Soon

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Danke für eure Reviews. Hier ist das nächste Kapitel. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich denke, dass euch das Kapitel gefallen wird!

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Merediths Sicht

Ich rannte jetzt schon eine Weile ohne irgendein Ziel. Meine Füße taten weh und meine Lunge brannte. Meine Sicht war verschwommen. Und zu meinem Pech regnete es auch noch. Ich bog in einen Waldweg ein. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich hoffte einfach nur, dass ich irgendwo rauskommen würde, wo ich mich auskannte. Außerdem war es im Wald wenigstens halbwegs trocken. Ich rannte immer tiefer und tiefer in den Wald. Irgendwann blieb ich hinter einem Baum stehen. Ich konnte nicht mehr. Ich war völlig außer Atem und meine Beine schmerzten furchtbar. Ich holte mein Handy raus und schaute nach, ob ich empfang hatte. So war es jedoch nicht. Es hatte nicht einmal mehr Akku. Durch die ganze Aufregung und Hektik hatte ich wohl völlig vergessen mein Handy anzustecken. Und das hatte ich jetzt davon. „Na, toll.", meinte ich zu mir selbst. „Das hast du ja super gemacht.".

Nach einer Weile lief ich weiter. Ich war schon völlig durchnässt und mir war eiskalt, aber wenn ich jetzt stehen bleiben würde, dann wäre das wohl mein sicherer Tod. Also ging ich weiter, auch wenn nur langsam. Irgendwann würde ich schon aus dem Wald rauskommen. Irgendwann würde ich schon auf andere Menschen treffen. Irgendwann würden sie mich vermissen. Irgendwann würden sie mich finden. Irgendwann würde ich meine Kinder wieder sehen und endlich wieder zuhause sein. Irgendwann würde Derek mich wiedererkennen. Irgendwann würden wir wieder zusammen sein, wieder eine Familie sein. Irgendwann würde alles wieder gut sein, einfach so wie früher. Irgendwann. Vielleicht könnte ich einfach so lange hierbleiben, bis alles wieder so wie früher sein würde. Ich könnte mich jetzt einfach hinlegen und im weichen Gras schlafen und erst wieder aufwachen, wenn dieser Albtraum vorüber war. Ich könnte alles hinschmeißen. Ich könnte aufgeben, aber ich tat es nicht. Irgendeine unsichtbare Kraft trieb mich immer weiter vorwärts. Ich wusste nicht, ob es eiserner Überlebenswille, Hoffnung oder einfach nur Dummheit war. Aber es trieb mich an und ich kam vorwärts und das war alles, was im Moment zählte. Ich wollte nicht sterben. Ich wollte nach Hause und meine Kinder in die Arme nehmen und Derek sagen, dass auch wenn er mich nicht erkannte, ich ihn für immer lieben würde. Ich hatte doch noch so vieles vor. Das hier konnte nicht das Ende sein.

„Reiß dich endlich zusammen, Meredith! Du wirst hier nicht sterben.", sagte ich mir abermals. Ich schob all diese Gedanken zur Seite und ging weiter. Ich war vom Weg abgekommen und lief jetzt einfach nur planlos durch den Wald. Irgendwann hörte es auf zu regnen und es wurde dunkel. Ich konnte nichts mehr sehen. Ich gab auf und setzte mich unter einen Baum. Meine dünne Jacke zog ich ganz eng um meinen Körper. Ich hatte Hunger und Durst. Ich kramte in meiner Tasche rum. Ich fand eine Flasche Wasser und eine Packung Kaugummi. Augenblicklich musste ich loslachen. Diese Situation war mir bekannt. Mein Lachen hallte durch den Wald. Außer dem Rauschen des Windes, wenn er durch die Blätter wehte, und die Rufe einer Eule, hörte man nur mein Lachen. Ich hatte heute Morgen schon ein komisches Gefühl. Dieses Mal fühlte es sich aber so an, als würde etwas Gutes passieren, aber so war es wohl nicht. Ich hätte wohl doch im Bett bleiben sollen, dann wäre all dies wohl nicht passiert. Irgendwann verstummte mein Lachen, ich beruhigte mich und schlief ein.

In dieser Nacht träumte ich von Renee und Derek. Zuerst waren sie das perfekte Paar, doch dann kamen dunkle Wolken und ein Blitz schlug ein und trennte sie voneinander. Dann ertönte ein Lachen und beide blickten gen Himmel. Und dort war ich. Mit einem Stab, so wie Zeus ihn hatte, und schickte Blitze los und lachte dabei. Im nächsten Moment war ich in einem Wald und Derek war auch da. Die Sonne ging gerade unter und wir lagen glücklich, händchenhaltend im Gras. Neben uns spielten unsere Kinder. Derek öffnete seinen Mund und sagte: „Komm nach Hause.". Und im nächsten Moment war ich alleine im Wald. Es war windig, kalt dunkel und es regnete. Dereks Stimme flüsterte immer und immer wieder „Komm nach Hause. Ich warte auf dich.". Ich folgte der Stimmte und je weiter ich ging, desto lauter wurde sie. Irgendwann trat ich aus dem Wald heraus und stand auf einer Lichtung. Es war die Lichtung, auf der unser Haus stand. Im Garten spielten Zola, Bailey und Ellis. In einer Wiege lag noch ein Baby und auf der Veranda saß Derek und wartete mit einem kühlen Bier auf mich. Die Wolken hatten sich verzogen, der Wind wehte nicht mehr und es regnete auch nicht mehr. Ich ging zu Derek. Dieser begrüßte mich mit einem Kuss, gab mir das Bier und wir setzten uns. Wir beobachteten die Kinder eine Weile beim Spielen, bis das Baby in der Wiege anfing zu schreien. Instinktiv stand ich auf und nahm es raus. Derek kam zu mir und sagte: „Er ist perfekt, unser Sohn, nicht wahr?". Ich blickte den kleinen Jungen verträumt an. Ja, er war perfekt. Er sah aus wie Derek, nur dass er meine Nase hatte. Derek legte einen Arm um mich und küsste mich. Hinter uns hörte man das Gelächter unserer anderen Kinder. Ich war so glücklich, wie schon seit langem nicht mehr. Und im nächsten Moment wurde ich von einem Donnergrollen aus dem Schlaf gerissen.

Alles war nur ein Traum gewesen. Dies stimmte mich ganz traurig und ich nahm mir vor, dass ich alles machen würde, dass es einmal so sein würde. Ich würde aufstehen und weiter gehen. Ich würde wieder nach Hause kommen und dort würde ich um meine Familie kämpfen.

Ich hatte meinen Überlebenswillen wiedergefunden. Mit neuem Elan stand ich auf und ging weiter. Es war immer noch dunkel und ein Gewitter tobte über mir, aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur nach Hause zu meiner Familie. Ich wollte kämpfen. Ich wollte leben.

Plötzlich schlug ein Blitz in einen Baum direkt neben mir ein. Ich schrak zurück. Der Baum krachte und war drauf und dran umzufallen. Ich rannte um mein Leben und übersah dabei eine Wurzel, über die ich stolperte. Ich hörte es knacksen und im nächsten Moment lag ich mit höllischen Schmerzen in meinem rechten Bein am Boden. Ich schrie laut auf. Langsam tastete ich meinen Fuß ab. Er war wohl gebrochen. Ich glaubte sogar ein herausragendes Knochenstück zu erkennen. *Das war's also. So würde mein Leben enden. Ich würde wohl sterben.*, dachte ich mir. Die Tränen kamen mir.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich da saß und weinte. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich wusste nur, dass es schön langsam hell wurde. Irgendwann kamen zwei komische Lichter, die mich blendeten. Sie zogen an mir vorbei und machten einen unerträglichen Lärm. Ich blickte mich näher um und merkte, dass ich in einem Wald gleich hinter einer Straße saß. Ich schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht würde ich doch nicht sterben. Vielleicht würde jemand kommen und mich retten. Ich kroch zu einem Baum und richtete mich langsam auf. Mein Bein schmerzte höllisch. Ich schob den Schmerz ganz weit nach hinten und biss die Zähne zusammen. Ganz langsam humpelte ich Richtung Straße. Am Straßenrand setzte ich mich dann vor einem Baum und wartete bis ich wieder ein Auto hörte.

Irgendwann, es war schon relativ hell, als ich ein Auto hörte. So schnell wie möglich richtete ich mich auf und humpelte auf die Straße. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Straße mitten durch die Pampa verlief und ich mir die schlechteste Stelle ausgesucht hatte, um auf die Straße zulaufen. Ich war direkt hinter einer scharfen Linkskurve. Das Auto kam um die Kurve gebogen und die Lichter blendeten mich. Ich hörte das Quietschen der Reifen und ich wusste, dass es jetzt vorbei sein würde. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Fuß schmerzte höllisch. Ich schloss meine Augen, faltete meine Hände, so wie es Amelia, Callie und manchmal auch Derek machten, wenn sie beteten, und sprach ein Stoßgebet. „Lieber Gott, ich weiß, dass ich nicht religiös bin. Ich bin ja nicht einmal getauft, aber wenn es dich wirklich gibt, dann hilf mir bitte. Ich brauche dich. Ich will nicht sterben.", flüsterte ich leise. Das Quietschen der Reifen wurde immer lauter und lauter, was hieß, dass das Auto immer näher kam. Ich wartete jeden Moment darauf, dass mich das Auto mit sich reißen würde, doch nichts geschah. Das Quietschen der Bremsen wurde immer leiser. Ich öffnete meine Augen leicht und sah, dass das Auto direkt vor mir zum Stillstand gekommen war. Dann blickte ich etwas höher und sah Derek am Steuer des Autos sitzen. Das Gefühl von Erleichterung durchströmte meinen Körper. „Danke, Gott.", flüsterte ich, bevor alles um mich herum schwarz wurde und ich zusammenbrach.

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