Prolog

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Wir sind eingeteilt in Gäste und Bedienstete.

Sie sind die Gäste. Die elitären Hurensöhne vom Festland, die sich millionenschwere Reetdachvillen in den Dünen, der Lunge der Insel, kaufen und dann nur ein paar Wochen im Jahr darin wohnen. Dann ist es wieder zu viel. Dann ist die Insel leergesoffen und die Champagner- und Weinflaschen türmen sich in Altglascontainern.

Wir sind die Bediensteten. Wir räumen die Scherben auf, putzen ihren Arsch und wichsen in ihre Austern. Wir verkaufen ihnen einen perfekten Sommer. Wir lassen es sogar schneien, wenn sie das wollen. Wir kriechen vor ihnen auf dem Boden, fressen, wie die Möwen und Tauben und Ratten die Reste, die sie uns hinschmeißen.

Ich danke Gott jeden Tag dafür, den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang hier auf Sylt sehen zu dürfen. Was habe ich ein Glück, dass ich hier leben darf. Ist es nicht schön? Ist es nicht der beste Fleck auf der Welt? Ein kleiner Klecks auf der Karte, der nördlichste des Landes. Nein, ich bin nicht wütend. Aber dennoch will ich, dass du ertrinkst, dich in den Wellen verschwimmst. Ich will dein Auto anzünden, dein Haus. Aus deinen Champagnerflaschen mache ich Molotov-Cocktails. Die schmeiß ich dir durch die Scheibe. 

Aber trotzdem, egal wie gemein ich in der Nacht zu deinen Sachen bin, am Morgen gibt es wieder pochiertes Ei auf Avocadostulle und Bitte und Danke und ich blas dir den Schwanz.

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