Kapitel 7 - Stimmen der Veränderung

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Die letzten Tage waren ein einziges Chaos gewesen, doch ich hatte, mit der Hilfe von Seth, viel geschafft. Heute wollte ich endlich wieder ein wenig Normalität in meinen Alltag bringen und beschloss, in die Schule zu gehen. Meine Mutter war immer noch ziemlich oft in ihrem Schlafzimmer, doch es schien ihr etwas besser zu gehen. Sie trank immer noch regelmäßig Alkohol, um den Schmerz zu betäuben, aber wenigstens steht sie mittlerweile wieder auf und zog sich an.

Seth hatte sich entschieden, sich an meiner Schule anzumelden, um seinen Abschluss zu machen. „Ich kann ja nicht ewig ziellos herumreisen.", hatte er gesagt und dabei gegrinst. Ich war froh darüber. Es tat gut zu wissen, dass Seth seine Zukunft wichtig war. Gerne gab ich ihm meine Unterlagen zum Lernen weiter und half ihm, sich wieder in den Schulalltag einzufinden.

Seth holte mich wie versprochen am Morgen von zu Hause ab. Er wartete vor dem Haus, lehnte lässig an seinem alten Jeep und winkte mir zu, als ich die Tür hinter mir schloss. Ich war immer noch erschöpft von den letzten Tagen, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich wollte ich ihm nicht zeigen, wie schwer mir das alles fiel.

„Guten Morgen.", sagte er mit einem breiten Lächeln, als ich näher kam. „Bereit für deinen ersten Tag zurück in der Schule?"

Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln. „Das gleiche wollte ich dich auch gerade fragen."

Seth öffnete mir die Beifahrertür und ich kletterte hinein, während er um das Auto herumging und sich hinters Steuer setzte. „Hör zu, Clara.", begann er, als er den Motor startete. „Ich weiß, dass du dich verpflichtet fühlst, sofort wieder voll einzusteigen, aber du solltest es wirklich langsam angehen lassen. Es ist okay, sich Zeit zu nehmen, weißt du?"

Ich seufzte und blickte aus dem Fenster, während wir die Straße hinunterfuhren. „Ich weiß, dass du recht hast, Seth. Aber ich will nicht noch mehr verpassen. Außerdem lenkt mich die Schule ab. Wenn ich zu Hause bleibe, denke ich nur an alles, was passiert ist."

Seth nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich. Aber versprich mir, dass du dich nicht überforderst. Wenn es zu viel wird, sag Bescheid, okay?"

Es war beruhigend zu wissen, dass jemand da war, der sich um mich kümmerte, besonders jetzt, wo alles in meinem Leben auf den Kopf gestellt war.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen.", sagte ich leise und sah zu ihm hinüber. „Ich werde mein Bestes geben, auf mich aufzupassen."
Er lächelte mich an und wir fuhren in Richtung Schule, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und mich auf den Tag vorzubereiten.

In der Schule fühlte ich mich zunächst unwohl, als ob alle mich anstarrten. Aber Naomi begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung und das half mir, mich etwas zu entspannen. Im Psychologie-Kurs saßen wir nebeneinander und tauschten uns über die letzten Tage aus. Naomi schlug vor, dass wir vor dem Lagerfeuerfest unbedingt einen Mädelsabend machen sollten. „Einfach nur wir zwei. Es wird Zeit, dass wir mal wieder richtig entspannen.", sagte sie und lächelte mich an.

Wir begannen, über die anstehenden Aufgaben im Kurs zu sprechen, doch Naomi konnte ihre Neugier nicht lange zurückhalten. „Also, Clara... wie findest du eigentlich Seth? Er scheint wirklich viel Zeit mit dir zu verbringen."

Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden, und schaute verlegen zur Seite. „Seth ist... nett. Er ist sehr aufmerksam und sorgt sich um mich. Es ist irgendwie beruhigend, jemanden wie ihn um sich zu haben."

Naomi grinste schelmisch. „Ich habe gemerkt, dass er ziemlich interessiert an dir ist. Er hat dich heute Morgen sogar zur Schule gefahren, oder?"
Ich nickte und versuchte, die richtige Antwort zu finden. „Ja, er hat mich abgeholt. Er hat sich aber auch an unserer Schule angemeldet, um seinen Abschluss zu machen. Also theoretisch haben wir eine Fahrgemeinschaft gemacht."

CaladriusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt