Kapitel 6 - Ein unerwarteter Verbündeter

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Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass ich ganz allein an der Bushaltestelle war. Der Regen wurde stärker, und ich zog meinen Mantel enger um mich. Ich seufzte tief und setzte mich auf die nasse Bank.

Ich griff in meine Tasche nach meinem Handy und zögerte einen Moment. Dann wählte ich Seths Nummer. Es klingelte nur zweimal, bevor er abhob.

„Clara?", hörte ich seine Stimme, die gleich besorgt klang.

„Hey, Seth", sagte ich leise und kämpfte gegen den Kloß in meinem Hals an. „Ich... fahre mit dem Bus nach Forks, kannst du mich von der Polizeistation abholen?"

„Natürlich, ich bin sofort da.", antwortete er ohne zu zögern.

„Danke.", murmelte ich und legte auf. Ich schlang die Arme um mich selbst und versuchte, mich gegen den kalten Wind zu schützen, der um die Bushaltestelle pfiff.

Nach einer Weile kam der Bus endlich und ich stieg ein. Die Fahrt nach Forks war lang und bedrückend, der Regen schlug gegen die Fenster und trug zur düsteren Atmosphäre bei. Ich starrte aus dem Fenster, versuchte, meine Gedanken zu ordnen und plante, was ich in der Polizeistation sagen würde.

Als der Bus in Forks ankam, sprang ich heraus und lief die letzten paar Blocks zur Polizeistation, obwohl der Regen mittlerweile in Strömen goss. Ich war durchnässt bis auf die Knochen, als ich schließlich ankam. Doch das spielte keine Rolle. Ich musste das jetzt durchziehen.

Als ich die Polizeistation betrat, lief mir das Wasser von den Haaren in meine Augen und ich fröstelte in meinen nassen Klamotten. Die Empfangsdame, eine freundliche ältere Frau, blickte auf und zog die Augenbrauen hoch, als sie mich sah. „Kann ich Ihnen helfen, junge Dame?" fragte sie mit besorgtem Blick.

„Ja.", sagte ich und meine Stimme zitterte ein wenig, sowohl vor Kälte als auch vor Emotionen. „Ich bin hier, um die Sachen meines Vaters zu holen. Er... war hier angestellt."

Die Frau nickte verstehend und griff zum Telefon. „Einen Moment bitte", sagte sie. „Ich werde den Sheriff rufen."

Kurze Zeit später kam Mr. Swan durch die Tür. Er sah überrascht aus, als er mich erblickte. „Clara! Was machst du denn hier und warum bist du so durchnässt? Wo ist deine Mutter?" fragte er, während er auf mich zuging.

„Meine Mutter ist gerade beim Bestatter.", log ich und wischte mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich dachte, ich könnte schon mal die Sachen meines Vaters holen. Außerdem... habe ich noch keinen Führerschein, also bin ich mit dem Bus gekommen."

Charlie runzelte die Stirn, aber er sagte nichts weiter. Stattdessen nickte er langsam und deutete an, mir zu folgen. „Komm, ich bringe dich zu seinem Schreibtisch.", sagte er leise.

Ich folgte ihm durch die Flure der Polizeistation, die mir jetzt unheimlich und fremd vorkamen. „Es tut mir sehr leid, Clara", sagte Charlie, während wir gingen. „Dein Vater war ein guter Mann. Wir alle hier sind tief betroffen von seinem Tod. Wir werden auf jeden Fall alle zur Beerdigung kommen."

„Danke", murmelte ich, die Kehle zugeschnürt. Wir erreichten den Schreibtisch meines Vaters, der, wie zu erwarten, sehr ordentlich war, als hätte er ihn kurz vor dem Unfall noch aufgeräumt. Ich begann, seine persönlichen Gegenstände in eine mitgebrachte Tasche zu packen. Blumen, eine Tasse mit einem lustigen Spruch, sein Lieblingsstift — all diese Dinge, die ihn ausmachten und nun einfach nur noch Erinnerungen waren.

Als ich ein Foto auf seinem Schreibtisch aufnahm, das unseren letzten Familienausflug zeigte, spürte ich, wie mir eine Träne über die Wange rollte. Charlie, der schweigend zugesehen hatte, legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Es ist in Ordnung, Clara.", sagte er sanft. „Du musst das nicht alleine durchstehen."

CaladriusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt