auf die nächsten Gegner gerichtet. Weitere Helden näherten sich, bereit, ihren gefallenen Kameraden zu rächen. Doch Garou fühlte keine Angst. Für ihn war dies nur ein weiterer Schritt auf seinem Weg.

Am frühen Abend saß Garou in seinem Versteck, die Dunkelheit der Nacht langsam hereinbrechend, und seine Gedanken wanderten zurück in seine Kindheit. Diese war geprägt von Einsamkeit und Ungerechtigkeit. Schon als kleiner Junge hatte er die Welt anders gesehen. Während andere Kinder in Superhelden die Retter der Welt sahen, erkannte Garou die Heuchelei in ihren Taten.

Er erinnerte sich, wie er sich eines Tages auf die Seite der Monster gestellt hatte. Die Monster, die den Wald vor Müll oder Plastikmüll im Meer beschützen wollten, wurden von den Helden gnadenlos gejagt. Für Garou war das ungerecht. Die Monster hatten nur versucht, ihre Heimat zu verteidigen, doch die Helden brachten ihnen Tod und Zerstörung. Wegen dieser Ansichten war er von den anderen Kindern gemobbt worden, die seine Sympathie für die Monster nicht verstanden und ihn ausgrenzten.

In diesen dunklen Momenten seiner Kindheit hatte Garou beschlossen, dass er eines Tages die Heldenwelt erschüttern würde. Er würde ihnen zeigen, was wahre Gerechtigkeit bedeutete. Mit diesem Ziel vor Augen wuchs in ihm eine Wille die ihn niemals verließ.

Eines Tages, als er noch sehr klein war, hatte er vom Bang-Dojo gehört. Mit unerschütterlicher Standhaftigkeit machte er sich auf den Weg, um den Meister dieses Dojos zu treffen. Die Treppen, die zum Dojo führten, erschienen ihm endlos, und seine kleinen Beine kämpften bei jedem Schritt. Schließlich, erschöpft und dem Ziel nahe, verlor er das Bewusstsein und fiel auf die harten Stufen.

Als er wieder zu sich kam, war er in Bangs Dojo. Der alte Meister hatte ihn aufgenommen, ohne zu ahnen, was aus diesem Jungen einmal werden würde. Garou erinnerte sich daran bevor er ohnmächtig wurde, wie er Bang unhöflich gefragt hatte, ob der alte Mann stark sei. Doch Bang hatte nur gelächelt und ihm die Hand gereicht, ohne zu wissen, welche düsteren Entschlüsse und Fähigkeiten in dem kleinen Jungen schlummerten.

Garou - Der HeldenjägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt