Kapitel 4 - Hinter den weißen Wänden

2 0 0
                                    


Claras POV

Ich saß allein in meinem Krankenhauszimmer und starrte auf die weißen Wände. Der Lärm des Krankenhauses um mich herum wurde zu einem gedämpften Hintergrundrauschen, während meine Gedanken zu meinem Vater zurückwanderten. Die Trauer um seinen Verlust war überwältigend.

Ich schloss die Augen und erinnerte mich an die sonnigen Sonntage, die wir als Familie am Badesee verbracht hatten. Mein Vater hatte immer ein Lächeln im Gesicht und liebte es, mich mit kaltem Wasser zu bespritzen wenn ich wieder zu lange brauchte mich an das kühle Wasser zu gewöhnen.

Ich erinnerte mich an die Abende, an denen wir gemeinsam in der Küche standen und versuchten, neue Rezepte auszuprobieren. Mein Vater war ein schrecklicher Koch, aber das machte er durch seinen Enthusiasmus und seine endlosen Versuche wieder wett. Die Küche war oft ein Schlachtfeld aus Mehl und Teig, doch am Ende saßen wir immer gemeinsam am Tisch und lachten über das Chaos, das wir angerichtet hatten.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich an die ruhigen Nächte dachte, in denen er mir Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen hatte. Damals als ich noch klein war. Seine warme Stimme hatte mich beruhigt, und ich fühlte mich immer geborgen, egal wie stürmisch es draußen war. Er war derjenige der mir die Liebe zum lesen gezeigt hat. Der Gedanke daran, dass diese Momente für immer vorbei waren, fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Ich wollte so sehr noch einmal seine Stimme hören, seine Umarmung spüren und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebte.

Ich konnte nicht glauben, dass all diese Momente jetzt nur noch Erinnerungen waren. Tränen liefen mir über die Wangen und ich wischte sie hastig weg. Ich wusste, dass ich stark sein musste, für meine Mutter und für mich selbst.
Ich konnte nicht zulassen, dass ich mich selbst in der Trauer verlor. Mein Vater war tot, das wusste ich jetzt. Und auch wenn mir der Gedanke das Herz zerriss, wusste ich, dass ich mich zusammenreißen musste. Es gab so viel zu tun, so viel, woran ich denken musste.

Ich griff nach meinem Handy auf dem Nachttisch und wählte die Nummer meiner Mutter. Komm schon, geh ran, dachte ich verzweifelt. Aber das Telefon klingelte nur und ging dann zur Mailbox. Ich versuchte es noch einmal, dann noch einmal, aber es blieb immer dasselbe. Keine Antwort.

Frustriert legte ich das Handy zur Seite und starrte auf die sterile weiße Decke über mir. Tränen stiegen mir in die Augen und ich kämpfte, sie zurückzuhalten. Nein, Clara, sagte ich mir streng. Du darfst jetzt nicht zusammenbrechen. Du musst für Mama da sein. Sie braucht dich jetzt mehr denn je.

Ich wusste, dass es nicht einfach sein würde. Es würde Tage geben, an denen die Trauer mich überwältigen würde, aber ich konnte es mir nicht leisten, nachzugeben. Es gab so viel zu tun, so viel zu regeln. Die Beerdigung meines Vaters, die Kündigung seiner Versicherungen, die vielen Dinge, die erledigt werden mussten. Vielleicht muss ich mich um die Bankkonten kümmern, überlegte ich. Und was ist mit dem Haus? Müssen wir es vielleicht verkaufen? Wie wird Mama das alles verkraften?

Aber so sehr ich mich auch bemühte, meine Gedanken klar und fokussiert zu halten, konnte ich nicht verhindern, dass die Trauer immer wieder durchbrach. Die Vorstellung, meinen Vater nie wiederzusehen, schnürte mir die Kehle zu und ließ mein Herz schwer werden. Ich wusste, dass ich ihn vermissen würde, jeden Tag, jede Stunde. Doch jetzt musste ich mich auf das konzentrieren, was vor mir lag. Es gab keine andere Wahl.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, griff ich erneut nach meinem Handy und wählte Naomis Nummer. Sie war eine der wenigen Personen, die mir in dieser Situation Halt geben konnten. Ich hörte das Freizeichen, mein Herz klopfte unruhig. Endlich nahm sie ab.

"Clara?", meldete sich Naomi mit einer warmen Stimme, die mir sofort ein Gefühl von Geborgenheit gab. "Wie geht es dir? Ich habe mir solche Sorgen gemacht."

CaladriusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt